Unfalldrama am Plansee

„In der Tiefe dachte ich ständig ans Ersticken“

Tirol
22.05.2020 20:30

Armin Sakanovic kniet am Planseeufer in Tirol, Kerzen stehen ringsherum - es ist jene Stelle, an der er am späten Montagabend als Beifahrer in einem PS-starken Audi in die eisigen Fluten katapultiert wurde. Wie berichtet, kam der Lenker (24) dabei um. Der 18-Jährige gewann hingegen den dramatischen Kampf um sein Leben.

Erst am verhängnisvollen Tag hatte Armin den deutschen Unfalllenker über Freunde näher kennengelernt. „Ich bin ein Autofanat, wir haben dann Videos gedreht und sind einige Runden gefahren“, schildert der 18-Jährige. Am Seeufer habe er den Fahrer noch ermahnt, nicht so arg Gas zu geben - doch der sagte nur: „Keine Sorge, ich kenne diese Strecke sehr gut.“

20-Meter-Sprung
Kurz darauf kam es nach einem wilden Schleudermanöver zur Tragödie: „Wir sind zuerst gegen einen Baum gekracht und dann mit dem Auto 20 Meter in den See gesprungen, nach wenigen Sekunden waren wir auf neun Meter Tiefe abgesackt.“ Schon zuvor war Wasser durch eine zerborstene Scheibe geströmt, die Luft blieb weg. „Ich wusste nicht, wo oben und unten war, es war stockdunkel“, erzählt der junge Kellner.

Auftauchen fühlte sich wie Viertelstunde an
Mit der Hand ertastete er dann draußen Steine und ahnte, dass der Audi auf dem Dach liegen müsse. Danach hantelte er sich zum Heck, wo zum Glück die Scheibe fehlte, und zog sich aus dem Fahrzeug, „Das Auftauchen aus neun Metern Tiefe hat sich wie eine Viertelstunde angefühlt. Ich dachte ständig ans Ersticken. Beim ersten Atemzug an der Oberfläche bin ich fast bewusstlos geworden.“ Armin ist ein blendender Schwimmer („Sonst hätte ich das nie überlebt“) - doch die Kraft reichte gerade noch so weit, dass er mit den Beinen im Wasser am Ufer liegen blieb.

Zeugen des Unfalls gaben ihm Jacke
Zeugen des Unfalls zogen ihm die Oberbekleidung aus, gaben ihm eine Jacke. Bis auf einen Kratzer blieb Armin unversehrt. Erst hinterher wurde ihm so richtig bewusst: „Da ist jemand gestorben, mit dem ich Minuten vorher noch geredet und gelacht habe.“ Armins Mitgefühl gilt derzeit den Angehörigen des Lenkers. 

Petition gestartet
Zusammen mit seiner Schwester Armina will Armin nun dafür eintreten, dass die gefährliche Straße am Planseeufer entschärft wird. Auf ihren Facebook-Seiten starteten die beiden die Petition „Bremsschwellen am Plansee“, die schnell einige Hundert Unterstützer fand. Der Breitenwanger Bürgermeister Hanspeter Wagner verweist auf bereits verwirklichte Schritte gegen Unfälle und betont, dass nach einem Unglück vor zwei Jahren - eine 17-Jährige war ums Leben gekommen - scharfe Kurven extra gekennzeichnet und ein fixes 50-km/h-Limit eingeführt wurden.

Die Polizei kontrolliere zudem verstärkt. Mehrfach habe er sich mit dem Baubezirksamt und Experten des Landes beraten. Fazit: Leitschienen sind für Motorradfahrer extrem gefährlich. Bodenschwellen seien ebenso fragwürdig - hohes Risiko, wenn jemand trotzdem rast. Und die Schneeräumung werde damit fast unmöglich.

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