Tödliche Erfindung
Zwischen Stolz und Reue: Kalaschnikow wird 90
Kalaschnikow gilt as Erfinder der berühmtesten und auch berüchtigtsten Waffe der Welt: Seine AK-47 ("Awtomat Kalaschnikowa") ist nach 62 Jahren heute so weit verbreitet wie keine andere Waffe, wird von mehr als 50 Armeen eingesetzt und ziert Nationalflaggen und Rebellen-Embleme in aller Welt.
"Dienst bei weitem nicht nur gerechten Zielen"
Bei der "Waffenparty" anlässlich seines bevorstehenden Geburtstag beklagte der bald 90-jährige Kalaschnikow (im Bild bei einem Auftritt im Jahre 2007), dass seine Erfindung heute "bei weitem nicht nur gerechten Zielen" diene. "Ich habe diese Waffe erschaffen, damit mein Vaterland geschützt wird." Er habe aber nie gedacht, dass das Gewehr einmal weltweite Verbreitung finden wird und damit auch so viel Unheil angerichtet werden würde.
Kalaschnikow wurde jüngst in einer Umfrage unter die Nationalsymbole Russlands gewählt. Nach dem Bolschoi-Ballett, Wodka und den Sojus-Raumschiffen ist das Kalaschnikow-Sturmgewehr die am viertmeisten genannte Begriff. "In manchen Ländern werden Kinder noch immer mir zu Ehren Kalasch genannt. Das erfüllt mich mit Stolz", so der 90-jährige Patriot, für den in den nächsten Tagen ein offizieller Staatsempfang ausgerichtet wird.
Ein schlechtes Gewissen hat der Waffenerfinder aber offenbar nicht. Er sei mit seiner Erfindung nicht reich geworden. Berichten zufolge lebt Kalaschnikow von einer kleinen Rente und erhält in seiner Funktion als Chefkonstrukteur bei den Ischmasch-Werken kein Honorar, obwohl der Pensionist vier Mal die Woche arbeitet.
Hälfte aller AK-47 sind Fälschungen
Wirtschaftlich beschäftigt Kalaschnikow seit Jahren die Waffen-Piraterie, die die Ischmasch-Werke im September in ein Konkursverfahren brachte: Die wenigsten der rund 100 Millionen AK-47-Gewehre weltweit sind russische Originale. Experten gehen davon aus, dass jede zweite gefälscht ist bzw. ohne offizielle Lizenz der russischen Herstellerfirma gefertigt wird. Es gebe weniger als 60 Millionen AK-47 mit Seriennummern. Russland schätzt den Nachbau-Anteil gar auf 90 Prozent. Die Kopien würden sich vermehrt in den Händen von Terroristen, Gangstern, Rebellen und Piraten befinden, behaupten die russischen Waffenvertreter und klingen dabei so, als würden sie sich reinwaschen wollen.
Neben China wird auch den osteuropäischen Ländern Bulgarien, Polen und Rumänien vorgeworfen, die Waffen ohne Lizenz zu produzieren. Viele Länder hätten dafür zwar zu Sowjetzeiten eine Genehmigung gehabt. Diese seien aber längst abgelaufen, sagt Anatoli Issajkin, Chef des staatlichen Konzerns Rosoboronexport, der Russlands Rüstungsexporte kontrolliert und das AK-47-Geschäft mit Klagen retten will. Der Schaden durch die Waffenpiraterie übersteige die Exporte der ums Überleben kämpfenden Ischmasch-Werke, die jährliche etwa 400 Millionen Dollar ausmachen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.