„Krone“-Serie, Teil 3

Graz und Villach als die teuersten Wohnstädte

Wohnungsnot
25.09.2018 09:58

Die Steiermark setzt auf Jugendstarterwohnungen, Kärnten auf ein Mietsenkungsprogramm.

Mehr als 20 Prozent ihres durchschnittlichen Monatsbruttogehalts blättern die Steirer für ihre Mietwohnungen hin. Die Landesregierung nimmt heuer rund 350 Millionen Euro in die Hand, um Wohnbau zu fördern. Teuerster Fleck in Sachen neue Mietwohnungen ist Graz. Hier schlägt der Quadratmeter mit durchschnittlich 10,40 Euro zu Buche. Günstiger mieten können die Steirer in Murau - hier liegt der Quadratmeterpreis bei 4,50 Euro. Um speziell Junge zu unterstützen, stellt die Steiermark sogenannte „Jugendstartwohnungen“ zur Verfügung. In den nächsten Jahren sollen 250 Einheiten entstehen. Das Prinzip: Der Hauptmietzins darf höchstens 60 Prozent (derzeit 4,62 Euro/m²) des steirischen Richtwerts betragen.

Als „Engel der Mieter“ gilt Elke Kahr von der Grazer KPÖ. Sie kümmert sich um Wohnungsvermittlungen für sozial Schwache: „Vor allem in Graz gibt es großen Bedarf an leistbarem Wohnraum.“ Mit einem Projekt konnte die Politikerin bereits punkten: Die Stadt Graz kaufte im Grünen einen Grund und baute dort ein Holz-Passivhaus für Sozialwohnungen.

Gerade einmal 50 Kilometer von Kahrs Sozialhaus entfernt, steht eines der derzeit teuersten kaufbaren Anwesen der Steiermark - Schloss Schwanberg. Das ehemalige Landespflegeheim verfügt über 6447 Quadratmeter Wohnfläche - Kapelle und Schlossgarten inklusive. Die Plattform willhaben.at listet die Immobilie mit sechs Millionen Euro Kaufpreis.

Bereits 37,5 Prozent sind Single-Haushalte
Im Nachbar-Bundesland Kärnten beträgt das Budget für die Wohnbauförderung heuer 143 Millionen Euro. Der Löwenanteil, nämlich 104 Millionen Euro, entfällt auf Neubauten, 38 Millionen hingegen auf Sanierungsprojekte. Die durchschnittliche Hauptwohnsitzwohnung in Kärnten misst immerhin 107 Quadratmeter und hat vier Räume. 37,5 Prozent der Wohnungen machen bereits Single-Haushalte aus. Teuerstes Fleckerl zum Mieten ist Villach mit 9,71 Euro pro Quadratmeter.

Für eine Reform auf dem Wohnungsmarkt sorgte Landeshauptmann-Stellvertreterin Gaby Schaunig (SPÖ). Sie entwickelte ein Mietensenkungsprogramm für den gemeinnützigen Wohnbau: Genossenschaften bekommen die Möglichkeit, Förderungen vorzeitig begünstigt zurückzuzahlen oder Kredite zu verlängern. Allerdings nur dann, wenn sie die Ersparnis an die Mieter weitergeben. Dank der Reform wurden bereits für 7000 Wohnungen die Mieten gesenkt - in Städten waren es minus 2,7 Euro pro Quadratmeter, auf dem Land 2,55 Euro pro Quadratmeter.

Die günstigsten Baugrundstücke Kärntens mit rund 20 Euro pro Quadratmeter befinden sich in den ländlichen und Randregionen. Am anderen Ende der Preisskala liegen die Grundstücke rund um den Wörthersee, für die Tausende Euro pro Quadratmeter bezahlt werden.

Mit einem guten (Wohn-)Beispiel ging die Diözese Kärnten-Gurk 2016 in Klagenfurt voran: Unter dem Titel „Lebensräume für Jung und Alt“ wurde 30 Wohneinheiten errichtet, die gezielt an eine Mischung aus Familien, jungen Alleinstehenden sowie Senioren vergeben werden. Wie eine große Familie, in der jeder auf jeden achtet …

Checkliste für Mieter und Käufer
Wer etwas Geld auf der Seite hat, steht vor der Wahl: Wohnung mieten oder kaufen? Faustregel ist, dass wegen der hohen Preise ein Kauf oft erst nach 25 bis 30 Jahren billiger kommt. Nicht zuletzt wegen der hohen Zusatzkosten. Neben Maklerprovision (gestaffelt ab 3 Prozent des Wertes plus Mehrwertsteuer) fallen Grunderwerbsteuer (bis 3,5 Prozent), Grundbuchsgebühr (normal 1,1 Prozent) sowie Kosten für Notar bzw. Anwalt (ein bis drei Prozent) an. Später müssen Eigentümer die Instandhaltung des ganzen Hauses mitfinanzieren. Der Vorteil ist, dass man seine Wohnung im Rahmen der Gesetze frei gestalten kann sowie in halbwegs guten Lagen eine Wertanlage hat.

Für Miete sprechen der geringere Kapitalbedarf und die Flexibilität. Bei Veränderung der Lebens- oder Arbeitssituation etwa ist ein Ortswechsel relativ unkompliziert. Bei Reparaturen am Haus werden Mieter nicht direkt belastet, bis auf Ausnahmen (etwa die Wartung der Therme) sind diese in der Monatsmiete inkludiert. Zudem sind die Nebenkosten deutlich geringer. Wesentlich ist eigentlich nur noch die Maklerprovision (ohne bzw. bei mehr als drei Jahren Befristung drei Netto-Mieten plus Betriebskosten plus 20 Prozent Mehrwertsteuer, bis drei Jahre Befristung bzw. bei Vermittlung durch Hausverwalter nur einen solchen Monatszins). Dazu kommt üblicherweise eine Kaution als Sicherstellung für den Zins sowie etwaige Beschädigungen von drei bis sechs Bruttomonatsmieten (Nettomiete plus Betriebskosten plus zehn Prozent Mehrwertsteuer). Die frühere Vertragsgebühr wurde 2017 abgeschafft.

Kronen Zeitung

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