Noch vor Wahl frei

Fünf Millionen Euro Lösegeld für Sahara-Geiseln

Österreich
11.09.2008 12:35
Das seit März andauernde Drama um die beiden österreichischen Sahara-Geiseln könnte vor einem Ende stehen. Die Hinweise verdichten sich, dass Andrea Kloiber und Wolfgang Ebner noch vor der Wahl freikommen werden. Und zwar - wie von Beginn an vermutet - gegen Zahlung eines Lösegelds. Konkret geht es dabei um 5 Millionen Euro!

Nach mehr als 200 Tagen, mit Beginn des Ramadan, haben sich die Hoffnungszeichen um die beiden in Mali von einer Al-Kaida-Gruppe als Geiseln festgehaltenen Österreicher verdichtet. Bereits in den kommenden Tagen reisen Unterhändler von Wien nach Bamako, die Hauptstadt Malis, und dann weiter in die südliche Region.

Wenn die heimischen Emissäre in Mali eintreffen, kommen sie nicht mit leeren Händen. Sie werden 5 Millionen Euro dabei haben. Die Übergabe der Summe wird über Mittelsmänner des Präsidenten von Mali, Amadou Toumani Tour, abgewickelt. Das Geld selbst wird für verschiedene in die Aktion involvierte Gruppen aufgewendet. Im Hintergrund läuft bereits die Dementiermaschinerie an, wonach „niemals Lösegeld bezahlt wird“. So hat es sich auch in vergleichbaren Fällen in Deutschland verhalten.

Summe wurde durch Pannen bekannt
Dass im österreichischen Fall die Summe bekannt geworden ist, liegt an einigen Pannen bzw. an der mangelnden Vorsicht einiger in die Operation eingebundener Diplomaten. Diese haben zwar über abhörsichere Telefone verfügt, aber dann über normale Telefonleitungen aus dem Hotel den Kontakt mit ihren vorgesetzten Dienststellen aufgenommen. Neben diesen Pannen, die zu einer Verzögerung geführt haben, ist intern auch lange über die Höhe der Summe diskutiert worden. Gegen die Zahlung von Lösegeld hatte sich etwa die algerische Regierung ausgesprochen. Dort wird befürchtet, dass die Al-Kaida-Gruppe die Millionen für die Anschaffung neuer Waffen nutzt und man damit weitere Terror-Anschläge bzw. Geiselnahmen zu erwarten hat.

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In solchen Fällen müssen Regierungen stets behaupten, mit Entführern nicht zu verhandeln, und erst recht betonen, niemals Lösegeld zu zahlen. Doch was wiegt mehr - das Leben der Geiseln oder der Schutz der Mehrheit? Eine schwer aufzulösende moralische Frage. Daher wird fast immer gezahlt und gelogen, obwohl die Wahrheit offensichtlich ist.

Von Claus Pándi, KronenZeitung

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