Vor zwölf Jahren fand im Raimund Theater die Uraufführung des Musicals nach dem gleichnamigen Film von Roman Polanski und der Musik von Jim Steinman statt. Buch und Texte lieferte "Mr. Musical" Michael Kunze. Damals als Rock-Oper konzipiert und auch umgesetzt, wurden die "Vampire" auf seinen verschiedenen Stationen in der ganzen Welt ordentlich durch die Kommerz-Trommel geschüttelt und präsentieren sich zwar mit vielen (notwendigen) Strichen, jedoch musikalisch zum Nachteil des Stückes extrem nivelliert. Caspar Richter, der auch für die musikalische Einstudierung verantwortlich ist, schlug ein schnelles, akkurates Tempo und bemühte sich die vielen, kleinen Details der Orchestrierung transparent zu machen.
Wirklich beeindruckend ist auf der anderen Seite die Ausstattung. Mit allen zur Verfügung stehenden Bühnentechniken (Beamer, Laser, Drehbühne und mehr) gelingt es der "neuen" Wiener Fassung doch noch zu überzeugen - und auch natürlich wegen der größtenteils exzellenten Darsteller.
Thomas Borchert als Graf Krolock hat sich seit seinem letzten Auftritt in Wien ("Jekyll & Hyde") stimmlich hervorragend weiter entwickelt und gehört zu den besten Musical-Darstellern im deutschsprachigen Raum. Er berührt, lehrt das fürchten - und gibt auch Raum zum Lachen. Großartig die Leistung von Marjan Shaki als Sarah. Aus dem kleinen Mädchen in "Romeo & Julia" ist eine Frau geworden, die den schweren Spagat zwischen lasziver Leidenschaft und kindlicher Naivität perfekt meistert. Gesanglich noch dazu in Bestform. Auch Lukas Perman hat mit dem Alfred wieder eine Rolle gefunden, die er routiniert und überzeugend auf der Bühne umsetzt.
Neuer Schluss überzeugt mit feiner Ironie
Freilich: Der heimliche Star des Abends war schon bei der Welturaufführung Gernot Kranner als komisch-schrulliger Professor Abronsius. Ordentlich agieren James Sbano als Chagal, Katharina Dorian als seine Frau Rebecca, Anna Thoren als Magd Magda und Marc Liebischer als Krolocks homosexueller Sohn Herbert. Großes Lob hat auch das Tanzensemble (Choreographie Dennis Callahan) verdient.
Regisseur Cornelius Baltus brachte "Tanz der Vampire" schon in vielen Städten auf die Bühne. Er hat die Original-Regie von Roman Polanski übernommen, gut verfeinert und auch die dramaturgischen Änderungen in Absprache durchgeführt. Viel logischer präsentiert sich jetzt der neue Schluss des Stückes, der mit feiner Ironie positiv reüssieren kann. Gut gearbeitet sind kleinen Spässchen und die Slapstick-Einlagen. Nur: Nach mehr als drei Stunden Vampir-Musical dröhnen dem Besucher gewaltig die Ohren. Zwei Striche weniger auf dem Lautstärke-Regler, und das Publikum würde sicher noch mehr jubeln.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.