„Gigantomanie“

Geplantes Weltrekord-Feuer erhitzt die Gemüter

Vorarlberg
18.02.2019 12:56

In Vorarlberg sorgt derzeit ein Weltrekordversuch für Aufregung. Die Lustenauer „Hofstalder Funkenzunft“ errichtet anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens den weltweit höchsten sogenannten Funken. Am 16. März soll der fast 60 Meter hohe Holzturm abgebrannt werden. Umweltschützer sehen das Projekt wegen des hohen Holzverbrauchs und der Feinstaubbelastung kritisch.

Das traditionelle Abbrennen dieser „Funken“ am ersten Fastenwochenende als Teil der alemannischen Fasnacht soll den Winter austreiben. Dabei werden im Rahmen eines Volksfests meterhohe Holztürme, zumeist mit einer Hexenfigur an der Spitze, entzündet. Die Idee zum Weltrekord-Funken entstand in Lustenau bereits um das Jahr 2000, als in Gaißau (Bezirk Bregenz) mit 41 Metern der bisher höchste Funken brannte. Den Weltrekord für das „tallest bonfire“ (höchstes Lagerfeuer) hält laut Guinness-Buch seit 2016 das norwegische Alesund mit einem rund 47 Meter hohen Mittsommerfeuer.

Nägel selbst geschmiedet
Für den Weltrekord-Funken, der mit 58,60 Metern so hoch werden soll wie die Lustenauer Kirche St. Peter und Paul, musste die Zunft einiges auf sich nehmen. Um ausreichend Platz für den mit Stahlseilen abgespannten Holzriesen zu haben, wechselte man auf einen von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Grund. Der Boden dort wurde pilotiert, ein Fundament errichtet. „Wir mussten die Nägel selbst schmieden, weil es keine in der nötigen Länge gab“, sagte Obmann Marco Hollenstein über die einen halben Meter langen Metallstifte. Seit Anfang des Jahres sind die Arbeiten im Gange. Ein Drittel sei bereits geschafft, so Hollenstein. Mit fünf Metern falle heuer auch die Hexe um rund einen Meter höher aus.

Eine Baugenehmigung braucht ein Funken als temporäres Bauwerk nicht. Das Abbrennen von unbehandeltem Holz im Rahmen der Brauchtumspflege ist von 1. Februar bis 15. März als Ausnahme vom Bundesluftreinhaltegesetz in der „Verordnung des Landeshauptmanns über das Verbrennen biogener Materialien außerhalb von Anlagen“ gestattet - für 2019 wurde in einer Sonderbestimmung eine Verlängerung bis 17. März genehmigt.

Kritik an „Gigantomanie“
Das Projekt hat nicht nur Freunde: Naturschutzanwältin Katharina Lins bemängelte laut Vorarlberger Medienberichten den hohen Holzverbrauch von fast 100 Tonnen als Energieverschwendung und kritisierte die Abgaserzeugung. Franz Ströhle, Obmann des Vorarlberger Alpenschutzvereins (nicht Alpenverein, Anm.), erstattete sogar Anzeige gegen den Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer (ÖVP). Das Projekt sei gesundheitsgefährdend und umweltschädlich, beim Abbrennen würden große Mengen CO2 und Feinstaub freigesetzt. Mit Brauchtum habe diese „Gigantomanie“ nichts zu tun.

Nur ein Drittel Neuholz
Auf Anfrage räumte Bürgermeister Fischer ein, dass der Funken „zugegeben provokant hoch“ sei. Im Sinne der Luftgüte gebe es aber andere Prioritäten, als Brauchtum zu verbieten. Die Funkenzunft empfindet die Kritik als „unfair“. Nur ein Drittel des Funkens bestehe aus Neuholz und das stammt vor allem aus Windwurf, zwei Drittel seien Altholz. Die Besucherzahl sei wegen des großen Medieninteresses im Vorfeld schwer abschätzbar, man gehe von 5000 bis 10.000 Besuchern aus.

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