Kollision im All

Weites Trümmerfeld nach Crash zweier Satelliten

Ausland
12.02.2009 22:38
Beim Zusammenprall eines russischen Schrott-Satelliten mit einem US-Satelliten (Bild) in der Erdumlaufbahn in fast 800 Kilometern Höhe ist der amerikanische Flugkörper völlig zerstört worden. Was möglicherweise noch schlimme Folgen haben könnte. Denn nun schwebt ein riesiges Trümmerfeld aus mindestens 600 Teilen über uns. Unklar ist derzeit, welche Gefahr von diesen ausgeht. Ein Weltraumexperte deutete an, es könnte sich durchaus eine Atomwolke bilden. Denn die herumfliegenden Trümmer könnten alte sowjetische Spionagesatelliten treffen, die Atombatterien an Bord haben. Laut russischem Militär müsse "die Beschaffenheit der Trümmerwolke" aber noch untersucht werden.

Der Aufprall ereignete sich bereits am Dienstag gegen 18.00 Uhr MEZ über Sibirien. Experten sprechen von einer einmaligen Kollision so großer Satelliten. Die im US-Bundesstaat Maryland ansässige Betreiberfirma des zerstörten US-Satelliten, Iridium Satellite, erklärte, die Kollision sei ein "äußerst ungewöhnliches" Ereignis gewesen.

600 Trümmerteile entstanden
Erste Radar-Untersuchungen des US-Militärs haben inzwischen ergeben, dass nach dem Zusammenstoß im All rund 600 Trümmerteile zurückgeblieben seien. Es werde aber noch etwa zwei Tage dauern, bevor das genaue Ausmaß des Trümmerfeldes abzuschätzen sei, sagte NASA-Sprecher Michael Carey dem US-Fernsehsender CBS. Ein Weltraumexperte sagte der Agentur Interfax in Moskau, dass die Trümmer leicht mit alten sowjetischen Spionagesatelliten, die sogenannte Atombatterien an Bord haben, zusammenstoßen könnten. Es bestehe die Gefahr, dass Wolken mit radioaktiver Strahlung im All austreten, sagte der Experte.

US-Armee warnt vor "Weltraum-Völkerball"
Nach der Kollision im All müssen die dort vertretenen Nationen nach Einschätzung des US-Militärs mit ihren Trabanten bald "Weltraum-Völkerball" spielen, um herumfliegendem Schrott auszuweichen. "Meine Sorge ist, dass das Trümmerfeld noch eine Weile da oben sein wird", sagte General James Cartwright, Mitglied des Generalstabs. Die gute Nachricht sei, dass die Flugbahn der Trümmerteile nach deren Stabilisierung relativ exakt vorherzusagen seien. "Die schlechte Nachricht ist: Es ist ein großes Gebiet", sagte Cartwright weiter.

Auch ISS von Satelliten-Schrott gefährdet
Die "Washington Post" zitierte ein NASA-Dokument, demzufolge ein leicht erhöhtes Risiko für die ISS besteht, von Satelliten-Schrott getroffen zu werden. Dieses Risiko halte sich aber "in akzeptablen Grenzen". Die ISS befindet sich in nur 354 Kilometern Höhe, also deutlich unter dem Kollisionsorbit der beiden Unglückssatelliten. NASA-Sprecher John Yembrick sagte, der Schrott werde sich ausbreiten, weshalb die ISS möglicherweise ein Ausweichmanöver starten müsse. Dazu sei die Raumstation aber in der Lage, dies sei ihr bereits in acht Fällen gelungen.

Zerstörter Satellit wird ersetzt
Der zerstörte Satellit werde binnen 30 Tagen durch einen bereits im All befindlichen Ersatz-Satelliten ersetzt, erklärte Iridium Satellite. Zwischenzeitlich könne es zu kurzen Kommunikationsstörungen und -ausfällen kommen. Nach eigenen Angaben betreibt Iridium Satellite ein Netzwerk von 66 Kommunikationssatelliten sowie mehreren Ersatzsatelliten im All. Die Firma betonte, die Kollision sei nicht auf technisches Versagen bei dem Iridium-Satelliten zurückzuführen. Der Zusammenprall gilt als einer der ersten derartigen Vorfälle im All.

Seit die Sowjetunion im Jahr 1957 mit "Sputnik 1" den ersten künstlichen Satelliten gestartet hatte, wurden rund 6.000 Stück ins Weltall gebracht. 

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