In Wien verhaftet

Ukrainischer Oligarch kommt für 125 Mio. € frei

Österreich
17.03.2014 17:00
Nach fünf Tagen in der Zelle werden sich für den in der Vorwoche verhafteten ukrainischen Oligarchen Dmytro Firtasch am Dienstag die Gefängnistore des Landesgerichts Wien wieder öffnen. Der auf drei Milliarden Euro geschätzte Gas-Magnat zahlt die Rekordkaution von 125 Millionen Euro. Unterdessen brodelt im Fall Firtasch die diplomatische Gerüchteküche: Die Festnahme des Multi-Milliardärs könnte, heißt es unter vorgehaltener Hand, ein Warnschuss aus Washington an Kremlchef Wladimir Putin und seine Oligarchenfreunde sein.

Wie berichtet, hatten die Eliteeinheit Cobra und das Bundeskriminalamt dem milliardenschweren Multi-Unternehmer am Mittwoch vor seiner Wiener Firmenzentrale Handschellen angelegt (siehe Story in der Infobox). Der internationale Haftbefehl ging von den USA aus. Die Vorwürfe der seit 2006 ermittelnden Bundespolizeibehörde FBI: Politiker-Bestechung und Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Dass Firtasch dann über das Wochenende weiter bei Hausmannskost wie Rollgerstlsuppe und Marillenknödeln hinter Gittern ausharren musste, hat mit den am Freitagabend - zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Verhängung der Auslieferungshaft - schon geschlossenen Banken zu tun. Der Milliardär konnte die Zahlung der unglaublichen Summe von 125 Millionen Euro erst am Montagmorgen veranlassen - die Überweisung auf das Justizkonto dauert nun bis Dienstag.

Konzernchef droht in USA lebenslange Haft
Die USA werden nach der Rekordkaution das weitere Vorgehen der österreichischen Behörden nun mit Argusaugen beobachten. Für den 48-jährigen ukrainischen Oligarchen steht jedenfalls einiges auf dem Spiel. Denn bei einer allfälligen Auslieferung in die USA und einer drohenden Verurteilung wird er wohl den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Der von Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer vertretene Konzernchef ist sich also des Risikos bei einer Überstellung in die Hände der amerikanischen Justiz sehr wohl bewusst.

Bei Flucht bleibt das Geld in Staatskasse
Die Auflagen des Wiener Landesgerichts für die Freilassung sind schnell erklärt: Firtasch wurde vor Gericht das Gelöbnis abgenommen, Österreich nicht zu verlassen. Der Besitzer von zwei Privatjets muss seinen ukrainischen Reisepass nicht abgeben, allerdings in der Bundeshauptstadt für die Dauer des Auslieferungsverfahrens seinen festen Wohnsitz haben und sich regelmäßig bei Polizei bzw. Gericht melden. Ob die Angst, den Rest des Lebens hinter Gittern zu verbringen, nicht doch zu Fluchtgedanken verleitet, wird man sehen. Tritt dieser Fall ein, bleibt das Geld in der Staatskasse.

War Verhaftung US-Warnschuss in Richtung Russland?
Im Fall Firtasch brodelt unterdessen auch die diplomatische Gerüchteküche. War der US-Haftbefehl eine Art Warnschuss an Putin und seine Oligarchenfreunde wegen der Ukraine-Krise? Die Botschaft aus Washington könnte lauten: "Wir kriegen euch überall." Während das US-Justizministerium in einer Aussendung sehr auffällig betonte, dass die Verhaftung nichts mit der aktuellen Ukraine-Krise zu tun habe, gehen politische Beobachter vom Gegenteil aus.

Denn der US-Haftbefehl wegen Bestechung von indischen Politikern im Zuge eines Titanprojekts mit 18,5 Millionen US-Dollar stammt schon vom Sommer des vergangenen Jahres - und ausgerechnet wenige Tage vor der Krim-Abstimmung über den Anschluss an Russland bat die US-Justiz das Wiener Landesgericht um den Zugriff. Eine offizielle Bestätigung dafür wird es freilich nie geben.

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