EU-Wahl 2009

Kandidaten zeigen gemischte Erwartungen

Österreich
07.06.2009 15:37
Die österreichischen Kandidaten zum EU-Parlament haben am Sonntag bei ihrer eigenen Stimmabgabe gemischt Erwartungen gezeigt: Während sich SPÖ-Spitzenkandidat Hannes Swoboda alles andere als siegessicher zeigte, sah Ernst Strasser, Listen-Erster der ÖVP, die reale Chance, Platz eins zu erobern. Auch sein Parteikollege, Othmar Karas, sprach von einem "sehr guten Gefühl". Hans-Peter Martin hoffte, seine Mandate halten zu können. Andreas Mölzer (FPÖ) meinte hingegen, er könne nur gewinnen. Die Grüne Kandidatin Ulrike Lunacek gab als Ziel vor, die Mandate ihrer Partei zu halten. Der früheste Vogel unter den Kandidaten war Ewald Stadler (BZÖ). Er gab bereits um 8.25 Uhr seine Stimme ab und erwartete sich sechs Prozent oder mehr.

Alles andere als siegessicher kam der SPÖ-Spitzenkandidat für die Europawahl, Hannes Swoboda, am Sonntag zur Stimmabgabe in sein Wahllokal im zweiten Wiener Gemeindebezirk. "Ich bin Realist", zeigte sich Swoboda auf die Frage nach dem Wahlausgang zurückhaltend. 2004 sei die SPÖ trotz des starken Einbruchs der damaligen Regierungspartei FPÖ nur knapp vor der ÖVP gelegen. Diesmal sei die FPÖ in Opposition: "Das ist eine andere Ausgangsposition als beim letzten Mal."

"Man muss kämpfen. Manchmal wird man Erster, manchmal wird man Zweiter", zeigte sich Swoboda schicksalsergeben. Die Populismus-Kritik des steirischen SPÖ-Landeshauptmanns Franz Voves an Parteichef Werner Faymann wies Swoboda indes zurück. Gegenüber der FPÖ wünscht sich Swoboda künftig eine "Doppelstrategie": Einerseits müsse sich die SPÖ klar von den Freiheitlichen abgrenzen, andererseits müsse sie die von den freiheitlichen Wählern empfundenen Probleme angehen. Zweiteres sei bisher möglicherweise zu wenig geschehen, meinte Swoboda.

Strasser: "Platz eins möglich"
ÖVP-Spitzenkandidat und ehemaliger Innenminister Ernst Strasser schritt kurz nach 10.45 Uhr im niederösterreichischen Grafenwörth mit Lebensgefährtin Elisabeth Kaiser an seiner Seite zur Wahlurne. Zum von Meinungsforschern erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen mit der SPÖ meinte Strasser, die Chance sei da, Nummer eins zu werden. Der Wähler sei am Wort. Er sei zuversichtlich, gute Arbeit geleistet zu haben, was hoffentlich honoriert werde.

Mit einem "sehr guten Gefühl" hat auch Strassers Parteikollege Othmar Karas, Listen-Zweiter der ÖVP, seine Stimme abgegeben. Gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn sowie Wissenschaftsminister Johannes Hahn erschien er gegen zehn Uhr in einem Wahllokal im vierten Wiener Gemeindebezirk. Karas gab sich selbst eine Vorzugsstimme, denn "ich wünsche mir so viele Vorzugsstimmen wie möglich". Er sei zuversichtlich und hoffe auf ein "sehr gutes Ergebnis". Auf die Frage, ob auch er Karas seine Vorzugsstimme gegeben habe, antwortete Hahn: "Ich würde sagen, die Symbolik, dass wir gemeinsam wählen gehen, sagt schon vieles."

Martin streitet mit Wahlbeisitzerin
Hans-Peter Martin hat am Vormittag im zweiten Wiener Bezirk seine Stimme abgegeben. Es werde das letzte Mal sein, dass er in der Bundeshauptstadt Wien wählen gehen werde, verkündete der EU-Parlamentarier mit ernster Miene den Wahlbeisitzern. Er werde wieder nach Vorarlberg übersiedeln, so Martin, der mit seiner Ehefrau Heike und einer kleinen Freundesrunde kurz nach 11 Uhr in einer Hauptschule in der Wittelsbachstraße erschienen war.

Ganz reaktionsfrei ging die Stimmabgabe nicht ab. Es kam zu einer kleinen Häkelei mit der sozialdemokratischen Wahlbeisitzerin. Als diese von Martin einen Ausweis verlangte, ätzte dieser: "Beim letzten Mal war ich noch amtsbekannt." Als Martin dann in seine Wahlkabine beinahe von seiner Ehefrau begleitet wurde, schritt die Wahlbeisitzerin erneut lautstark ein und erinnerte an die geheime Wahl: "Er hätte ja ausnahmsweise auch die SPÖ wählen können", zeigte die Beisitzerin in Richtung der Ehefrau. Martin konterte aus seiner Wahlzelle heraus, dies wäre gut möglich gewesen, hätte sich die SPÖ nur einer sozialen Politik besonnen.

