Kurz vor dem Aus

Quelle-Chef: “Brauchen in 14 Tagen Investor”

Österreich
23.10.2009 16:19
Quelle Österreich braucht in den nächsten 14 Tagen einen "ernsthaften Interessenten". So sieht Wolfgang Binder (Bild), Chef der Österreich-Tochter des vor der Schließung stehenden deutschen Versandhändlers Quelle, die Lage. Sowohl ein strategischer als auch ein Finanzinvestor sind vorstellbar, erklärte der Vorstandsvorsitzende, der sich zudem eine Beteiligung seiner Person am Unternehmen vorstellen kann.

Um das Geschäft außerhalb von Deutschland aufrecht zu erhalten, müsse ein Investor knapp 70 Millionen Euro in die Hand nehmen, sagte Binder. 50 Millionen Euro seien für die Ware nötig.

Seiner Ansicht nach werde dann relativ kurzfristig wieder ein profitables Geschäft möglich. Quelle ist laut Binder international 600 Millionen Euro schwer und in den vergangenen Jahren jährlich 20 bis 25 Prozent gewachsen. Binder hob besonders Russland hervor: Dort ist man nach fünf Jahren bei 175 Millionen Euro, das Potenzial liege bei einer Milliarde Euro.

Gespräche mit Interessenten
Seit Donnerstag führt der Quelle-Konzern Gespräche mit einer Reihe von Interessenten, berichtete der Vorstandschef. Namen nannte er keine. Jedenfalls will ein Insolvenzverwalter das das internationale Geschäft in einen sicheren Hafen zu steuern. Für eine Neuaufstellung brauche es demnach sechs bis acht Monate.

"Es ist 30 Sekunden vor Zwölf", unterstrich der Quelle-Österreich-Chef den Ernst der Lage. Er betonte aber gleichzeitig, dass der Vorstand "bis zum Schluss" gemeinsam mit den Mitarbeitern kämpfen werde. Man habe bereits im Juni, als sich die Situation zuspitzte, begonnen, verschiedene Szenarien zu entwickeln. Auch die Vorarbeiten für einen Sommerkatalog seien geleistet. Quelle könne ohne Investor bis Weihnachten warentechnisch auskommen, so Binder.

Ein "Horror" für die Mitarbeiter
"Für die Mitarbeiter ist es natürlich ein Horror", räumte Binder ein. Der "Quelle-Spirit" sei aber einmalig. Die Stimmung sei immer noch sehr optimistisch und kämpferisch, aber natürlich angespannt, erklärte Betriebsratschef Felix Hinterwirth. "So eine Situation ist alles andere als lustig." Ein möglicher Sozialplan sei aber vorerst nicht spruchreif, sagte der Arbeitnehmervertreter, der seit 43 Jahren und damit am zweitlängsten von allen Beschäftigten im Unternehmen tätig ist.

Quelle hat in Österreich rund 1.000 Mitarbeiter, 900 davon am Standort Linz. Das Unternehmen ist seit 50 Jahren im Land und hat laut Bilanz von 2008 Verbindlichkeiten von rund 33 Millionen Euro. Der Umsatz machte zuletzt rund 215 Millionen Euro aus. Laut Binder habe man einen Marktanteil von 20 Prozent und etwa eine Million Kunden, die bis zu sechsmal jährlich bei Quelle einkaufen.

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