25.10.2020 15:01 |

Mama: „War machtlos“

Im Drogensumpf: Drama um Mädchen (12) aus Tirol

Viele Jugendliche in Tirol konsumieren regelmäßig illegale Substanzen. Im Zuge des „Krone“-Schwerpunktes erzählt eine weitere Mutter aus Innsbruck, wie ihre damals erst 12-jährige Tochter zu Drogen kam, dass ihr Kind sexuell missbraucht wurde und dass den Ärzten die Hände gebunden waren – Stichwort eigener Wille.
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„Wir haben ein turbulentes Jahr hinter uns, sind erschöpft und müssen uns noch erholen“, schildert die Mama der 13-jährigen Lena (Name geändert). Zurecht, denn das Mutter-Tochter-Gespann hat in der Tat Erfahrungen gemacht, die für Fassungslosigkeit sorgen.

Begonnen hat alles mit Alkohol und Joints
Angefangen hat alles vor rund einem Jahr. Die damals 12-jährige Lena hat plötzlich begonnen, Alkohol zu trinken und Joints zu rauchen. Fehlende Aufmerksamkeit seitens ihres Vaters und Unterforderung in der Schule – wohl Gründe dafür, warum sich Lena in die Fänge von zwielichtigen Personen begeben hat. Es soll sich dabei um polizeibekannte Personen handeln, wie die Innsbruckerin betont.

„Wir haben vom Jugendamt eine Betreuerin zur Seite gestellt bekommen, die uns eigentlich helfen hätte sollen. Doch sie hat alles nur noch schlimmer gemacht. Prinzipiell agiert das Jugendamt zwar rechtlich korrekt, doch moralisch katastrophal. Außerdem haben sie viele administrative Fehler gemacht und waren während des gesamten Lockdowns nicht erreichbar. Parallel dazu habe ich auf eigene Kosten eine Psychologin engagiert“, zählt die Mutter auf.

„Meine Autorität wurde einfach so untergraben“
Hinter ihrem Rücken habe die Betreuerin und ihre Tochter Pläne ausgeheckt, wo die 12-Jährige am besten fremduntergebracht werde. „Zudem wurde meine Tochter über alle ihre Rechte detailliert aufgeklärt. Das hat meine Autorität untergraben“, erklärt die Tirolerin. Ihre Tochter sei gekommen und gegangen, wann sie wollte. „Laut Jugendamt durfte ich ihr nicht Hausarrest geben, da das Freiheitsberaubung gewesen wäre. Ich durfte sie nicht aus der Wohnung schmeißen, weil ich damit gegen die Obsorgepflicht verstoßen hätte. Und ich durfte sie nicht am Körper festhalten, denn sonst wäre das als Körperverletzung gewertet worden. Ich war wirklich machtlos“, so die Mutter.

Selbstmordversuch und Vergewaltigung
Lena hat plötzlich angefangen, diverse Drogen wie Ecstasy und Benzodiazepine zu nehmen. „Gespritzt habe sie sich die gefährlichen Substanzen zum Glück nie“, erklärt ihre Mama, die sich sehr um Hilfe bemüht hat. „Ich habe alles versucht, bin etwa auch mehrfach verzweifelt bei der Polizei gesessen. Ich wollte sie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall auch psychologisch betreuen lassen. Die Ärzte waren dort wirklich sehr engagiert und haben sich verschiedene Ansätze überlegt. Doch es waren ihnen die Hände gebunden, da meine Tochter nicht aus freien Stücken mitspielen wollte“, betont die Mama.

Ab Februar dieses Jahres spitzte sich die Lage zu: Die 12-Jährige hatte versucht, sich das Leben zu nehmen. Im April wurde sie von einem Ausländer vergewaltigt, der mittlerweile hinter Gittern sitzt. Im August wurde sie bei der Mentlvilla Innsbruck, einer Kontakt- und Anlaufstelle für Menschen mit Suchterkrankung, von Jugendlichen misshandelt. „Die Täter sind zwar bekannt, doch die Polizeibeamten können nichts dagegen unternehmen, weil sie minderjährig sind“, lässt die Innsbruckerin aufhorchen.

Der 12. August dürfte beim Mädchen ein Umdenken ausgelöst haben. An diesem Tag starb eine 13-jährige Tirolerin an einer Drogen-Überdosis. „Meine Tochter war mit ihr befreundet. Dieses tragische Erlebnis hat sie vermutlich wachgerüttelt“, gibt die Mutter preis. Sie hat es geschafft, ihrer Tochter zu helfen - und zwar indem sie ihr einen vorübergehenden Platz bei einer Pflegefamilie auf Teneriffa organisiert hat.

Jasmin Steiner, Kronen Zeitung

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