Unberechenbare Natur

Zur Jahrhundert-Flut fehlten 18 Zentimeter

Tirol
14.06.2019 09:00
LHStv. Josef Geisler erlebte als zuständiger Landesrat für Zivil- und Katastrophenschutz die bangen Momente der vergangenen Tage an vorderster Front mit. „Bis zur endgültigen Entwarnung bleiben alle Kräfte einsatzbereit“, sagt er und kündigt als Konsequenz weitere Schutzprojekte an: „Denn ein Hochwasser ohne Dauerregen, das gab’s noch nie. Die Natur ist unberechenbar!“

Welchen Eindruck hat das Naturereignis bei Ihnen hinterlassen?
Respekt. Respekt vor der Kraft und der Gewalt des Wassers.

Sind Sie erleichtert?
Die Lage hat sich zwar entspannt, aber wir sind noch nicht ganz über dem Berg. Was mich immer wieder beruhigt, ist die Professionalität, mit der die Einsatzorganisationen und die Behörden in Tirol in solchen Situationen arbeiten und zusammenarbeiten.

Ist Tirol mit einem blauen Auge davongekommen?
Was die Sachschäden anlangt aus heutiger Sicht: Ja. Ob Todesopfer zu beklagen sind, wissen wir noch nicht genau. Die Hochwassersituation der letzten Tage hat uns aber vor Augen geführt, dass wir gut beraten sind, beim Hochwasserschutz intensiv weiterzuarbeiten.

Bleibt die erhöhte Alarmbereitschaft weiter aufrecht und wenn ja, wie lange?
Die Abflusssituation wird weiterhin genau beobachtet. Weitere Einschätzungen können dann mit aktuellen Wetterprognosen getroffen werden. Bis wir nicht endgültig Entwarnung geben können, bleiben wir alle einsatzbereit.

Wie groß sind die Schäden bisher?
Das lässt sich derzeit noch nicht seriös beantworten. In der Landwirtschaft gibt es aber Schadensmeldungen von Tösens bis nach Wörgl. Wahrscheinlich sind einige 100 Hektar landwirtschaftliche Fläche von Überflutungen betroffen. Viele Felder sind auch noch gar nicht erreichbar, weil die Zufahrtswege gesperrt sind. Das genaue Ausmaß wird man auch erst dann sehen, wenn das Wasser wieder abgeflossen ist.

Wie viel finanzielle Hilfe steht für die von der Flut betroffenen Bauern bereit?
Grundsätzlich sind Überflutungsschäden in der Landwirtschaft über die Hagelversicherung versicherbar. Teils ist es auch zu Vermurungen durch Bäche gekommen. Hier greift der Katastrophenfonds. Genaueres werden wir in einigen Wochen sagen können.

Haben sich die getroffenen Vorkehrungen als ausreichend erwiesen?
Absolut. Hier auch einen Dank speziell an die Feuerwehren. Außerdem hat sich einmal mehr gezeigt, dass die Gefahrenzonenpläne sehr exakt sind und dass die Hochwasser-Prognosen trotz schwieriger Bedingungen sehr verlässlich sind.

Was bedeutet das Extremereignis für den Hochwasserschutz im Unterland?
Die Hochwassersituation in den letzten Tagen hat uns einmal mehr vor Augen geführt, dass wir gut beraten sind, den Hochwasserschutz zügig umzusetzen. Das wird auch passieren. Der notwendige Wasserverband im Unteren Unterinntal hat sich konstituiert, im Mittleren Unterinntal sind wir kurz davor. Wir haben aber auch einige Projekte im Tiroler Oberland. Auch diese gilt es jetzt mit Entschiedenheit voranzutreiben.

Welche Lehren ziehen Sie persönlich aus dem Ereignis?
Unterschätze niemals die Natur. Ein Hochwasser am Inn bei gutem Wetter ohne Dauerregen - das hatten wir hier in Tirol meines Wissens überhaupt noch nie!

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