Welche Folgen Plastikmüll für die Tierwelt haben kann, zeigt eine neue Studie. Er ist auf den entlegenen Henderson Islands, einer entlegenen Insel im Südpazifik sowie auf den Kokosinseln im Indischen Ozean für den Tod von mehr als einer halben Million Einsiedlerkrebse verantwortlich, berichten Forscher der University of Tasmania und des Natural History Museum in London.
Einem Team um Jennifer Lavers vom Institut für Meeres- und Antarktisforschung der University of Tasmania war aufgefallen, dass in vielen offenen Plastikflaschen oder ähnlichen Behältern, die an die Strände der beiden Inseln geschwemmt wurden, häufig Einsiedlerkrebse herumkrochen und sich auch viele tote Tiere in ihnen befanden.
Regelrechtes Einsiedlerkrebs-Massensterben
Mit Kollegen vom Natural History Museum in London nahmen die Forscher die Behältnisse näher unter die Lupe und fanden dabei heraus, dass der Plastikmüll für ein regelrechtes Massensterben der Einsiedlerkrebse auf den Kokosinseln und Henderson Island verantwortlich sind. Im Schnitt zwei tote Tiere pro Quadratmeter Strand fanden die Forscher, berichtet der „Guardian“.
Allein auf den Kokosinseln (sie werden auch Keeling Islands genannt) zählten die Wissenschaftler nicht weniger als 508.000 Einsiedlerkrebse, die durch den Müll umgekommen waren. Auf der auf Grund ihres artenreichen Ökosystems seit 1988 zum UNESCO-Welterbe zählender Henderson-Insel, die als Ort mit einer der größten Plastikmülldiche fanden die Wissenschaftler weitere 61.000 tote Einsiedlerkrebs, die in Plastikmüll verendeten.
Ein einziges Tier setzt so eine fatale Kettenreaktion in Gang: In größeren Behältnissen fanden die Wissenschaftler bis zu 500 tote Einsiedlerkrebse. „Das Problem ist sehr heimtückisch, weil ein einziges Tier ausreicht, um eine Kettenreaktion in Gang zu setzen“, wird Alex Bond vom Natural History Museum im „Guardian“ zitiert.
Kettenreaktion durch Verwesungsgeruch
Wie die Forscher herausfanden, gelingt es den Krebsen häufig nicht mehr aus den Plastikbehältern zu kriechen, wenn dessen Öffnung nach oben zeigt. Der Geruch der Tiere, die deshalb verenden, lockt Artgenossen an, weil das für sie ein Signal ist, dass eine Behausung freigeworden ist.
Henderson Island erlangte 2017 traurige Berühmtheit als Lavers berichtete, dass auf der entlegenen, unbewohnten Südseeinsel, Unmengen von Plastikmüll gefunden wurden. Bis zu 670 Plastikteile pro Quadratmeter bedecken dort die Strände - die größte gemessene Plastikmülldichte der Welt. Nicht viel besser sieht auf den zu Australien gehörenden Kokosinseln aus, die laut einer Studie der Forscherin mit geschätzten 414 Millionen Plastikabfällen übersät sind (siehe Video unten).
Bis 2050 mehr Müll als Fische in den Ozeanen
Laut einer bei der Eröffnung des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos im Jänner 2016 vorgestellten Studie der Ellen-MacArthur-Stiftung gelangen Jahr für Jahr mindestens acht Millionen Tonnen Plastik in die Meere - das entspricht einer Lkw-Ladung Plastikmüll pro Minute. Bis 2050 werde mehr Plastikmüll in den Ozeanen der Welt schwimmen als Fische, so die düstere Prognose der Autoren der Studie.
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