Ausgerechnet im kalten Deutschland hat ein Forscher aus Frankfurt die weltweit ältesten Fossilien von Kolibris gefunden. Es ist zugleich der erste moderne Kolibri-Typ überhaupt, der in Europa entdeckt wurde, berichtet Gerald Mayr vom Senckenberg-Institut im US-Fachjournal "Science" (Bd. 304, S. 861).
Die zwei 30 bis 34 Millionen Jahre alten Vogelskelettestammen aus dem baden-württembergischen Frauenweiler beiWiesloch. Unter den Fossilien aus derselben Tongrube entdeckteMayr auch die bislang ältesten Singvogel-Überreste Europas,die er im Fachblatt "Naturwissenschaften" (Bd. 91, S. 173) beschreibt.
Der Ornithologe stieß bei Forschungsarbeitenauf die etwa vier Zentimeter großen Kolibrireste, die imStuttgarter Naturkundemuseum aufbewahrt wurden. "Die gefundenenKolibris sehen ihren heutigen Verwandten sehr ähnlich", sagteMayr der dpa. Die bei Frauenweiler ausgegrabenen Vögel hatteneinst lange Schnäbel, mit denen sie den Nektar aus den Blütender Pflanzen saugten. Sie dürften im Tertiär eine Längevon acht bis neun Zentimetern gehabt haben, erläuterte derForscher.
"Die unerwartete europäische Versiondes Trochilus" Mayr hat sein Fossil Eurotrochilus inexpectatus genannt,übersetzt heißt das "die unerwartete europäischeVersion des Trochilus". Trochilus ist der wissenschaftliche Namefür eine Gattung der Kolibris. Die modernen Kolibris gibtes heute nur noch in Nord- und Südamerika. Die dort bislanggefundenen Kolibri-Fossilien sind nicht älter ein bis zweiMillionen Jahre.
Auch die Singvogel-Fossilien aus Frauenweiler sindrund sechs Millionen Jahre älter als bisher in Europa bekannte,ihr genauer Platz in der Systematik ist aber noch nicht geklärt.Das bis dato älteste Singvogel-Fundstück stammt ausFrankreich und wird auf ein Alter von 24 Millionen Jahren geschätzt.Die von Mayr und Albrecht Manegold nun vorgestellten fossilenÜberreste lassen jedoch vermuten, dass die Singvögelschon früher in Europa heimisch wurden.
In Unterfranken stieß unterdessen ein Bauerbei der Feldarbeit auf ein möglicherweise ebenfalls bis zu25 Millionen Jahre altes versteinertes Vogelnest. Die Art derVersteinerung des Nestes und der darin abgelegten vier Eier lassedarauf schließen, dass es aus dem jüngeren Tertiärstamme, berichtete das Stadtmuseum Schwabach, das die größteVogeleiersammlung Europas besitzt. Sowohl das Nest, das vermutlichvon einem kleinen Singvogel stamme, als auch die Eier seien hervorragenderhalten. Der Fund gehöre zweifellos zu den ganz besonderenRaritäten.
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