Unsagbares Leid
Erdrutsche auf den Philippinen fordern 300 Todesopfer
In der Stadt Dagupan wateten die Menschen durch überschwemmte Straßen. Der Gouverneur der Mountain Province im Norden der Hauptinsel Luzon rief dazu auf, Medikamente, Nahrung und Suchhunde in die Region zu bringen, "damit wir die Toten finden können".
Lage nach Stürmen etwas entspannt
Die Wetterlage entspannte sich am Samstag. Präsidenten Gloria Arroyo hob nach Angaben eines Sprechers den im ganzen Land geltenden Notstand auf, mit Ausnahme der besonders stark betroffenen Hauptinsel Luzon. Der Taifun "Parma" war am vergangenen Wochenende auf die Philippinen getroffen, genau eine Woche nach dem verheerenden Tropensturm "Ketsana". Durch "Ketsana" waren bereits mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 300.000 Menschen wurden obdachlos und halten sich in Notunterkünften auf.
Die Zahl der Todesopfer in Zusammenhang mit "Parma" dürfte damit auf mehr als 600 gestiegen sein. Den Helfern fehlen vor allem Hubschrauber, um zu den Betroffenen vorzudringen. Der Gouverneur der Provinz Pangasinan bat dringend um Helikopter. "Wir haben genügend Nahrungsmittel für die Opfer, aber das Problem ist, wie wir die Menschen aus ihren überschwemmten Häusern in die Aufnahmelager bekommen", sagte Amado Espino.
"Die Menschen schliefen und konnten sich nicht retten"
Besonders folgenschwer war der Erdrutsch in La Trinidad 210 Kilometer nördlich der Hauptstadt Manila. Dort rutschte am Freitag im Morgengrauen ein Hang ab und begrub 32 Häuser unter einer meterhohen Erdschicht. Mindestens 70 Menschen kamen dort ums Leben, berichtete der Gouverneur der Provinz Benguet, Nestor Fongwan. "Die Menschen schliefen und konnten sich nicht retten", sagte er. Dorfbewohner müssten mit Schaufeln und Picken nach den Opfern suchen, weil der völlig aufgeweichte Boden für schweres Gerät zu instabil sei.
Bergungsmannschaften hatten Schwierigkeiten, sich zu den Eingeschlossenen vorzukämpfen. Straßen waren überschwemmt oder durch Schlammlawinen und fortgespülte Fahrzeuge und Bäume versperrt. Die Flüsse waren durch die Wassermassen zu reißenden Strömen angeschwollen und die Strömung war zu stark für kleine Motorboote. In der Provinz Pangasinan halfen US-Soldaten bei der Versorgung der Opfer.
"Parma" brachte tagelangen Regen
Der Tropensturm "Parma" war tagelang fast bewegungslos über der Region gehangen. Es goss ununterbrochen in Strömen. Überall wurden Straßen und Felder überschwemmt, die Flüsse schwollen an. "Die Überschwemmungen sind verheerend, an manchen Stellen stehen fast die gesamten Dörfer unter Wasser", sagte Polizeisprecher Ramon Gatan. Das Wasser stieg noch weiter, als die Behörden Wasser aus fünf Stauseen abließen, weil Dammbrüche drohten. Das Unwetter war am vergangenen Samstag zunächst mit Taifunstärke über die nördlichen Philippinen hereingebrochen und hatte schon am Wochenende 25 Opfer gefordert. Es bewegte sich am Freitag nur langsam Richtung Südchinesisches Meer.
Nach Angaben von Umweltschützern führt unter anderem das massive Abholzen der Wälder dazu, dass Böden, die früher vom Wurzelwerk gehalten wurden, jetzt bei heftigem Regen ins Rutschen geraten. Anderswo werden neue Siedlungen an Hänge gebaut, die nicht genügend abgesichert sind.
Nun drohen Seuchen
Nach Angaben des Kinderhilfswerks UNICEF sind durch die Unwetter der vergangenen zwei Wochen auf den Philippinen eine Million Kinder betroffen. Die größten Gefahren seien nun Durchfall, Lungenentzündung und Infektionskrankheiten, teilte die 0rganisation in Köln mit. Hinzu kämen Hautkrankheiten und Malaria.
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