Dritte Totalsperre

Luftbrücke in Osttirol hätte früher starten können

Tirol
22.04.2020 06:45

Tagelang war das Defereggental nach einem Felssturz abgeschnitten. Erst seit Dienstag ist die Straße wieder temporär offen. Die vom Land eingesetzte Luftbrücke wirft Fragen auf: Denn Unternehmer Roy Knaus hatte angeboten, gratis ab Samstag zu fliegen. Gestartet wurde erst am Montag mit dem Landeshubschrauber.

Es ist österreichweit wohl einzigartig: Dreimal binnen eines halben Jahres waren die rund 2400 Einwohner des Defereggentales in Osttirol von der Außenwelt abgeschnitten: Zuerst durch tagelange Schneefälle im November, dann durch Corona und jetzt noch durch einen Felssturz, der die Landesstraße tagelang unpassierbar machte.

Die Nerven einiger Talbewohner wurden bis aufs Äußerste strapaziert. Denn schon vor dem vergangenen Wochenende drohte in gewissen Bereichen eine Lebensmittelknappheit. In dieser Situation bot der Hubschrauberunternehmer Roy Knaus an, gratis Lebensmittel ins Tal zu fliegen, da er ja ohnehin Mitarbeiterflüge dorthin durchführe.

Gratis-Angebot an die Tiroler Landesregierung
Diese Flüge hätten bereits mit Samstag starten können. „Innerhalb weniger Stunden könnten rund 50 Tonnen Lebensmittel befördert werden“, schrieb Knaus in einem der „Tiroler Krone“ vorliegenden E-Mail an die Landesregierung.

Dennoch sagte die Osttiroler Bezirkshauptfrau Olga Reisner die Einrichtung einer Luftbrücke erst ab Montag zu. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch auch schon mehr oder weniger klar, dass die Straße bald wieder aufgehen würde.

Trotzdem wurde mit Pomp und Trara die Luftbrücke gestartet, und zwar mit dem Landeshubschrauber, der zum Zweck von Erkundungsflügen aus Innsbruck überstellt worden war – obwohl Knaus zwei leistungsstarke Maschinen vor Ort hat, eine Bell 212 und einen Eurocopter 135.

Landesheli lud Fracht vor dem Zielort ab
Am Montag knatterte der Landeshubschrauber schon gegen 7 Uhr früh Richtung St. Jakob. Und hier wird es richtig kurios, wie ein Betroffener hautnah berichtete: „Der Landeshubschrauber hat seine Ware in St. Veit abgelegt und diese wurde dann mit der Feuerwehr nach St. Jakob transportiert“, sagte der Augenzeuge. Später sei auch der Knaus-Heli zum Einsatz gekommen: „Wenigstens hat der die Fracht dann gleich nach St. Jakob geflogen.“

Mehr als kurios, nämlich skandalös sei es aber, dass die Bauarbeiter auf dem etwa 50 Meter langen, vom Felssturz betroffenen Abschnitt beim Mellitzer Tunnel die Gefahrenstelle mehrmals täglich mit dem Auto passiert hätten. „Sie hätten also auch problemlos Lebensmittel und andere Güter mitnehmen können.“ Von Seiten des Landes wird betont, dass die Notwendigkeit einer Versorgung früher als Montag nicht gegeben war.

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