„Solo“-Filmkritik

Ohne Harrison Ford bleibt Han Solo ohne Charme!

Kino
23.05.2018 13:47

Prinzessin Leia nannte ihn einen „aufgeblasenen, schwachsinnigen, miesen, widerwärtigen Wookie-Treiber!“: Der Schmuggler und selbsternannte schnellste Pilot der Galaxis, Han Solo, zählt zu den bekanntesten Figuren der Filmgeschichte - und hat jetzt mit „Solo: A Star Wars Story“ seinen ganz persönlichen Film im „Star Wars“-Universum bekommen. Ein unterhaltsamer Western im Weltall, der fast allen Ansprüchen gerecht wird - allen außer einem überzeugenden jungen Han Solo im Zentrum der Geschichte. Harrison Fords Charme und Star-Qualität lassen sich nicht so einfach ersetzen, wie der mittlerweile zehnte „Star Wars“ deutlich macht.

Unter der Regie von Oscar-Preisträger Ron Howard erzählt „Solo“ den Beginn der Freundschaft zwischen dem Weltraum-Haudegen Han Solo (Ahlden Ehrenreich, „Hail, Cesar!“) und dem zotteligen Wookie Chewbacca (Joonas Suotamo). Die Handlung setzt auf Corellia ein, einem von Industrie verseuchten Planeten, auf dem die Raumschiffe des galaktischen Imperiums gebaut werden.

Ein junger Han Solo gerät, wie nicht anders zu erwarten, in der Unterwelt des Planeten in Schwierigkeiten und will gemeinsam mit seiner großen Liebe, Qi‘Ra (Emilia Clarke, Daenerys in „Game of Thrones“), in die Weiten des Weltalls flüchten. Doch nur einem der beiden gelingt die Flucht. Vom Regen in die Traufe landet Han schließlich bei den Truppen des Imperiums.

Han Solo im Schützengraben des Imperiums
Er will sich zum Piloten ausbilden lassen, um dann Qi‘Ra mit einem eigenen Raumschiff zu retten. Doch der Plan lauft wenig überraschend aus dem Ruder und der Haudegen landet als Kanonenfutter im Schützengraben der imperialen Infanterie. Der Gauner muss sich durch die definitiv bislang brutalsten Kriegsszenen der Sternenkrieg-Saga kämpfen und entkommt einem Ende am Kriegsschauplatz zusammen mit dem Wookie Chewbacca nur um Haaresbreite.

Es ist der Beginn einer großen Freundschaft - und einem Abenteuer quer durch die Galaxis, bei dem der Haudegen und sein haariger Freund Kopf und Kragen riskieren müssen. Ein Abenteuer, das zahlreiche neue Welten zeigt, bevölkert von faszinierenden neuen Kreaturen und zugleich auch alten Bekannten. Wer genau hinsieht, wird so manche Gesichter im Hintergrund erkennen; so mancher Name in Gesprächen mag für das Fan-Ohr vertraut klingen.

Auf dem rasanten Weg zum Finale werden in „Solo“ alle Kästchen abgehakt, die sich Fans wohl von einer Geschichte über den berüchtigten Schmuggler mit dem Herzen aus Gold erwarten: Da sind die Spielwürfel, die zuletzt in „Episode VIII - Die letzten Jedi“ zu sehen waren. Der berühmte Blaster, mit dem Han in einer gewissen Cantina in Mos Eisley zuerst geschossen hat.

Und natürlich der Millenium Falke, jenes für die gesamte „Star Wars“-Saga so bedeutungsvolle Raumschiff. Was seit „Epsiode IV - Eine neue Hoffnung“ immer wieder erzählt wurde, wird jetzt gezeigt: Schafft Han Solo den Kessel Run mit dem Millenium Falken in 12 Parsecs, oder war es immer nur Angeberei des liebenswürdigen Gauners.

Unterhaltsamer Western im All
„Solo: A Star Wars Story“ ist ein unterhaltsamer Western im Weltall, der die galaktische Unterwelt in den Mittelpunkt rückt und beweist, welch gigantische Spielwiese das von George Lucas vor 40 Jahren geschaffene Universum geworden ist. Bei allen Referenzen zu den bisherigen Filmen und Geschichten liefern die Drehbuchautoren Lawrence und Jonathan Kasdan (Vater Lawrence schrieb „Episode V: Das Imperium schlägt zurück“) und Regisseur Ron Howard eine wahre Flut an neuen Ideen, Schauplätzen und Kreaturen, die sich vollkommen authentisch in die „Star Wars“-Welt einfügen.

Nicht authentisch ist jedoch leider die Darbietung von Hauptdarsteller Alden Ehrenreich als Han Solo. Da fehlt einfach die schwer festzumachende Star-Qualität eines Schauspielers von Format wie Harrison Ford, der durch Rolle des Weltraumschmugglers weltberühmt wurde. Ehrenreich hat einfach nicht diese Energie, nicht dieses Funkeln in den Augen, nicht den Charme, den der Haudegen gespielt von Ford selbst noch im hohen Alter in „Episode VII: Das Erwachen der Macht“ versprühte. Wobei eine einfache Kopie des Originals wohl auch bloß eine Parodie von Han Solo hätte sein können.

Lando Calrissian stiehlt Han die Schau
Die Besetzung der Hauptfigur war von Anfang an bei dieser Produktion der Knackpunkt: Wird der Film der Rolle des Han Solo, einer der ikonischen Figur der Geschichte Hollywoods, gerecht? Die Antwort lautet Nein. Dies ist umso schmerzlicher, kann doch die restliche Riege an Charakteren durchwegs überzeugen - allen voran Donald Glover der als junger Lando Calrissian in den stylishten Capes der Galaxis förmlich durch seine Szenen zu gleiten scheint. Wobei gesagt werden muss, dass Glover als Lando bei weitem nicht so große Schuhe zu füllen hatte, wie Ehrenreich als Han Solo.

So bleibt am Ende ein guter Film im weiterhin wachsenden Universum der Sternekriege, dem allerdings eine überzeugende Hauptfigur fehlt. Eine actionreiche Reise im Millenium Falken, der aber kurz vor dem Sprung in den Hyperspace der Treibstoff ausgeht. Es ist halt nicht leicht, ein „aufgeblasener, schwachsinniger, mieser, widerwärtiger Wookie-Treiber“ zu sein.

„Solo: A Star Wars Story“ startet am 24. Mai in den österreichischen Kinos.

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