Entschuldigungsgeste

Brutale Raubserie: Handkuss für gepeinigtes Opfer

Wien
02.10.2019 06:00

Es waren Szenen, die sich auf diese Weise wohl wahrlich selten vor Gericht abspielen. Wegen einer brutalen Raubserie an gehbehinderten Wienerinnen saßen zwei junge Männer am Dienstag auf der Anklagebank, wurden wegen ihrer „höchst verwerflichen“ Taten schlussendlich zu elf Jahren Haft verurteilt. Ebenfalls im Saal: eines der Raubopfer, bei dem einer der Verurteilten unter anderem mit einem Handkuss um Verzeihung für seine Taten bat …

Noch einmal die traumatischen Momente durchleben, sich mit den Peinigern im selben Raum befinden, ihnen in die Augen sehen müssen. Mit großer Brutalität waren die beiden Angeklagten bei ihren Überfällen vorgegangen, obwohl sie sich als Opfer stets Pensionistinnen mit Gehbehinderung ausgesucht hatten. Mehrere der Frauen zwischen 73 und 89 Jahren wurden bei den Überfällen schwer verletzt - eine von ihnen erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma, eine andere einen Abriss des Oberarmkopfes, eine weitere einen Steißbeinbruch.

Schweigen während der Verhandlung
Frau Josefine ist eines der insgesamt zwölf überfallenen Opfer, befand sich als Einzige am Dienstag im Saal, als die beiden 22 Jahre alten Angeklagten mit türkischen Wurzeln vor Gericht standen.
Viel kam den beiden Männern beim Prozess nicht über die Lippen, ihre Blicke waren zumeist zu Boden gerichtet, die Köpfe sanken tiefer, als die Staatsanwältin Fall für Fall schilderte, über die Schwere der Verletzungen der Opfer sprach.

Die Beratung dauerte danach nicht lange, Richter Johannes Varga verhängte „schon aus generalpräventiven Gründen“ jeweils elf Jahre Haft. Viel zu sagen hatten die Verurteilten nicht, doch beide gaben an, ihre Taten zu bereuen, sich dafür furchtbar zu schämen.

Handkuss und Entschuldigung
Einer der jungen Männer sollte danach noch einen Schritt weitergehen. Mit einem Handkuss entschuldigte er sich laut Informationen der „Krone“ bei Frau Josefine, legte sich anschließend auch noch ihre Hand auf die Stirn, bat um Vergebung. Und sein Opfer ließ die Geste zu, akzeptierte die aufrichtige Entschuldigung ihres verurteilten Peinigers. Bezüglich des Strafmaßes erklärte die großmütige Frau: „Elf Jahre sind fast zu viel, fünf hätten auch gereicht.“

Auch den beiden Verurteilten war das Strafmaß übrigens zu hoch, sie meldeten Berufung an. Die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab, das Urteil ist daher noch nicht rechtskräftig.

Kronen Zeitung und krone.at

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