500 Mio. vernichtet

Aktien im freien Fall, aber Erste-Chef bleibt ruhig

Österreich
18.02.2009 08:41
Die Aktien der Erste Group haben am Dienstag einen freien Fall an der Börse durchgemacht und bei Handelsschluss um 18,13 Prozent tiefer bei 7,00 Euro geschlossen. Das Unternehmen hatte erst am Vormittag die 8-Euro-Marke nach unten durchbrochen. Ausschlaggebend für den Kurssturz war eine kritische Studie der Ratingagentur Moody's, die vor den Osteuropa-Geschäften der Erste Group warnte, auch die Aktien von Raiffeisen stürzten ab. Für Erste-Group-Chef Andreas Treichl ist der Absturz der Aktien kein Grund zu übertriebener Sorge: "Keine Krise und keine Panik dauert ewig." Zu Handelsbeginn am Mittwoch erholten sich Aktien der beiden österreichischen Großbanken leicht.

Moody's hatte am Dienstag vor drastischem Abwertungsbedarf in Osteuropa-Töchtern und Druck auf die Rating-Einstufung gewarnt. Das hat die Bankenwerte europaweit nach unten gerissen. Am Dienstagnachmittag kam dann mit der tiefroten Eröffnung der Wall Street ein neuerlicher Belastungsfaktor für die Erste Group-Aktie hinzu.

Die Marktkapitalisierung der Erste Group belief sich nach dem Handelstag auf nur noch 2,219 Milliarden Euro. Damit wurde am an einem Börsetag knapp eine halbe Milliarde Euro an Marktwert vernichtet. Seit Jahresbeginn vor sechs Wochen haben die Erste-Anteile um 56,79 Prozent an Wert eingebüßt.

Auch bei Raiffeisen International kam es am Dienstag zu massiven Kurseinbrüchen. Die RI-Titel fielen um 13,51 Prozent auf 13,00 Euro.

Leichte Erholung zu Handelsbeginn am Mittwoch
Am Mittwoch zeigte sich die Wiener Börse im frühen Handel bei hohem Anfangsvolumen mit knapp behaupteter Tendenz. Nach Ablauf der meisten Eröffnungsauktionen wurde der ATX um 9.45 Uhr mit 1.478,57 Punkten nach 1.480,05 Einheiten am Dienstag errechnet, das ist ein Minus von 1,48 Punkten bzw. 0,10 Prozent. Die Aktien der Erste Group gewannen 5,29 Prozent auf 7,73 Euro und Raiffeisen International 3,85 Prozent auf 13,50 Euro.

Treichl bleibt gelassen
Dass die Aktie der Erste Bank seit Jahresbeginn so stark verloren hat und seit ihrem Höchststand vor eineinhalb Jahren um fast 90 Prozent gefallen ist, hat nach Ansicht von Erste-Group-Chef Andreas Treichl "mit der realwirtschaftlichen Situation unserer Bank überhaupt nichts zu tun". Die Aussichten für Zentral- und Osteuropa würden derzeit extrem negativ eingeschätzt, aber "diese Meinung teilen wir in dieser Extremität ganz bestimmt nicht", sagte Treichl am Dienstag.

"Ich glaube nicht, dass es gefährlich geworden ist für die österreichischen Banken in Zentral- und Osteuropa. Wir haben eine sehr hohe Exposure, wir haben heftig investiert in diesen Ländern, aber wir haben in die Realwirtschaft investiert", zeigte sich Treichl von der Richtigkeit seiner bisherigen Investitionsentscheidungen überzeugt. "Ich glaube, dass das Vertrauen der Anleger mit den Zahlen wieder zurückkommen wird." Alle Analysten würden für die Erste Group und für die anderen Banken in der Region auch heuer Gewinne prognostizieren, "und ich glaube, dass wir diese Prognosen weit übertreffen werden, und dann kommt das Vertrauen wieder zurück. Keine Krise und keine Panik dauert ewig."

Dass die Erste Bank wegen des derzeit sehr niedrigen Aktienkurses eine leichte Übernahmebeute sein könnte, macht Treichl nach eigenen Angaben keine Angst, "da werden wir uns ordentlich wehren, weil wir der Überzeugung sind, dass der richtige Kurs für die Erste Bank der ist, den wir vor eineinhalb Jahren gehabt haben und nicht der jetzige. Und wir werden auch wieder dorthin kommen." Einen ersten Erholungsschub für den Kurs der Erste-Bank-Aktie erwartet Treichl nach der Präsentation der Ergebniszahlen für das 1. Quartal 2009.

"Börsenkurse sind ein Witz"
Auch nach Ansicht des Wirtschaftsforschers und langjährigen WIFO-Chefs Helmut Kramer sind die aktuellen Börsenkurse von Erste Bank und Raiffeisen International "im Grunde angesichts des Substanzwerts, den diese Banken haben, ein Witz". Die Kurse würden zeigen, "dass Börsen eben überschießen in ihren Erwartungen und Dispositionen", sagte Kramer. Man müsse aber auf größere Ausfälle in einigen Ländern vorbereitet sein, etwa der Ukraine und Rumänien. Aber selbst ein "worst case" mit Kreditausfällen von 400 Milliarden Euro "wäre zu bewältigen, wenn man nicht kleinlich ist und herumstreitet" wer schuld daran sei, so Kramer.

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