AUA im Sturzflug

Lufthansa steht zu AUA-Deal

Österreich
21.02.2009 08:56
Auch nach dem Bekanntwerden des Verlusts des halben AUA-Grundkapitals steht die Lufthansa zu ihrem Übernahmeangebot. Auch Anlegerschützer sehen die bekanntgewordenen Zahlen zum Zustand der Fluglinie gelassen. Einzig das BZÖ schäumt, sieht die Schuld am AUA-Crash bei der SPÖ-ÖVP-Regierung und fordert einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss.

Nachdem die AUA bekannt gegeben hatte, dass bereits die Hälfte ihres Grundkapitals aufgebraucht sei, steht die Lufthansa nach wie vor zu ihrem Angebot. Damit reagierten die Deutschen auch auf Sorgen, sie könnten ihr Angebot zurückziehen. "Die Lufthansa ist ein verlässlicher Partner und steht zu ihrem Angebot", unterstrich eine Sprecherin der Airline am Freitag. Dennoch müssten sich alle des Ernstes der Lage bewusst sein. Man erwarte einen "signifikanten Beitrag" der externen Partner wie OMV und Flughafen Wien. Das Angebot sei aber vor der Finanzkrise gelegt worden, weshalb nun sichergestellt werden müsse, dass die im Vertragsentwurf festgehaltenen Bedingungen trotz Krise eingehalten werden. Die AUA selbst habe mit dem Sparpaket bereits den richtigen Kurs eingeschlagen, so die Lufthansa-Sprecherin.

Anlegerschützer gelassen
Auch Anlegerschützer sehen die derzeitige Entwicklung eher gelassen. "Das regt mich jetzt nicht mehr auf", sagte Wilhelm Rasinger, Chef des österreichischen Interessenverbandes für Anleger. Die Bilanz sei bereits bekannt gewesen, begründete dieser seine Einstellung. Trotzdem bezeichnete Rasinger die Situation der Fluglinie weiterhin als "ernst". Deshalb dürfe es jetzt nicht mehr um Verhandlungen gehen, sondern um die Umsetzung umfassender Maßnahmen. An eine Insolvenz glaubt auch der Anlegerschützer nicht, geißelt aber die Verwendung des staatlichen Notkredits zur Schuldentilgung. Das käme einem Bankenpaket gleich.

BZÖ fordert Untersuchungsausschuss
Das BZÖ forderte indes einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Causa AUA. Schon im Frühjahr 2006 habe laut BZÖ ein Gutachten davor gewarnt, dass es die AUA alleine nicht schaffen werde. Die Große Koalition habe sich aber über diese Empfehlung hinweggesetzt und eine Stand-alone-Variante verlangt, so der orange Wirtschaftssprecher Robert Lugar. Um ein weiteres "Debakel" zu verhindern, müsse der Fall nun restlos geklärt werden.

Die Verluste der AUA
Das Grundkapital der Austrian Airlines AG beträgt 264 Millionen Euro. Der Verlust für 2008 plus Jänner 2009 beträgt also kumuliert zumindest 132 Millionen Euro. Damit war kumulativ das halbe Grundkapital aufgezehrt. Angaben über die genaue Höhe des Verlusts wollten die beiden Vorstände Peter Malanik und Andreas Bierwirth am Donnerstagabend vor Journalisten in Wien nicht machen, weil es sich um vorläufige Zahlen handle. 

Malanik: "Es wird die Lufthansa nicht überraschen"
Die AUA hatte im Dezember für das operative Geschäft der AG im Jahr 2008 (Sondereffekte wie Flugzeugabschreibungen nicht inkludiert) einen Verlust zwischen 100 und 125 Millionen Euro prognostiziert. Inklusive Abschreibungen etc. hatte der AUA-Konzern einen Verlust von bis zu 475 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Der Verlust im Jänner habe "so etwa" sieben Millionen Euro betragen, sagte Malanik. Nach dem Ergebnis des vergangenen Jahres "überrascht uns das nicht", sagte Malanik, "und es wird auch die Lufthansa nicht überraschen". Der AUA-Vorstand ist in Folge der letzten Entwicklungen nach den Bestimmungen des Aktiengesetzes verpflichtet, die Aktionäre bei einer außerordentlichen Hauptversammlung zu informieren. Man habe daher die für 15. Mai geplante ordentliche Hauptversammlung auf den 14. April vorverlegt, teilte der AUA-Vorstand mit.

Vorstand sieht weiter keine Insolvenzgefahr
Die AUA-Führung sieht trotz der Verlustausweitung weiterhin keine Gefahr einer Insolvenz der Airline. "Die AUA hat kein Liquiditätsproblem", sagte Vorstand Andreas Bierwirth am Donnerstagabend. Allerdings müssten auf der Ergebnisseite die Probleme "kompensiert" werden. Der Vorstand geht davon aus, dass die AUA mit der staatlichen Nothilfe von 200 Millionen Euro bis zum Closing der Übernahme durch die Lufthansa auskommen wird. "Ja, wir werden es schaffen", versicherte Bierwirth auf Journalistenfragen.

Ein Konkurs oder Liquiditätsprobleme seien nicht die Frage, sondern das mögliche Abspringen der Lufthansa, sollten die für den Kauf vereinbarten Bedingungen nicht eingehalten werden. Die 200 Millionen sollen laut Plan zur Schuldentilgung verwendet werden und nicht, um laufende Verluste abzudecken. Wenn es gelinge, das Sparpaket von 225 Millionen Euro durchzubringen, "dann wird es uns auch gelingen, die Lufthansa nicht mit der Abdeckung operativer Verluste beunruhigen zu müssen", sagte Malanik.

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