„Stadionwald“

Darum kommen die Bäume nicht aus Österreich

Kärnten
27.03.2019 07:07

Aufschrei von blauer Politik und in sozialen Medien, dass jene 284 Bäume für den Stadionwald nicht, wie von Initiator & Realisator Klaus Littmann anfänglich angestrebt, aus Österreich kommen, sondern aus Italien, Deutschland und Belgien. Am Mittwoch werden erste Stämme angeliefert. Wir trafen den Stadionwald-Macher und Adrian Fehlmann, Projektleiter von „Enea Landscape Architecture“, zum Gespräch.

Das Ambiente in der privaten Riedergarten-Villa „For Forest“ ist geschmackvoll und gediegen. Palmzweige in der Vase erzählen vom Frühling, Bilder an den Wänden vom Baum als prominentem Inhaltsträger der Kunstgeschichte, u. a. bei Christo oder Beuys. Prominent ist auch der Mann, der neben Klaus Littmann Platz genommen hat.

Nicht von ungefähr arbeitet Adrian Fehlmann für den weltweit tätigen Star-Gartenplaner Enzo Enea, der Prinz Charles ebenso zu seinen Kunden zählt wie Tina Turner und auch den Klagenfurter Stadionwald gestalten wird. Entsprechend aussagekräftig sind Fehlmanns Antworten zu brennenden Fragen, allen voran: Warum kommen die Bäume nicht aus Österreich und widerspricht das nicht dem propagierten Klimaschutzgedanken von Österreichs größtem Kunstprojekt?

„Die Bäume, sie sind zwischen 40 und 60 Jahre alt, und zwischen 8 und 14 Meter hoch, sollen nicht nur zwei Monate hier stehen, sondern nach Projektende nachhaltig eingepflanzt werden. Dafür ist die Qualität entscheidend und diese liegt im Wurzelbereich. Man kann nicht in den Wald gehen und Bäume ausgraben. Bei Großbaumverpflanzungen muss der Wurzelballen kompakt gehalten und dafür alle 5 Jahre verschult werden. Das heißt, Wurzelballen werden umstochen und die Bäume in neuen Abständen verpflanzt, damit sie sich auch in der Krone gut entwickeln können. Am Klagenfurter Projekt arbeiten zehn Enzo Enea-Mitarbeiter, unsere Baumscouts haben die österreichischen Baumschulen durchforstet. 284 verschulte Bäume für das Wörthersee-Stadion zu finden, war leider unmöglich! Also haben wir auf große, bewährte, europäische Baumschulen zurückgegriffen, die uns jene Qualität mit nur 1 bis 2 Prozent Ausfallsquote garantieren, die wir brauchen, um die Überlebenschance der Bäume hoch zu halten und damit Nachhaltigkeit zu garantieren.“

Und die weiten Transportwege?

„Wir haben durchgerechnet, dass die kompakte Anlieferung von 3 Standorten in 50 bis 60 Fuhren über zweieinhalb Wochen weniger Kilometer ,frisst’ als viele Fahrten quer durch Österreich von einer Baumschule zur anderen“, erzählt Littmann, der in der Anfangsphase 100 Klagenfurter Bäume angekauft hat und erst später von Enzo Enea erfahren musste, dass diese nicht für die Verpflanzung geeignet sind. Eine unumstößliche Tatsache, die übrigens auch den Deal mit den Bundesforsten verhindert hat, während Büsche und die gesamte Unterbepflanzung aus Kärnten stammen.

„Ausländer“ sind Birken, Erlen, Eschen, verschiedene Buchen und Ahornsorten, Pappeln, Linden, Eichen Lärchen, Tannen und Föhren, die von 8. September bis Ende Oktober im Wörthersee Stadion stehen werden. Als Mischwald mitteleuropäischer Breiten mit großer Biodiversität und einer 30 bis 40 Prozent höheren CO2-Bilanz, den es in Österreich mit seinen Wirtschafts-Monokulturen fast nicht mehr gibt. Kritik am spektakulären Kunstprojekt nach der Bildidee von Max Peintner, das Kärnten jetzt schon große internationale Beachtung schenkt, wird es wohl weiterhin geben.

Für Littmann ist es erfolgreich, "wenn sich Menschen in Zeiten von Klimawandel und Naturzerstörung wieder Gedanken darüber machen, dass so etwas selbstverständlich Erscheinendes wie ein Wald auch seine Belastbarkeitsgrenze hat, und sich das Bild vom Stadionwald im kollektiven Gedächtnis einprägt.“

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