Bisher geheim gehalten

Tiroler Asylheime: Hunderte Vorfälle verschwiegen

Tirol
01.09.2019 09:00

Die Tiroler Sozialen Dienste (TSD), jene Landesorganisation also, die für die Betreuung der Flüchtlingseinrichtungen im Land zuständig ist, kommen nicht zur Ruhe. Nun tauchten bisher geheim gehaltene Zahlen bezüglich Vorfälle und Übergriffe auf, die erschüttern. Von Jänner bis Juli diesen Jahres gab es in den landesweit insgesamt 80 Einrichtungen mehr als 600 gravierende Vorfälle.

Die der „Krone“ zugespielten Zahlen und Fakten sind ernüchternd. Nicht nur, weil sie vorgefallen sind, sondern noch weit mehr, weil sie größtenteils unter den Teppich gekehrt wurden. Konkret ist in einer sogenannten Bedarfsanalyse 2020-2021 die Rede von:

  • 609 Vorfällen von Jänner bis Juli 2019, davon fast 500 in den sogenannten Großunterkünften (GUK).
  • Darunter sind 235 Vorfälle, bei denen es zum Einsatz von Blaulichtorganisationen (wie Polizei, Rettung und Feuerwehr) kam.
  • Weiters auch 186 Vorfälle mit körperlichen Auseinandersetzungen, Angriffen auf Sicherheitspersonal etc.

Aus dem Schreiben geht auch hervor, dass gegen 110 (!) Personen Hausverbote ausgesprochen werden mussten. „Allein schon daraus kann man ableiten, wie viel Konfliktpotenzial gegeben ist. Diese Zahlen sind ein lauter Hilfeschrei seitens der Mitarbeiter“, betont ein TSD-Insider, der natürlich anonym bleiben will.

Großes Konfliktpotenzial durch Negativbescheide
Dieser Schrei wird auch in der sogenannten Ausgangslage der Analyse deutlich. In der heißt es:

  • Das Konfliktpotenzial durch Negativbescheide und lange Wartezeiten im Verfahren ist erhöht.
  • Arbeitsfeld und Intensität der Sicherheit erweitern sich durch erhöhte Anzahl an Vorfällen mit Klienten mit psychischen Erkrankungen.
  • Auch gibt es eine steigende Anzahl an Vorfällen in Verbindung mit Alkohol- und Drogenmissbrauch.
  • Aktuell gibt es 33 Klienten mit psychischen Erkrankungen und 66 mit „auffälligem Verhalten“.

Ernüchternd auch die Aussage, dass „viele Situationen durch Präventionsarbeit (Brandschutz, Konflikte, Hausordnung) verhindert werden können“. Als Fazit dieser „Bedarfsanalyse“ wird darauf hingewiesen, dass „auf ein Jahr summiert hier von einer Anzahl von mehr als 1200 Vorfällen gesprochen werden muss“.

Alle 80 Unterkünfte rund um die Uhr bewachen
Gefordert wird eine Bestreifung (Bewachung) aller 80 Grundversorgungseinrichtungen in Tirol sowohl in der Nacht als auch am Tag. Es brauche mehr und vor allem flexibleres Sicherheitspersonal, das im Notfall (allein von Jänner bis Juli ereigneten sich angeblich 111 derartige Notfälle) schnell reagieren könne.

Brisante neue Unterlagen rund um Securitydienste
Der Verdacht, dass Heimbewohner für Securitydienste eingeteilt wurden, was bis heute von der zuständigen Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) bestritten wird, hat sich nun laut „Krone“-Informationen erhärtet. Aus E-Mails geht eindeutig hervor, dass dem so war. „Im Anhang befindet sich der Dienstplan von Yousef“ - das ist auf einem der Mails deutlich zu lesen.

Auch weitere der „Krone“ vorliegende Unterlagen zeigen auf, dass sehr wohl Heiminsassen auch als Sicherheitskräfte (auch in der Nacht) eingesetzt wurden. Warum Fischer in einer FPÖ-Anfrage im Tiroler Landtag schriftlich festhielt, dass dem nicht so sei, ist zu hinterfragen und wird wohl vom Untersuchungsausschuss, der kommende Woche seine Arbeit aufnehmen wird, genau beleuchtet werden. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, die politische Verantwortung zu klären.

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