Aus für 360 Jobs

Früherer ATB-Eigentümer kritisiert Chinesen scharf

Steiermark
27.07.2020 12:23

Der Industrielle Mirko Kovats, früherer Eigentümer der ATB in Spielberg, hat am Montag in einer Aussendung die „völlig unnötige Schließung eines wettbewerbsfähigen österreichischen Industriestandortes durch den chinesischen Eigentümer“ kritisiert. Vergangene Woche wurde bekannt, dass in dem Werk im steirischen Murtal rund 360 von mehr als 400 Mitarbeitern gekündigt werden sollen.

Kovats ortet hinter dem damaligen Verkauf an die chinesische Wolong-Gruppe und den nun angekündigten Kündigungen eine „offensichtlich langfristig geplante Schließungsstrategie nach erfolgtem Technologietransfer“. Das sei seiner Meinung nach „wahrnehmbar“. Kovats kritisierte auch den seiner Ansicht nach damals zu niedrigen Verkaufspreis: Um 60 Millionen Euro sei die ATB vom Insolvenzverwalter „quasi verschenkt“ worden, so der Industrielle. Dabei habe er selbst bereits einen Kaufpreis von 110 Millionen Euro ausverhandelt gehabt.

„Hat Wolong die Gunst der Stunde im Sanierungsverfahren genutzt und ATB mit Versprechungen einerseits die österreichischen Arbeitsplätze zu erhalten, andererseits ein österreichisches Traditionsunternehmen für den Weltmarkt zu rüsten, deutlich zu günstig erworben? Ist man hier - trotz mahnender Stimmen - der chinesischen Eroberungstaktik erlegen? Hat man, um einen schnellen Erfolg zu erzielen, für den Industriestandort Österreich wichtige, langfristige Überlegungen außer Acht gelassen? Waren die Gläubiger tatsächlich über alle Umstände informiert?“, stellte Kovats Fragen in den Raum.

„Österreichisches Technologieunternehmen verschleudert“
Er bedauerte einen „nicht umkehrbaren Technologietransfer von zum Beispiel geräuschlosen Großgeneratoren für Atom-U-Boote, Großmotoren für die Petrochemie und Offshore-Ölgewinnung, explosionsgeschützte Motoren für den Kohlebergbau, und nun umweltfreundliche effiziente Kleinmotoren nach China.“ „Die Geschichte eines Misserfolges und verschleuderten österreichischen Technologieunternehmens.“

Kovats prophezeite selbst Abzug der Produktion
Kovats selbst hatte allerdings 2010 die Überlebenschancen des Motorenwerks in seinem Buch „Die Sowjets hatten recht“ als gering angesehen und den mittelfristigen Abzug der Produktion vorausgesagt. Damals bezeichnete er die dortigen Lohnkosten als um wenigstens 50 Prozent zu hoch. Davor hatte es ein jahrelanges Ringen um einen Lohnverzicht der Belegschaft gegeben. 2005 hatte er eine geplante Investition über 50 Mio. Euro nicht in Spielberg getätigt, sondern in die Slowakei verlegt. Kovats stieg 2001 bei der ATB ein. 2011 wurde das Unternehmen von der Wolong-Gruppe übernommen.

„Hier geht es wohl um Gewinnmaximierung“
Am Wochenende hatte im Gespräch mit der „Steirerkrone“ auch der Grüne Vizekanzler Werner Kogler Kritik an Wolong geübt: „Mein Verdacht ist, dass der Standort sehr wohl überlebensfähig gewesen wäre, wenn man Überbrückungshilfen in Anspruch genommen hätte. Hier geht es wohl um Gewinnmaximierung.“

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