Den Blick zu Boden gerichtet, standen die Schüler am Freitagvormittag vor dem Lehrerzimmer. Sie haben Kerzen aufgestellt und Fotos aufgehängt. "Er war der beste Lehrer, den wir gehabt haben", sagt Patrick Schabus, einer der Jugendlichen aus Wolfgang Ws Maturaklasse.
Eines der Bilder, die an der Wand hängen, zeigt den Pädagogen mit einem großen Hut. "Da haben wir seinen 12. Geburtstag gefeiert", so Stefan Rottensteiner mit einem traurigen Lächeln. Wolfgang W. war nämlich in einem Schaltjahr am 29. Februar geboren – und hatte so nur alle vier Jahre "richtig Geburtstag".
"Er war sehr kompetent"
Die Schüler können nicht fassen, dass der beliebte Elektrotechniker nicht mehr in ihre Klasse kommen wird. Die Todesnachricht hat sich Donnerstag über Facebook wie ein Lauffeuer verbreitet. "Er war sehr kompetent, man konnte mit ihm auch über alles reden." Und sie fügen hinzu: "Wahrscheinlich waren es gerade unsere Arbeiten, die er korrigiert hat, als es passierte." Auch Direktor Kurt Hillebrand ist tief geschockt: "Wolfgang W. war bei allen sehr beliebt, er war ruhig und immer freundlich. Er hat auch in der Schulband mitgespielt." Der Pädagoge hinterlässt drei Kinder (15, 19 und 22 Jahre alt).
Verdächtiger in Haft
Die Polizei hat unterdessen die Verhöre mit dem mutmaßlichen Täter Denis A. (28) abgeschlossen. Dabei zeigte sich erneut die gewaltige psychische Krankheit des Honduraners. Oberst Franz Polzer, Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich: "Der Mann leidet unter einem Verfolgungswahn, er bildet sich ein, dass sich alles gegen ihn verschworen hat."
Verdächtiger lag blutverschmiert auf Gehsteig
Der Tatverdächtige war am Mittwoch gegen 22.10 Uhr von einer Passantin auf dem Gehsteig liegend am Baumkirchnerring in Wiener Neustadt mit blutverschmiertem Gesicht aufgefunden worden. Neben ihm lag ein ebenfalls blutverschmiertes Messer. Die Polizei nahm den Mann fest und begab sich in der näheren Umgebung auf Spurensuche. In einem Wohnhaus wurde sie schließlich fündig. Am Rahmen und am Türblatt der versperrten Wohnung hätten sich Blutspuren gefunden, so die Ermittler. Das Verbrechen dürfte sich somit bei offener Wohnungstür zugetragen haben, die der Verdächtige erst nach der Tat verschloss.
Mit Unterstützung der Feuerwehr gelangten die Einsatzkräfte durch ein offenes Fenster in die Räumlichkeiten im zweiten Stock. Im Vorraum fanden die Beamten dann den leblosen Körper eines Mannes. Seitens der Rettungskräfte war nur mehr der Tod des 50-Jährigen festzustellen. Die Leiche habe "eine Vielzahl" an Messerstichen am Oberkörper aufgewiesen und sei verblutet, berichtete das Landeskriminalamt.
von Doris Vettermann, Klemens Groh, Helmut Horvath (Kronen Zeitung) und noe.krone.at
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