Mieser Sager

Berlusconi reißt Witz auf Kosten der Junta-Opfer

Ausland
19.02.2009 13:03
Eine Aussage des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi bei einer Wahlrede auf Sardinien hat zu einer schweren diplomatischen Verstimmung zwischen Rom und Argentinien geführt. Die Regierung in Buenos Aires reagierte höchst empört auf ein Zitat Berlusconis in Zusammenhang mit den "Desaparecidos", den rund 30.000 Menschen, die während der argentinischen Militärdiktatur zwischen 1976 und 1978 spurlos verschwanden.

"Man hat über mich schon alles Schlimme gesagt und mich mit diesem argentinischen Diktator verglichen, der seine Gegner beseitigte, indem er sie mit Fußbällen in Flugzeuge steckte und dann die Flugzeugklappe öffnen ließ und sagte: 'Es ist ein schöner Tag draußen, geht ein bisschen spielen'. Auch wenn man darüber lacht, so ist es doch dramatisch", meinte ein vergnügter Berlusconi bei der Rede.

Heftige Proteste und Empörung
Nachdem die  argentinische Tageszeitung "Clarin" seine Worte veröffentlicht hatte, wurde der italienische Botschafter in das Außenministerium in Buenos Aires bestellt. Die Regierung protestierte dabei heftig gegen Berlusconis Aussage. Auch der Verband der Menschenrechtsorganisation "Mütter von der Plaza de Mayo" zeigte sich wegen den Worten des Premiers empört, die ihrer Ansicht nach absolut unangebracht seien.

Das italienische Außenministerium erwiderte, dass es sich bei Berlusconis Äußerung nicht um eine beleidigende Absicht, sondern um eine klare Distanzierung von der argentinischen Diktatur gehandelt habe. Berlusconis Sager sei aus dem Zusammenhang gerissen und falsch interpretiert worden.

"Totale Unsensibilität" bewiesen
Die italienische Opposition attackierte Berlusconi scharf. "Witze zu erzählen und damit Italien international in Verlegenheit zu bringen, ist Berlusconis beliebteste Tätigkeit. Der Regierungschef beweist wieder einmal seine totale Unsensibilität für die Geschichte und den Wert der Demokratie, im deren Namen in Argentinien und in der ganzen Welt viele Menschen ihr Leben geopfert haben", kommentierte Ex-Außenminister Piero Fassino.

Perverse Tötungsmaschinerie
Unter der argentinischen Diktatur in den Jahren 1976 bis 1983 verschwanden etwa 30.000 Menschen spurlos. Politische Gefangene wurden u. a. unter Drogen gesetzt und dann von Flugzeugen aus ins Meer gestoßen.

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