„Krone“-Kommentar

Strache hat zu spät die Schlüssel abgegeben

Österreich
02.10.2019 06:00

Gerade noch rechtzeitig, bevor ihn seine Partei vor die Tür komplimentiert hat, gab Heinz-Christian Strache selbst - symbolisch - die Partei-Schlüssel ab. Denn wenige Stunden vor dem erwarteten Rauswurf zog der Ex-Parteichef und Ex-Vizekanzler selbst die Reißleine, stellte seine Parteimitgliedschaft ruhend, verkündete den „völligen Rückzug aus dem öffentlichen Leben“.

Gerade noch rechtzeitig? Mitnichten. Denn seiner Partei, für die er so viel getan hat, diesen letzten und sicher schwersten Dienst zu erweisen - das wäre bei einigem Anstand unmittelbar nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos notwendig gewesen. Vielmehr: Bei einigem Verstand hätte er es schon nach den ersten Gerüchten, er sei im Juli 2017 in eine Falle gelockt worden, tun müssen. Diese Gerüchte sollen schon bald nach den Videoaufnahmen aufgetaucht sein.

Aber selbst den allerletzten Zeitpunkt, um seine Partei nicht noch schwerer zu belasten als sie es durch seine Machenschaften ohnehin schon war, den hat Strache übersehen oder übersehen wollen: Nach der Aufdeckung des Spesenskandals zu Beginn der Vorwahlwoche hätte er mit einem Zack-zack-zack-Abschied aus der Partei für diese noch das Schlimmste verhindern können. Doch er blieb. Und darf sich jetzt nicht wundern, wenn sich fast alle Freunde von ihm abwenden. Wenn selbst glühende Strache-Fans, die wissen, was ihm die Partei zu verdanken hat, zu Strache-Hassern mutierten, weil man ihn für den schweren Absturz der FPÖ am Sonntag hauptverantwortlich macht.

Sich selbst hatte er längst schwerst beschädigt, seine Partei ebenso. Raus ging er aber erst zwei Tage nach der Wahl. Aber Achtung: Seine Parteimitgliedschaft hat er lediglich „ruhend gestellt“. Heißt: Den Schlüssel hat er abgegeben, den Reserveschlüssel aber behalten. Norbert Hofer, Herbert Kickl und Co. wird nichts anderes übrig bleiben, als - im übertragenen Sinn - die FPÖ-Schlösser auszutauschen. Sie wissen, dass es kein Zurück für Strache gibt. Er selbst offenbar noch nicht …

Klaus Herrmann, Kronen Zeitung

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