15.11.2019 16:42

krone.tv-Reportage

Fiaker, Faxi, E-Oldtimer: Kampf um die Wiener City

Fiaker, sogenannte Faxis (Fahrradtaxis) und nun E-Oldtimer - das sind Elektrofahrzeuge im alten Look. In der Wiener City droht ein Kampf um die begehrten Stadtrundfahren. 2018 gab es alleine in der Bundeshauptstadt insgesamt 16,5 Millionen Nächtigungen. Touristen haben die Wahl. Wer eine Rundfahrt wünscht, kann sich mittlerweile zwischen der klassischen Pferdekutsche oder modernen E-Fahrzeugen entscheiden, egal ob Rikscha oder Oldtimer. Bei so einem Angebot drängt sich die Frage auf: Gibt es überhaupt genügend Platz für alle? Die krone.tv-Reportage über ein Konkurrenzgeschäft, bei dem alle nur zuschauen.

In Wien-Simmering macht sich „Fiakerbaron“ Wolfgang Fasching gerade für eine gebuchte Fahrt startklar. Der SPÖ-Bezirksrat greift zu seinem Fahrtenbuch, trägt das Datum ein, spaziert zu seiner Kutsche und begrüßt die Pferde.

Abgeholt werden die Gäste von ihm direkt vor einem Innenstadt-Hotel am Schwedenplatz. Wir begleiten ihn auf der Fahrt dorthin. Herr Fasching kennt die Probleme in der City. „Die Betreiber (Anm: von Faxis und E-Oldtimern) selbst halten sich an die Regeln.“ Es seien einzelne Fahrer, die „versuchen, sich ein Zubrot zu verdienen, indem sie sich in der Nähe der Standplätze positionieren und dort Fahrgäste, die eigentlich im Begriff sind, zum Fiaker zu gehen, aufhalten, sie überreden, mit ihnen zu fahren, das macht eigentlich das Problem aus.“

Kritik an Bezirksvorsteher Figl und Innung
Er ist der Meinung: „Es gibt Platz für alle!“ Nur müssten für E-Oldtimer & Co. Standplätze definiert und vergeben werden. „Auch seitens der Innung bietet man ihnen keine Standplätze an. Wenn man den Leuten keine Möglichkeit gibt, dann stehen Fahrer hauptsächlich illegal herum.“ Kritik äußert der Fiakerbaron am Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, Markus Figl (ÖVP). „Das Dilemma zu lösen liegt nicht in seinem Interesse. Als Kleinbetreiber bist du machtlos.“

Wegen Tierschützern umgesattelt
Am Heldenplatz treffen wir Christian Strnka (47). Er ist früher selbst Fiaker gefahren und jetzt auf E-Oldtimer umgesattelt - aus Faszination an der Technik und wegen den Tierschützern, die den Kutschern das Leben schwer machen. Mit Strnka sind gleich zwei von vier E-Oldtimer Betreiben ehemalige Kutscher. Er betreibt den „Walzer-Express“ und ist stolz auf seine Alternative: „Der E-Oldtimer stinkt nicht, ist umweltfreundlich und leise.“

Seinen Kunden gefällt‘s. Ein Tourist kommt vorbei und fragt nach dem Baujahr. „One year ago!“, lacht Strnka. Die Nachbauten kommen gut an, nur gibt es keine fixen Standplätze. „Wir dürfen nur dort stehen können, wo man stehen darf. Sie können sich vorstellen, in der Inneren Stadt ist das sehr schwierig.“ Er würde sich von der Stadt dringend Stellplätze wünschen: „Dann würden wir niemandem im Weg stehen und könnten ganz normal unsere Arbeit machen.“ Groll von den Ex-Kollegen hat er bis jetzt keinen zu spüren bekommen. „Ich grüße sie alle. Man kennt sich über die Jahre.“

„Am Anfang waren die Pferde irritiert“
Und dann gibt es da noch die E-Rikschas. Christoph Ertelthalner (56) betreibt seit 2001 das ein Unternehmen, das zehn Fahrradtaxis vermietet. Er hat alle Phasen mitgemacht, sich seinen Platz erkämpft. „Am Anfang waren die Pferde irritiert, aber mit der Zeit haben sie sich an uns gewöhnt.“ Nur im touristischen Hochsommer wird es eng in der City.

„Ich fahre aber das ganze Jahr über“ - auch jetzt im kühlen November. Ertelthalner kann die Vorbehalte nachvollziehen: „Wenn nicht alle Fahrer sich ganz korrekt verhalten im Verkehr und nicht in den Rückspiegel schauen, wenn sie stehen bleiben, damit der Tourist ein Foto machen kann.“ Er ist aber überzeugt: „Zwischen Fiaker und Faxi gibt es keine Konkurrenz, weil viele fahren mit uns, weil sie Mitleid mit den Pferden haben.“ Also eine andere Zielgruppe?

E-Oldtimer sind das moderne Wien
Auch Touristen sehen es entspannt. Alessandra Amenduni (27) aus Italien glaubt nicht „dass das eine das andere ausschließt. Es sind zwei ganz unterschiedliche Erlebnisse. Einfach eine Sache des Geschmacks.“ Der Deutsche Peter Werner hat in Wien seinen 80. Geburtstag mit seinem Sohn gefeiert: „Ich hoffe, die werden alle zurechtkommen. Jeder soll glücklich werden, sein Geld verdienen. Nur auf eins zu setzen wäre sicher falsch.“ Danny Schoolmeesters (47) ist aus Holland nach Wien gereist. „Die Pferde gehören schon mehr zu Wien“, findet er. Und die E-Oldtimer? „Das ist das moderne Wien.“

Neue Sightseeing-Transporte treffen auf die alteingesessenen Fiaker, die Kunden schätzen beides, das Konzept von Wien Tourismus für ein friedliches Miteinander soll bald folgen.

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