NGO „überrascht“

Malta gibt nach! 65 Migranten werden übernommen

Ausland
07.07.2019 18:39

Das tagelange Hickhack um das deutsche Rettungsschiff Alan Kurdi hat zumindest vorerst ein Ende: Nachdem man zuvor noch ein deutliches Verbot ausgesprochen und sogar mit einem Marineeinsatz drohte, hat Malta die Übernahme der 65 Flüchtlinge an Bord nun doch gestattet. Die Menschen sollten dann allerdings umgehend auf andere Länder verteilt werden, betonte die Regierung der Mittelmeerinsel am Sonntagabend. Das Schiff der Hilfsorganisation Sea-Eye hatte, wie berichtet, am Samstag Kurs auf Malta genommen, da ihm zuvor auf der italienischen Insel Lampedusa das Anlegen untersagt worden war.

Das Schiff hatte am Freitag 65 Menschen von einem Schlauchboot im Mittelmeer aufgenommen und lag seitdem in internationalen Gewässern vor Lampedusa. Ein Angebot der libyschen Küstenwache, den Hafen der Stadt Sawija als „sicheren Zufluchtsort“ anzulaufen, lehnte das Rettungsschiff ab. Am Samstagmorgen teilte Sea-Eye auf Twitter mit, die italienische Finanzpolizei sei „persönlich vorbeigekommen“, um ein Dekret des Innenministers Matteo Salvini zu überbringen: „Der Hafen ist zu.“

Behörden: „Niemand soll auf Malta bleiben“
Die Behörden Maltas gaben nun am Sonntag nach Gesprächen mit der EU-Kommission und Deutschland bekannt, dass die Menschen umgehend auf andere europäische Länder verteilt werden. Niemand solle auf Malta bleiben, hieß es. Die EU-Länder erklärten sich außerdem bereit, weitere 58 Migranten aufzunehmen, die am Sonntag von den maltesischen Behörden aufgenommen wurden.

NGO: „Wir sind freudig überrascht“
„Wir sind freudig überrascht“, sagte Sea-Eye-Einsatzleiter Gorden Isler in einem Telefonat mit der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings sei das Schiff selbst noch nicht über die Entscheidung der maltesischen Behörden informiert worden. „Darauf warten wir jetzt“, sagte Isler. Die Behörden Maltas hätten die Schiffsführung nur angewiesen, nach Gozo, der Nachbarinsel Maltas, zu fahren. „Das ist 50 Seemeilen entfernt und dauert etwa sieben Stunden“, sagte Isler. Dort würden die Menschen vermutlich auf See vom maltesischen Militär übernommen und an Land gebracht. „Wir werden bestimmt nicht in den dortigen Hafen einlaufen dürfen. Wenn die Menschen von Bord sind, werden wir sicher gleich wieder weggeschickt“, fügte der Einsatzleiter hinzu.

„Gerettete in sehr schlechtem Zustand“
An Bord hatte sich die Lage zugespitzt. „Drei der Geretteten sind in sehr schlechtem Zustand. Sie sind stark abgemagert und geschwächt und müssen dringend zur medizinischen Behandlung an Land gebracht werden“, sagte Isler. Zwei von ihnen seien Minderjährige.

Am Samstag war das Schiff Alex der italienischen NGO Mediterranea legte trotz eines von Salvini verhängten Verbots im Hafen von Lampedusa eingelaufen.

Vergangene Woche hatte die „Sea-Watch 3“ der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch trotz des Verbots der Regierung in Rom Kurs auf die italienischen Hoheitsgewässer genommen und mit zuletzt noch 40 Migranten an Bord im Hafen Lampedusas angelegt. Die deutsche Kapitänin Carola Rackete war daraufhin festgenommen und erst am Dienstag wieder freigelassen worden. Rackete wird unter anderem Beihilfe zur illegalen Einwanderung vorgeworfen.

Die Routen von NGO-Schiffen waren seither wieder vermehrt zum Politikum geworden. Während sich Salvini erbitterte Wortgefechte mit NGOs lieferte, forderte der deutsche Innenminister Horst Seehofer seinen italienischen Kollegen auf, die Dauerkrise der Rettungsschiffe im Mittelmeer zu beenden. „Wir können es nicht verantworten, dass Schiffe mit geretteten Menschen an Bord wochenlang im Mittelmeer treiben, weil sie keinen Hafen finden“, schrieb Seehofer in einem Brief. Salvini lehnte umgehend in einer Videobotschaft ab. Am Sonntag meldete sich dann auch noch Ex-Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz zu Wort. Er halte es für falsch, dass Hilfsorganisationen wie jene der Sea-Watch-Kapitänin Rackete Migranten nach Europa bringen. „Sie wecken damit nur falsche Hoffnungen und locken damit womöglich unabsichtlich noch mehr Menschen in Gefahr.“

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