Chaos in Altstadt

Versenkbare Poller in Salzburg fordern erste Blech-Opfer

Österreich
24.06.2010 15:35
Mehr als ein Dutzend Poller fahren seit Montag in der Salzburger Altstadt hoch und nieder und geben nur mehr Anrainern und Befugten den Weg frei. Es dauerte keine zwei Tage bis zu den ersten blechernen Opfer: Am Dienstag machte das Fahrzeug eines Obertrumers Bekanntschaft mit einem Metall-Zylinder, am Mittwoch hat eines der Geräte ein Taxi "aufgeschlitzt". Die Fiaker wiederum haben Angst, weil ihre Pferde wegen der Poller scheuen, und ein Briefträger musste 100 Euro Strafe zahlen, weil er sich verspätete.

Die Touristen finden sie sinnvoll, die Geschäftsleute sind geteilter Meinung: Die 22 fixen und 14 per Fernbedienung versenkbaren Poller, die seit Montag Salzburgs Altstadt absichern, lösten seither zahlreiche Zwischenfälle aus.

Bereits am Dienstag war das Auto eines Obertrumers beschädigt worden. Am Mittwoch erwischte es eine Taxilenkerin. "Ich wollte beim Michaelitor zum Mozartplatz zufahren und drückte auf die Fernbedienung. Der Poller ging runter. Ich fuhr los und plötzlich gab es einen Ruck", schildert Jelena Dzeladlija (im Bild mit dem ramponierten Wagen). Ihr Peugeot wurde im Frontbereich von unten her regelrecht aufgeschlitzt. "Wer zahlt jetzt den Schaden?", fragt sich die Taxifahrerin.

Pferde fürchten sich vor Pollern
Einem Fiaker stieß Ähnliches zu: Der Poller fuhr genau unter der Kutsche wieder hoch. Die Pferde scheuten aber zum Glück nicht. "Das wird noch 14 Tage dauern, bis sich die daran gewöhnen", meinte einer seiner Fiaker-Kollegen, der seinen Tieren bei jeder Überfahr ein Weilchen gut zureden muss.

In den ersten drei Tagen hagelte es 40 Anzeigen an die Stadt. So musste ein Paket-Ausfahrer der Post 100 Euro Strafe zahlen, weil er zu lange in der Altstadt blieb, und will nun von der Stadt Entschädigung. Er hatte wegen der vielen Hindernisse 15 Minuten länger zum Austragen benötigt und konnte deswegen nicht - wie vorgeschrieben - vor 11 Uhr vormittags die Altstadt verlassen. In so einem Fall funktioniert die Fernbedinung dann nicht mehr und der Verkehrssünder muss sich bei der Polizei einen Code für die "Ausreise" holen - und natürlich zahlen.

Auch dass die Funkfernbedienungen nur bei bestimmten Pollern funktionieren, nervt die Verkehrsteilnehmer. Nicht wenige Autofahrer steuerten zu Beginn die falschen Poller an und sorgten für kurze Staus. Erwin Dürnberger (75), Bewohner in der Kaigasse, kritisiert, dass seine gehbehinderte Frau, die im Rollstuhl sitzt, nicht mehr von der Tochter mit dem Auto zum Arzt gebracht werden kann. "Der Behindertenschlüssel sperrt nur bei dem Poller am Mozartplatz. Gegen die Einbahn kann man aber nicht in die Kaigasse fahren."

"Lenker fahren zu schnell drüber"
Christian Morgner vom Magistrat verteidigt das System: "Es funktioniert. Viele Lenker fahren aber zu schnell darüber. Da kann die Induktionsschleife nicht reagieren. Deswegen kommen die Poller zu früh wieder hoch." "Wenn es große Probleme gibt, kann man noch nachbessern", beruhigte Planungsstadtrat Johann Padutsch.

von Manuela Kappes (Kronen Zeitung) und krone.at
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