Stadionsperre?

Austria droht nach Skandal im Bilbao-Match harte Strafe

Fußball
04.12.2009 12:30
Das letzte Heimspiel des Jahres hat für die Austria ein unrühmliches Ende gefunden. Ausschreitungen der violetten Fans bedeuten für den Klub nicht nur einen herben Prestigeverlust, sondern ziehen wahrscheinlich eine deftige Strafe nach sich. Dass mit einem 0:3 gegen Athletic Bilbao auch der EL-Aufstieg endgültig Geschichte ist, war nach einem turbulenten Donnerstagabend nur noch eine Fußnote.

67 Minuten waren gespielt, als sich im ausverkauften Horr-Stadion nach dem zweiten Treffer für die Basken die Emotionen entluden. Bilbaos an der Seitenlinie aufwärmende Ersatzspieler bekamen als erste den Unmut der aufgebrachten Anhänger zu spüren. Als der norwegische Referee Svein Oddvar Moen die Partie daraufhin unnötig lange unterbrach, brachen bei Teilen der violetten Fans - die bereits unmittelbar nach Wiederanpfiff mit bengalischen Feuern eine Spielpause provoziert hatten - dann sprichwörtlich alle Dämme.

Begleitet von "Schiebung"-Rufen von den Rängen stürmten einige Anhänger das Spielfeld, Moen schickte die Spieler daraufhin in die Kabine. Erst nachdem selbst Präsident Wolfgang Katzian via Mikrofon appelliert hatte, der Austria "nicht noch mehr Schaden zuzufügen", beruhigte sich die Lage. Einzig positiver Aspekt nach 20-minütiger Unterbrechung war, dass die Partie überhaupt zu Ende gespielt werden konnte. Die UEFA wird die Vorkommnisse in Wien aber nicht unbeantwortet lassen.

Geldstrafe und Stadionsperre drohen
"Im schlimmsten Fall gibt es neben einer saftigen Geldstrafe auch eine Stadionsperre", meinte Austrias zu möglichen Sanktionen befragter Finanz-Vorstand Markus Kraetschmer. Finanziell würde den Cupsieger dies teuer zu stehen kommen, bezifferte doch Kraetschmer die Kosten im Falle einer Stadionsperre samt Geisterspielen ohne Zuschauer mit "200.000 bis 250.000 Euro pro Spiel". Einen Ausschluss aus dem Europacup kann sich der Manager nicht vorstellen. "Denn das Spiel wurde unter- und nicht abgebrochen." Die Kontroll- und Disziplinarkammer der UEFA wird jedenfalls nach einem schriftlichen Gehör der Klubs sowie anhand der Berichte des Delegierten sowie des Schiedsrichters eine Entscheidung treffen.

Überforderter Schiri
Kein gutes Haar ließ Kraetschmer im Zuge der Vorkommnisse an den Unparteiischen. Der erst 30-jährige Moen sei klar überfordert gewesen und habe die Stimmung mit zahlreichen Fehlpfiffen gegen die Austria unnötig angeheizt. "Das Schiedsrichter-Team hat durch seine Entscheidungen bei den ersten beiden Toren - dem 0:1 war ein klares Abseits, dem 0:2 ein Foulspiel vorangegangen - ebenso wie der Schiedsrichter mit seinem Verhalten nach dem 0:2 dazu beigetragen, dass sich der Frust der Fans so entladen hat", meinte Kraetschmer. Das Verhalten der Fans sei natürlich trotzdem nicht entschuldbar.

Austria will hart durchgreifen
Die Austria, die bereits seit einigen Monaten mit radikalen Fans aus dem eigenen Lager zu kämpfen hat, will nun hart durchgreifen. Jene Fans, die auf das Spielfeld gestürmt waren, müssen zumindest mit Hausverboten rechnen. "Ihnen drohen auch noch weitere Strafen, da sie sowohl der Polizei als auch der UEFA gemeldet werden", sagte Kraetschmer. Helfen soll bei der Identifizierung der Unruhestifter die Auswertung der Videoüberwachung. Sportliche Randnote nach einem aus negativer Sicht denkwürdigen Abend in Wien-Favoriten blieb, dass die Austria noch am 16. Dezember auswärts gegen Nacional Funchal das abschließende Gruppenspiel um den bedeutungslosen dritten Platz bestreitet.

Reaktionen auf das Spiel
Joachim Standfest (Austria-Spieler): 
"Für solche Fan-Aktionen kann man kein Verständnis haben. Das gehört nicht auf den Fußballplatz. Wenn man weiß, was mit unseren Fans in Bilbao passiert ist, dann ist das eine kleine Entschuldigung. Zudem war es im fünften Spiel die vierte schwere Fehlentscheidung gegen uns."

Francisco Llorente (Bilbao-Doppeltorschütze): 
"Wir haben Glück gehabt, dass das erste Tor gegeben worden ist. Dadurch war die Sache leichter für uns. Ich verstehe, dass sich die Leute über fehlerhafte Schiedsrichterentscheidungen ärgern, aber solche Vorfälle darf es in einem Stadion nicht geben. Es ist auch schade für die Austria, die angewiesen darauf ist, dass sie international in der Europa League spielen kann. Solche Vorfälle schaden dem Verein aber nur."

Fernando Garcia Macua (Bilbao-Präsident): 
"Ich hoffe, dass es schwere Sanktionen für die Austria geben wird. So etwas darf nicht passieren, aber der UEFA-Delegierte hat alle Vorfälle genau mitbekommen. Die Polizei hat uns zugesagt, dass unsere Fans bis ins Stadtzentrum begleitet werden. Die Athletic-Anhänger waren phänomenal. Sie haben sich korrekt verhalten, es gab keinerlei Provokationen von ihrer Seite."

Joaquin Caparros (Bilbao-Trainer): 
"Für uns war es ein wichtiger Sieg, die Umstände sind schade für die Austria selbst. Wir wussten, die Austria war zu Hause lange unbesiegt. Unsere Fans haben sich vorbildlich verhalten. Wir haben keine Angst gehabt, wir waren besorgt um unsere Fans. Die Ausschreitungen geben ein schlechtes Bild für den Fußball. Die Austria-Spieler haben sich vorbildlich verhalten."

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