Austropop-Legende

Günter Timischl: STS-Drittel feiert 70. Geburtstag

Musik
05.05.2018 08:00

Der steirische Musiker Günter Timischl - das „T“ der Musikgruppe STS zusammen mit seinen Kollegen Gert Steinbäcker und Schiffkowitz - feiert am 11. Mai seinen 70. Geburtstag. Timischl, der mit seiner Frau auf einem Bauernhof in Fürstenfeld lebt, musste sein Hauptinstrument, die Gitarre, 2014 an den Nagel hängen - das jahrzehntelange Spielen hatte eine Arthrose verursacht.

(Bild: kmm)

Musik zu machen war für den 1948 in Fürstenfeld geborenen Günter Timischl von Kindesbeinen an selbstverständlich. Seine Eltern waren sehr gute Sänger und betätigten sich in unterschiedlichen Singgruppen. Der kleine Günter spielt von Kindstagen an Blockflöte, die logische Folge ist die Gitarre. Seine erste größere Bühnenerfahrung sammelt er im Alter von neun Jahren bei einem Auftritt im Grazer Kammersaal - damals eine große Sache für einen Buben aus der Oststeiermark. Fünf Jahre später hat er seine erste eigene Gruppe, die „Little Band“, gegründet mit zwei Schulfreunden, gefolgt 1963 von der fünf Jahre währenden Gruppe „Atlantis“. Ein Jahr später bringt die offenbar fruchtbare oststeirische Klangscholle ihre nächste künftige Legende hervor: Timischl ist zusammen mit u.a. Carl Peyer Gründungsmitglied von „Magic 69“. Zu ihnen stößt später Boris Bukowski, Mitte der 1970er wird als „Magic“ die erste LP aufgenommen.

Karriereweg mit Kurven
Timischl - Musiker, Texter, Komponist, Solist, Aushilfsarbeiter - steht zu diesem Zeitpunkt an einem Scheideweg - weitertingeln, Brotberuf ergreifen, Durchbruch anpeilen? Erst einmal verschiebt sich alles durch den Brand des Probenlokals in Graz: 1977 verdingt er sich für ein Jahr als Soldat bei UNFICYP, den UNO-Friedenstruppen auf Zypern, zu denen auch ein österreichisches Bataillon gehört. Mit drei anderen Musikern macht er klangvolle Truppenbetreuung, was er im Nachhinein in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“ als „eine irrsinnig schöne Zeit“ bezeichnete: „Da ich dort so gut wie keine Kohle gebraucht habe, bin ich als reicher Mann zurück gekommen“. Andere UN-Soldaten bauten sich mit dem guten Sold Häuser, Timischl konzentrierte sich mit einem einigermaßen guten Geldpolster wieder auf die Musik.

„Timen“ spielt und singt bei Opus und bei der ersten Allgemeinen Verunsicherung, als sie in der Erstbesetzung mit Thomas Spitzer und Walter Hammer noch saukritisches Musikkabarett (Café Passé) machte. Mit Opus‘ Oberwarter Impro-Hit „Live Is Life“ (1984) kündigte sich der Durchbruch an, der aber musikalisch ganz anders ablaufen sollte. Bei der „Verunsicherung“, wie sie damals noch genannt wurde, hatte er Helmut Röhrling (Schiffkowitz) und Gert Steinbäcker kennengelernt. Mit den beiden ging, was Timen sich jahrelang vorgenommen hatte: Wenngleich die ersten Auftritte in den späten 1970ern noch nicht die Massen anlockten, so kristallisierte sich der typische STS-Sound heraus. Von ihren musikalischen Vorbildern wie den Beatles liehen sie sich Melodien, der Text war immer deutsch.

Durchbruch mit Kanten
Die Initialen ihrer Familiennamen als Bandbezeichnung wurden zum Kürzel eines der längst dienenden und erfolgreichsten österreichischen Musikprojekte. Wohl lief es auch mit diesem Projekt nicht immer rund, aber Mitte der 1980er-Jahre gelang der Durchbruch. Den Anstoß zu ihrem Durchbruchs-Lied „Fürstenfeld“ von Schiffkowitz gab übrigens angeblich der heimatverbundene Timischl, den die beiden Kollegen immer auf Zucker hatten, wenn er bei nicht immer fruchtbaren Plattenvertragsgesprächen in Wien „I wü ham nach Fürstenfeld“ geraunzt haben soll.

Seither hat der STS-Sound aus drei akustischen Gitarren und dreistimmig gesungenen Refrains im steirischen Dialekt seit über 35 Jahren Kulturgut-Status. 2012 gab es den letzten Auftritt, 2014 kündigte die Band an, in Zukunft nicht mehr gemeinsam aufzutreten. Als Grund nannten STS eine durch das jahrelange Gitarrespielen entstandene Arthrose im Schultergelenk von Günter Timischl, die es ihm verunmöglichte, weitere Konzerte zu spielen. Auf der Bühne hat übrigens zumeist dasjenige STS-Drittel gesungen, das das Lied komponiert hat, im Falle von Timischl u.a. „Sie wissen all‘s besser“ und „Wunder meiner Seligkeit“, die er auch textete. Mittlerweile im Unruhestand und stolz auf seine Urenkel, hat Timischl einen weiteren Hit - „Großvater“ - persönlich als Urgroßvater getoppt. Hit-Schreiber mit dem obligatorisch abgelieferten und dann verlässlich totgespielten Sommer-Hadern wollten STS ohnehin nie sein. Wenn einer gelang, freuten sie sich, selbst wenn bei Konzerten aus ihrem über hundertfachem Oeuvre die Besucher eher auf die Super-Hadern reagierten.

Die Sonne an der Gitarre
Timischl - Träger des steirischen Josef-Krainer-Preises - produzierte in den vergangenen Jahren junge Musiker. Gelegentlich singt er noch - für Kumpel Gert Steinbäcker hat er für die CD bei der Aufnahme von „Alles hat sei Zeit“ mitgemacht. Bei der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich im Jahr 2012 versuchte sich Komponist und Arrangeur Christian Kolonovits in seiner Laudatio an der Ergründung des Phänomens STS, musste aber zugeben, dass es unmöglich ist, „eine ‘Überdosis G‘fühl‘ mit dem Kopf zu erklären“. Die Lieder des Trios seien nie ehrgeizig, sondern „werden in die Welt gesetzt und finden automatisch die richtige Bestimmung. Sie bringen uns zum Lachen, zum Weinen - und können sogar gescheiter machen, wenn man es darauf anlegt,“ so Kolonovits, der STS auch produziert hatte. Ein Freund von Timischl sagte einmal: „Wenn er die Gitarre in die Hand nimmt und singt, geht die Sonne auf. Er ist ein unglaubliches Intonationsgenie, er kann einfach nicht falsch singen.“

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