Nach dem Votum erklärte Martin, er erwarte sich vom Urnengang ein deutliches Signal an die etablierten Parteien, das diese auch verstehen würden. Für ihn persönlich wäre es schon ein Erfolg, sein Mandat in Brüssel und Straßburg weiter ausfüllen zu können. Für die Sache wäre es "schön", wenn die Liste Martin zulegen könnte. Martin hatte beim letzten Urnengang zwei Mandate errungen, eines davon ging allerdings bald wieder verloren, nachdem seine ehemalige Mitstreiterin Karin Resetarits zu den Liberalen gewechselt war.

Mölzer hofft auf Stimmenverdoppelung
Der freiheitliche Spitzenkandidat Andreas Mölzer hat seine Stimme in seiner Kärntner Heimat abgegeben. Gut gelaunt erschien er um zehn Uhr mit Frau Renate im Wahllokal in der Ortschaft Sattendorf am Ossiacher See. "Wir können nur gewinnen, das weiß eh ein jeder", antwortete er auf Fragen nach seiner Wahlprognose. Er hoffe auf eine Verdoppelung der Stimmen gegenüber der vorigen EU-Wahl.

Mölzer hatte es mit der Stimmabgabe eilig. Viel zu schnell für den Fotografen warf er seinen Stimmzettel in die Urne und musste dann mit einem leeren Kuvert noch einmal posieren. Der EU-Abgeordnete glaubt, dass die Diskussion über den Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf seiner Partei nicht geschadet habe: "Dadurch wurden vielleicht viele sogar motiviert, zur Wahl zu gehen, um dagegen zu protestieren, wie die Freiheitlichen behandelt werden."

Lunacek optimistisch
Kurz vor 11 Uhr hat auch Grünen-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek ihre Stimme abgegeben. Sie zeigte sich beim Verlassen ihres Wahllokals im zweiten Wiener Gemeindebezirk zuversichtlich, dass die Grünen ihren Mandatsstand halten und weiterhin zwei Europaabgeordnete nach Brüssel schicken können. Optimistisch stimmt Lunacek nach eigenem Bekunden, dass die Grünen laut ersten Ergebnissen sowohl in Holland als auch in Griechenland und Belgien zulegen konnten.

Ein Vorzugsstimmenduell zwischen ihr und der Listenzweiten Eva Lichtenberger um den Einzug ins Europaparlament werde es daher nicht geben, betonte Lunacek: "Wir werden beide Vorzugsstimmen erhalten, Eva Lichtenberger und ich, und wir werden beide Mandate erhalten." Ob sie ihr Mandat auch annehmen würde, wenn die Grünen ihr Wahlziel verfehlen und nur einen Sitz im Europaparlament erreichen, wollte Lunacek nicht sagen: "Diese Frage beantworte ich am Abend."

Stadler wählt mit Familie
BZÖ-Spitzenkandidat Ewald Stadler hat seine Stimme für die EU-Wahl an seinem Wohnort in Etsdorf am Kamp schon zu früher Stunde abgegeben: Begleitet von Ehefrau Hildegard und dem jüngsten seiner sechs Kinder kam der BZÖ-NÖ-Landesobmann um 8.25 Uhr zu Fuß zur Hauptschule der Marktgemeinde Grafenegg. Unter Blitzlichtgewitter machte Stadler im Wahllokal von seinem Wahlrecht Gebrauch, nachdem er der Kommission die Hände geschüttelt hatte. Die Familie war in Tracht gekleidet, Ehefrau und die viereinhalbjährige Tochter im Dirndl. "So gehen wir jeden Sonntag in die Kirche", manchmal trage er auch Lederhose, sagte der gebürtige Vorarlberger.

Zum erwarteten Abschneiden des BZÖ befragt zeigte sich Stadler zuversichtlich, sechs Prozent oder mehr zu erreichen. Er verwies auf die vergangene Nationalratswahl, bei der das BZÖ entgegen der Prognosen von drei Prozent dann elf Prozent erreicht habe. Er habe einen "wahnsinnig entspannten" Wahlkampf erlebt, getragen von einer "Grundfreundlichkeit", allerdings auch der fehlenden Bereitschaft der Menschen, überhaupt wählen zu gehen. Die Wahlbeteiligung werde eines der Hauptprobleme sein, meinte Stadler.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt