Jordanien ist etwa so groß wie Österreich und hat seit Beginn des Syrien-Kriegs fast 700.000 Flüchtlinge aufgenommen. Die Hälfte davon sind Kinder.
Vor dem Abflug lerne ich Matilda kennen, sie ist 2 Jahre alt, liegt zufrieden und friedlich im Kinderwagen. Gemeinsam mit ihren Brüdern und ihrer Mama begleitet sie ihren Vater zum Flughafen. Der ist Generalsekretär der Caritas Österreich, unterwegs mit Journalisten nach Jordanien, um Projekte zu besuchen, auch um den vielen Spendern Rechenschaft abzulegen. Die Fakten sind im Handgepäck säuberlich zusammengefasst (siehe "Daten & Fakten" unten), und sie sind eindrucksvoll. Wir besuchen Zaatari, das größte Flüchtlingscamp in der Region, hier leben 80.000 Menschen, viele von ihnen bereits seit mehreren Jahren! Für einige Momente wage ich ein Gedankenexperiment: Während der Mitarbeiter der Caritas-Jordanien von den Schicksalen der Menschen erzählt, will ich versuchen, mich in sie hineinzuversetzen. Was, wenn das mein Leben wäre?
Geschichten von der Flucht
Junge Familien, die ihre alten Eltern zurücklassen mussten. Kinder, die zu Vollwaisen wurden. Menschen, die ihr gesamtes Hab und Gut zurückgelassen haben, um vor den Bomben zu fliehen. Und immer wieder Terror, Gewalt, Zerstörung, Krieg. Der ist immer ganz nahe, auch hier. Die syrische Grenze ist nur 15 km entfernt. Der Gedanke daran, dass das meine Eltern, meine Kinder sein könnten, den verdränge ich schnell wieder, er ist einfach nicht auszuhalten für mich. Jordanien hat mit dem „Jordan Compact“ 2016 zwei Maßnahmen ergriffen, um die Dauer-Flüchtlingskrise auch in Entwicklungsmöglichkeiten für das Land umzukehren: Legalisierung der Flüchtlinge in vielen Bereichen des Arbeitsmarktes und eine Bildungsoffensive, jedes schulpflichtige Flüchtlingskind soll auch Schulbildung bekommen. Dafür wird in Doppelschichten unterrichtet, am Vormittag gehen jordanische Kinder zur Schule, am Nachmittag syrische Kinder. Ein gesellschaftlicher Kraftakt! Caritas Österreich unterstützt hier viele Projekte, Schulen, Spitäler, Kinderschutzzentren – Kinderarbeit und Zwangsverheiratung junger Mädchen bleiben große Themen für Menschen in finanzieller Not.
Hilfe für Kinder in Not
Neben Bildung geht es um psychologische Betreuung. Die Erfahrungen der Eltern und ihrer Kinder sind immer präsent: Eine Hupe, das Geräusch eines Flugzeuges, ein lautes Wort können ausreichen, um die Kinder hier in Angst zu versetzen. Mit Musik, Spielen und beim Zeichnen können traumatische Erfahrungen verarbeitet werden. Die Betreuer freuen sich über kleine Erfolge: ein traumatisierter Bub, der anfangs nur mit schwarzen Stiften malte, bis die Therapie Wirkung zeigte und er seinen Bildern wieder Farben gab! „Diese Kinder dürfen nicht zur verlorenen Generation werden, denn sie sind es, die ihre Heimat einmal aufbauen müssen!“ sagt Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner.
Kinder wie Fatimah, sie ist 2 Jahre alt, ist im Flüchtlingscamp geboren. „Wir sind froh, dass wir am Leben sind“, sagt ihr Vater, „aber was soll aus ihr einmal werden?“ Wenn ich Fatimah betrachte, kommt mir Matilda in den Sinn, beide Mädchen sind 2 Jahre alt. Nur durch einen Zufall wurden sie an unterschiedlichen Plätzen auf dieser Welt geboren. Zwei Kinder, die beide das Recht auf ein „gutes“ Leben haben. Dazu gehören Nahrung und Wasser, Bildung und Chancen, Zuwendung und Hoffnung. Und manchmal braucht es unsere Unterstützung, dass das möglich ist.
Daten & Fakten
Mit einem Hilfspaket um 30 Euro versorgen Sie ein syrisches Flüchtlingskind mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und medizinischer Betreuung. Spendenzweck: Kinder in Not. Erste Bank, AT23 2011 1000 01234560. Informationen finden Sie unter www.caritas.at
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