75. Jahrestag

Ein neuer Blick auf Krieg und Frieden in Tirol

Tirol
03.05.2020 10:00

Am 3. Mai 1945 treffen die Truppen der US-Armee in Innsbruck ein. Mit ihnen kommt Frieden! Ein neues Buch erzählt die Geschichte vom Ende des Zweiten Weltkriegs aus einer anderen Perspektive. Aus einem neuen Blickwinkel erforscht Mitherausgeber Peter Pirker auch den Krieg.

Peter Pirker vom Institut für Zeitgeschichte der Uni Innsbruck hat in den vergangenen Tagen zahlreiche Interviews gegeben. Sein Buch „Schnappschüsse der Befreiung. Fotografien amerikanischer Soldaten im Frühjahr 1945“ (Tyrolia-Verlag) kann er leider noch nicht herzeigen. Die Corona-Krise hat die Veröffentlichung verzögert. Doch Mitte Mai soll es auf den Markt kommen.

Historiker Pirker und der Absamer Museumsleiter Mathias Breit sind Herausgeber des Buches, in dem Hunderte Fotografien aus Archiven der US-Armee und von Veteranen das Ende des Zweiten Weltkriegs in Tirol beleuchten. „Die US-Soldaten haben viel und gerne fotografiert. So konnten sie den Briefen an ihre Familien auch Bilder beilegen“, spricht Pirker von einer guten Datenlage.

Wie die Amerikaner Tirol erlebten
Die Fotografien erzählen von den letzten Kriegstagen, in denen die US-Truppen am Fernpass und bei Scharnitz noch auf Gegenwehr stießen. Sie erzählen aber vor allem vom Frieden aus der Sicht jener, die ihn nach Tirol brachten. „In Deutschland hat sich den Alliierten großteils ein Bild der Zerstörung und des Grauens geboten. In Tirol waren Städte und Dörfer vergleichsweise wenig beschädigt. Hier mussten die Soldaten keine Konzentrationslager befreien. Der Anblick des unsagbaren Leids blieb ihnen hier erspart. Von der Landschaft waren die GIs angetan. Hier konnten sie sich erstmals nach langer Zeit etwas erholen“, umschreibt Pirker die Atmosphäre, die die Bilder und Berichte widerspiegeln.

Erholung am Achensee und auf der Seegrube
Sich im Alpenhof am Achensee erholen, auf der Seegrube wandern, Karten spielen und den Einheimischen dabei zuschauen, wie sie an das Leben vor dem Krieg anzuknüpfen versuchen – es ist ein anderer Blick auf den jungen Frieden in Tirol. Er ist subjektiv, nicht primär dem Dokumentarischen verpflichtet. Und dennoch ist er eine aussagekräftige Ergänzung zu dem, was bisher über das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren berichtet wurde. Die Herausgeber stellen den Lesern Erklärungen zur Einordnung zur Seite.

Die Geschichte der Tiroler Deserteure
Historiker Pirker arbeitet derzeit an einem weiteren Kapitel zum Zweiten Weltkrieg, das bisher allzu einseitig reflektiert wurde. Im Auftrag von Land und Stadt Innsbruck beleuchtet er die Schicksale von Tiroler Deserteuren, die auch noch Jahrzehnte nach Kriegsende als Feiglinge galten. „Viele Akten des Militärgerichts sind erhalten. Auch jene des Sondergerichts der NS-Justiz, wo die Beihilfe zur Fahnenflucht verhandelt wurde“, erklärt Pirker. Was er noch sucht, ist Zugang zu Familien von Deserteuren. Ihre Sicht der Dinge wurde Jahrzehnte verschwiegen. Das soll ein Ende haben.

Kontakt zu Historiker Peter Pirker: peter.pirker@uibk.ac.at

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