Leiden einer Frau

Von Voodoo-Hexerei und dem Zwang zur Sex-Arbeit

Salzburg
07.04.2018 07:11

Die Leidensgeschichte einer jungen Frau aus Afrika wird nächsten Donnerstag Prozess-Thema im Landesgericht Salzburg. Die Anklage gegen zwei in Salzburg lebende Nigerianer (38, 36) hätte Potenzial für einen Film: Menschenhandel, der Zwang zur Prostitution und kulturelle Absurditäten stehen im Mittelpunkt.

Laut der Anklage von Staatsanwältin Barbara Fischer begann Ende Juli 2015 die Odyssee der Nigerianerin (26): Ihre Tante kannte einen Landsmann, der hier in Salzburg lebt und mit Autos handelt. In der Hoffnung auf ein besseres Leben stellte die Familie den Kontakt her. Das Mädchen stieg mit zwei weiteren in einen Bus - mit Ziel: Österreich.

Die Reise ging zuerst von Nigeria über Niger bis zur Küste Libyens: Tausende Kilometer durch die Wüste. Dort angekommen, ergatterte die Frau einen Platz auf einem Schlauchboot und gelangte so zur südlichsten Insel Italiens, Lampedusa. Ein Ort, der durch die Flüchtlingskrise weltweite Bekanntheit erlangte.

Ende August kam die Nigerianerin in einem Camp nahe Venedig unter. Dort traf sie zum ersten Mal auf den Bekannten ihrer Familie und künftigen Peiniger, den 38-jährigen Autohändler.  Er brachte sie - gemeinsam mit zwei anderen - zum Haus seiner Schwester nach Verona. Dort machte sie die erste grausame Erfahrung: Ein dort hausender Mann verging sich offenbar an ihr - jedoch ohne strafrechtliche Relevanz hierzulande.

Am 9. September 2015 kam der Autohändler mit seinem besten Freund, einem ebenso hier lebenden Abwäscher (36), um die Frau nach Salzburg zu bringen. Die Männer sprachen über die Stadt, über Hotels und - offensichtlich - über Prostitution. Und über eine „Lady“, eine Voodoo-Hexerin, die so genannte Juju-Rituale durchführt.

Ein absurder „Brauch“, der in Nigeria tief verankert scheint: Die Frau musste sich nackt ausziehen, während  die „Juju-Priesterin“  Voodoo-Parolen von sich gab. Danach  wurden der 26-Jährigen alle Haare - vom Kopf über die Achseln bis hin zum Schambereich - abgeschnitten. Samt den Fingernägeln. Dies  alles kam in ein Gefäß. Zum Abschluss musste das Opfer einen Eid schwören. Dabei drohten die zwei anwesenden Männer: Sollte die Frau dies der Polizei melden, würden sie und ihre Eltern sterben.

Zwei Tage später kam die von den Voodoo-Praktiken eingeschüchterte Asylwerberin in ein Flüchtlingslager in St. Georgen. Dort wurde sie scheinbar zur Prostitution gezwungen. Bis zum 6. März, als die Behörden sie zurück nach Italien schoben.

Ein Österreicher, der das Schicksal der Frau kannte, schickte ihr  eine Zugkarte. In Villach  wurde sie gestoppt - der Verein LEFÖ nahm sie unter ihre Obhut. Nun studiert sie und spricht schon sehr gut Deutsch.

Am Donnerstag müssen ihre zwei Peiniger - der Autohändler und der Abwäscher - ins Landesgericht. Vorwurf: Menschenhandel und grenzüberschreitender Prostitutionshandel. Den Vorsitz hat Richterin Anna-Sophia Geisselhofer.

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