Journalist ermordet
Slowakei: Regierung bietet eine Million € Kopfgeld
Nach der Ermordung des slowakischen Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak, die international für Bestürzung sorgt, hat die Regierung in Bratislava nun eine Belohnung in Höhe von einer Million Euro ausgeschrieben, um den Fall möglichst schnell aufzuklären. Die Leiche des 27-Jährigen war am Wochenende neben der seiner Freundin Martina Kusnirova in ihrem Haus gefunden worden. Kuciak starb durch eine Kugel in die Brust, seine Partnerin durch einen Kopfschuss.
Die Polizei hatte das tote Paar am späten Sonntagabend in ihrem Haus in der Gemeinde Velka Maca nahe der Stadt Trnava im Westen des Landes gefunden. Wann es genau zu der Tat gekommen war, ist noch unklar, denn die Obduktionsergebnisse stehen noch aus. Martina hatte sich zuletzt am Donnerstag bei ihrer Familie gemeldet. Als ihre Mutter sie am Wochenende nicht mehr erreichen konnte, alarmierte sie die Polizei.
Fälle von Korruption und Steuerbetrug recherchiert
Kuciak hatte sich auf große und heikle Fälle von Korruption und Steuerbetrug spezialisiert. Seine letzte Veröffentlichung datiert mit 9. Februar mit einer Geschichte über Steuerhinterziehung in Zusammenhang mit dem Verkauf einer Luxusimmobilie. Er hatte auch über Vergehen von Unternehmern berichtet, die der führenden sozialdemokratischen Regierungspartei Smer von Ministerpräsident Robert Fico nahestehen sollen. Kuciak hatte im Herbst Drohungen erhalten und daraufhin Anzeige bei der Polizei erstattet.
"Beispiellose Attacke gegen die Pressefreiheit"
In der Slowakei löste der gewaltsame Tod von Kuciak und seiner Verlobten tiefe Bestürzung aus. Spitzenpolitiker, Journalistenverbände, Medien im Land sowie Kollegen und Öffentlichkeit verurteilten den Mord entschieden. Sollten sich die Vermutungen über einen Zusammenhang mit Recherchen des Journalisten bestätigen, gehe es um eine "beispiellose Attacke gegen Pressefreiheit und Demokratie der Slowakei", erklärte Ministerpräsident Fico in einer ersten Reaktion. Zur Aufklärung werde ein spezielles Ermittlerteam eingesetzt.
"Sicherheit von Journalisten muss garantiert werden"
Entsetzen, dass eine derartige Gewalttat in der Slowakei überhaupt geschehen kann, äußerte Staatspräsident Andrej Kiska. "Der furchtbare Mord" an dem jungen Paar müsse schnellstens aufgeklärt, die Sicherheit von Journalisten im Land müsse garantiert werden, forderte er.
"Unvorstellbar, dass wir Zeugen solcher Ereignisse sein müssen", kommentierte auch Parlamentspräsident Andrej Danko. Spitzenpolitiker der Opposition forderten rasche Ermittlungen. Der tschechische Regierungschef Andrej Babis, ein gebürtiger Slowake, zeigte sich ebenfalls entsetzt über die Tat: "Ich bin schockiert." Er verurteile jedwede Form von Gewalt gegen Journalisten.
Polizeischutz für gefährdete Journalisten
Polizeichef Tibor Gaspar, der einen Zusammenhang der Tat mit Kuciaks Berichterstattung vermutet, kündigte außerdem an, man werde weiteren eventuell gefährdeten Journalisten Polizeischutz gewähren. Dazu zählen auch Kuciaks Arbeitskollegen sowie Personen, mit denen er im Zuge seiner Recherchen in Kontakt stand.
Journalistin in Malta ermordet
Erst im Oktober 2017 war in einem anderen EU-Mitgliedsstaat, in Malta, eine Journalistin ermordet worden. Auch sie hatte zu Themen wie Steuerhinterziehung und Geldwäsche ermittelt. Sie starb durch eine Bombe.
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