Blutige Terrorwelle

Dutzende Tote bei Anschlägen im Irak

Ausland
28.07.2008 15:28
Im Irak haben sich am Montag vier Selbstmord-Attentäterinnen in die Luft gesprengt. In Bagdad rissen drei von ihnen mindestens 25 schiitische Pilger mit in den Tod. Rund 40 Pilger wurden verletzt. Eine vierte Frau tötete in der nördlich gelegenen Stadt Kirkuk nach Polizeiangaben mindestens 22 Teilnehmer einer kurdischen Demonstration. 125 Demonstranten erlitten Verletzungen. In der Kleinstadt Balad Rus wurden vier Zivilisten durch einen Sprengstoffanschlag getötet, wie die Nachrichtenagentur Aswat al-Irak meldete.

Augenzeugen und Polizisten in Bagdad haben berichtet, dass sich die drei Frauen mit Sprengstoffgürteln in dem vorwiegend von Schiiten und Christen bewohnten Stadtteil Karrade unter die schiitischen Wallfahrer gemischt hätten. Die Pilger waren auf dem Weg zum Schrein des Imam Mussa al-Kadhem im Norden der Stadt. Die Schiiten begehen an diesem Dienstag den Todestag des Heiligen im Jahr 799. Vor drei Jahren war es bei dieser Wallfahrt im Stadtteil Kadhimiyah zu einer Massenpanik auf einer Brücke gekommen. Damals waren rund 1000 Menschen zu Tode getrampelt worden oder in den Fluss gestürzt, nachdem sich das Gerücht verbreitet hatte, unter den Pilgern seien Selbstmordattentäter.

Anschlag in Kirkuk wegen Wahlreform
Der Anschlag in Kirkuk traf eine Protestkundgebung gegen den Entwurf eines neuen Wahlgesetzes für die Provinz. Kurdischer Widerstand gegen eine Teilung der Macht im Provinzrat hat die Verabschiedung des Gesetzes bisher verhindert. In der ölreichen Region Kirkuk leben Kurden, Turkmenen, Araber und Angehörige anderer Volksgruppen. Die kurdischen Parteien verhinderten bisher die Verabschiedung des Gesetzes, das die Provinzratswahlen regeln soll. Sie wollen verhindern, dass die von ihnen beanspruchte Vielvölkerstadt Kirkuk in vier Wahlbezirke aufgeteilt wird, weil dies ihre Siegeschancen schmälern würde.

Ankara beäugt kurdisches Vorgehen mit Sorge
Die irakische Verfassung sieht eine bereits mehrmals verschobene Volksabstimmung darüber vor, ob die ölreiche Provinz an das kurdische Autonomiegebiet angeschlossen werden soll. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte davor gewarnt, dass es wegen des Kirkuk-Konflikts zu einem "sehr großen Bürgerkrieg" kommen könnte. Ankara befürchtet, dass eine kurdische Kontrolle über die Region um Kirkuk zur Entstehung eines auch wirtschaftlich lebensfähigen kurdischen Separatstaates führt. Die Kurden verfügen seit 1991 über ein de facto eigenständiges Gebiet innerhalb der irakischen Staatsgrenzen. In den Provinzen Arbil, Suleimaniya und Dohuk entstand unter westlichem Schutz eine kurdische Selbstverwaltung. Diese erhebt Anspruch auch auf Kirkuk.

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