Achtung, Mäusegift!

50 Hunde und Katzen im Bezirk Kitzbühel vergiftet

Tirol
17.12.2019 09:00

Es sind Vorfälle, die bei Tierbesitzern den Atem stocken lassen: Die Katze torkelt, der Hund wird scheinbar grundlos schreckhaft und innerhalb kürzester Zeit sinkt die Körpertemperatur des Haustiers in einen tödlichen Bereich. Alleine im Bezirk Kitzbühel geschah das in den vergangenen Monaten bei rund 50 Haustieren. Sie haben Mäusegift oder die vergifteten Kadaver erwischt.

„Der Schrecken heißt Alpha-Chloralose“, warnt Tierärztin Cornelia Z’berg aus Kitzbühel. Ein Inhaltsstoff, der in einigen gängigen Ratten- und Mäusegiften enthalten ist. Die Portionsköder sind hochwirksam gegen Mäuse - aber leider auch gegen andere Tiere, weswegen sie laut Hersteller nur in geschlossenen Räumen oder manipulationssicheren Köderstationen verwendet werden sollten.

Tiere fressen die vergifteten Kadaver
Dennoch schaffe es das Gift leider häufig nach draußen, wo es mit Getreide vermischt ausgelegt werde, schildert die Unterländer Tierärztin. Das Problem: Hunde und Katzen fressen die vergifteten Mäuse oder auch das Gift selbst - und dann geht alles sehr schnell.

Achtung, wenn Tiere taumeln und zittern
Eine halbe bis vier Stunden nach der Giftaufnahme treten die ersten Symptome bei den Haustieren auf. Sie beginnen zu taumeln, zittern, werden schreckhaft und können sich irgendwann nicht mehr bewegen. „Alpha-Chloralose wirkt dämpfend auf das Zentralnervensystem und stimulierend auf die spinalen Reflexe“, erklärt Z’berg. Kleinste Berührungen oder akustische Reize können dann zu Krämpfen führen. „Zudem sinkt die Körpertemperatur in einen für Kleintiere tödlichen Bereich“, schildert die Tierärztin aus Kitzbühel. Die Tiere verfallen in einen komatösen Schlaf - aus dem sie im schlimmsten Fall nicht mehr erwachen.

Rund 50 Haustiere im Bezirk betroffen
Insgesamt 13 vergiftete Katzen und zwei Hunde behandelte sie seit Sommer in ihrer Praxis in Kitzbühel. „Aber auch die benachbarten Tierärzte berichten über eine nie dagewesene Häufung dieser Vergiftungsfälle“, sagt die Tierärztin. Alleine im Bezirk Kitzbühel seien bisher rund 50 Haustiere betroffen gewesen.

„Betrifft auch Wildtiere wie Greifvögel und Co.“
Zudem gibt sie zu bedenken, wie viele Tiere es nicht mehr nach Hause schaffen und irgendwo einschlafen. „Außerdem betrifft das ja auch Wildtiere, vor allem Greifvögel, aber auch Füchse, Dachse, Marder oder Igel“, sagt die Tierärztin. Paul Ortner von der Tiroler Landesveterinärdirektion hat bereits von den Fällen im Unterland gehört, wie er auf „Krone“-Nachfrage bestätigte. Ob auch andere Teile Tirols betroffen sind, könne er aber nicht sagen, denn die Vergiftungsfälle seien nicht meldepflichtig. Dennoch warnte auch er Tirols Tierärzte in einem Schreiben vor dem Gift.

„Keine Verurteilung, aber Sensibilisierung“
„Wir möchten niemanden verurteilen und sind uns sicher, dass hinter den Vergiftungsfällen keine böse Absicht steckt“, betont Cornelia Z’berg. Wichtig sei ihr aber, die Menschen zu sensibilisieren: „Wir empfehlen, diese Köder nur strikt nach Anweisungen des Herstellers oder gar nicht zu verwenden, um weitere Vergiftungsfälle zu vermeiden.“

Was im Notfall zu tun ist

  • Sofort zum Tierarzt, wenn das Haustier zittert, taumelt oder schreckhaft wird.

  • Die Therapie besteht aus Infusionen, Wärme und krampflösenden Mitteln.

  • Sind die Tiere noch bei Bewusstsein, kann man mit einer Spritze das Erbrechen auslösen, wodurch meist die aufgenommenen Mäuse oder die Körner der Köder zum Vorschein kommen.

  • Der Nachweis des Giftes ist laut Institut für Pharmakologie und Toxikologie der tierärztlichen Fakultät München schwierig, da „Alpha-Chloralose “ instabil ist.

  • Komatöse Tiere schlafen zwölf bis 48 Stunden und sind wie in einer starken Narkose.

  • Das Allerwichtigste ist aber, dass die Körpertemperatur mittels Wärmematten stabilisiert wird. Damit - und solange keine Komplikationen wie schwerwiegende Krämpfe auftreten - haben die Tiere jedoch gute Überlebenschancen.

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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