OGH gibt Kläger Recht

Wiener Linien feuern Buslenker „sozialwidrig“

Wien
31.05.2019 06:01

Geht man so mit langjährigen Mitarbeitern um? Nach einem Arbeitsunfall, an dem Busfahrer Sasa Jankovic keinerlei Schuld trifft, kann der 54-Jährige zwar keine Busse mehr lenken, doch könnte er viele andere Jobs bei den Wiener Linien übernehmen. Das würde er auch gerne, doch das Unternehmen setzt ihn vor die Tür. So nicht, urteilen auch die Gerichte.

Ein fahrerloses Auto rollte auf einer Straße, die steil bergauf führte, hinunter in den Bus von Jankovic. Der routinierte Lenker sicherte die Unfallstelle, verständigte die Einsatzkräfte. Erst dann bemerkte er die Verletzung an seinem rechten Daumen, mit der 2015 sein Leidensweg bei den Wiener Linien beginnen sollte. Zu Schaden kam ansonsten niemand.

„Bin nie zu spät gewesen"
Seit 2007 hat Jankovic als Busfahrer in dem Unternehmen gearbeitet. „Ich habe in meinem Job nie einen Fehler gemacht, bin nie zu spät gewesen“, erzählt er. Er würde motiviert den Rest seines Berufslebens dort arbeiten, doch die Wiener Linien setzten ihn eiskalt vor die Tür.

Durch notwendige Operationen am Daumen muss der alleinerziehende Vater länger in den Krankenstand. Für den Dienst als Buslenker ist er nicht mehr geeignet. Am 30. Mai 2016 wird er einfach gefeuert.

Bis zum Obersten Gerichtshof
Anwältin Alexandra Sedelmayer ficht die Kündigung wegen „Sozialwidrigkeit“ an. Ihr Mandant hat sich sogar von sich aus als Fahrscheinprüfer oder Zivilkontrolleur beworben. Er könnte auch als Fahrlehrer oder U-Bahn-Lenker arbeiten, urteilt das Arbeits- und Sozialgericht. Doch die Wiener Linien hätten ihm nicht einmal die Gelegenheit dazu gegeben. Gegen dieses Urteil geht die Firma in Berufung, aber auch der Oberste Gerichtshof gibt dem Lenker Recht.

Keine geeignete Tätigkeit gefunden?
Als Jankovic am 21. Februar 2019 wieder angestellt wird, hofft er auf ein gutes Ende und einen gleichwertigen Job. Er wird stattdessen in den sogenannten „Leichtdienst“ in den Keller geschickt, wie er berichtet und am 21. Mai 2019 wieder gekündigt. Trotz rund 8700 Mitarbeitern und hoher Fluktuation, heißt es von den Wiener Linien nur, dass man für Herrn Jankovic keine geeignete Tätigkeit gefunden habe.

Maida Dedagic, Kronen Zeitung

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