„Es tut mir leid“

Eigene Kinder missbraucht und „verliehen“: Urteil!

Österreich
07.05.2018 17:36

Zu 14 Jahren Haft ist jener Wiener (29), der seine eigenen Kinder missbrauchte und den Buben und das Mädchen auch an andere Männer „verlieh“, am Montag verurteilt worden. Der Angeklagte (29) zeigte sich umfassend geständig. Die gleichaltrige Kindsmutter, auch angeklagt, will vom Missbrauch ihrer Kinder nichts bemerkt haben. Sie fasste sieben Jahre aus.

Neben den Eltern war auch ein Tiroler angeklagt, der sich zum Missbrauch nach Wien einladen ließ: Er ist einschlägig vorbestraft und wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Man sah allen im Verhandlungssaal an, was sie von den Angeklagten halten.

„Wie im Horrorfilm“
„Was der Vater erzählt, hört sich an wie im Horrorfilm“, sagte Staatsanwalt Gerd Hermann. Die Tochter war zwei Monate alt, als die Übergriffe begannen. Mehr als 600 Fotos gibt es davon. Vom Missbrauch am Buben mehr als 100. Und weil es der Vater verstand, sich das Vertrauen anderer zu erschleichen, wurde noch ein kleines Mädchen missbraucht. Von weiteren neun Kindern, auf die er hätte aufpassen sollen, gibt es ebenfalls Fotos. Er und der Tiroler sind laut Gutachten krank, aber zurechnungsfähig - und gefährlich.

Die missbrauchten Kinder des 29-jährigen Wieners sind vom Erlebten schwerst traumatisiert. „Dabei hab‘ ich versucht, drauf zu schauen, dass sie es verkraften“, sagt der Vater jetzt: „Was natürlich absoluter Blödsinn ist.“ - „Warum haben Sie sie gefilmt?“, fragt Senatsvorsitzende Nina Steindl. „Weil ich krank bin“, sagt er.

„Werde mir das nie verzeihen“
Damit die Kinder schweigen, habe er dem Mädchen „die Wahrheit erzählt: Dass man das eigentlich nicht tut, dass das falsch ist. Dass sie nichts sagen soll, weil ich sonst schlecht bin, ins Gefängnis muss.“ Den Buben lenkte er „mit normalem Spielen“ ab. „Es tut mir unendlich leid. Ich werde mir das nie verzeihen“, so der 29-jährige Angeklagte unter Tränen.

Auch der mitangeklagte Tiroler zeigte sich reumütig: „Es tut mir leid, was passiert ist. Ich hoffe, dass sie (die Opfer, Anm.) das Erlebte verarbeiten können“, meinte er. In einem der Videos war jedoch auch die ebenfalls 29 Jahre alte Mutter des Geschwisterpaares aus Wien zu sehen: „Wie sie kommentarlos zusieht. Jeder andere wäre eingeschritten“, so der Staatsanwalt. Und der Tiroler: „Da war mir klar, dass sie ziemlich sicher Bescheid wusste.“ Was die Mitangeklagte vor Gericht jedoch bis zuletzt strikt bestritt.

Der Missbrauchsprozess endete schlussendlich mit drei Schuldsprüchen. Der Vater der beiden Kinder wurde zu 14 Jahren Haft verurteilt, der mitangeklagte Tiroler zu zwölf Jahren Haft. Beide wurden zudem in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen.

„Sie haben nichts dagegen unternommen“
Doch besonders die hohe Haftstrafe für die Mutter des Geschwisterpaares überraschte: Die 29-Jährige fasste immerhin sieben Jahre Freiheitsstrafe aus. „Sie haben als Mutter die Verpflichtung, Ihre Kinder lebenslänglich zu schützen. Aber Sie haben nichts dagegen unternommen“, sagte Richterin Nina Steindl. Immerhin hatte die 29-Jährige seit August 2014 bis zum Frühjahr 2017 zumindest teils von den sexuellen Übergriffen gewusst - hatte aber wohl keine Kenntnis vom tatsächlichen Ausmaß der Taten, so das Gericht. „Was wird aus mir im Gefängnis?“, schluchzte die Mutter, die seit der Verhaftung ihres Ex-Ehemannes vor einem Jahr ihre Kinder betreute.

Den betroffenen Kindern - laut Gericht insgesamt 13 - wurde ein Schmerzengeld in Höhe von mehr als 50.000 Euro zugesprochen. Der Vater nahm das Urteil an, es ist bereits rechtskräftig. Die beiden anderen Angeklagten erbaten sich Bedenkzeit, ebenso wie die Staatsanwaltschaft.

Silvia Schober, Kronen Zeitung und krone.at

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