Baumgartner wird im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zitiert, dass Hämatologe Paul Höcker als Berater von Humanplasma bis 2006 in den Räumen der Firma Athleten behandelt habe, und dass dieser "von Kreisen der österreichischen Regierung gebeten wurde, Athleten in Wien zu behandeln."
"Herr Baumgartner soll der Staatsanwaltschaft konkret nennen, wer mit 'Kreisen der österreichischen Regierung' gemeint ist. Er soll Namen nennen", so Darabos. "Es muss alles auf den Tisch, damit der eingeschlagene Weg der Transparenz und der Aufklärung weitergegangen werden kann."
Baumgartner: "Habe niemals Regierungskreise angeführt"
Gegenüber einer Zeitung bestritt Baumgartner den Hinweis auf Regierungskreise: "Ich wurde drei Tage lang von einer Redakteurin verfolgt, habe aber kein Interview gegeben. Ich kann den Hinweis auf Regierungskreise nicht bestätigen."
Staatsanwaltschafts-Sprecher Gerhard Jarosch konnte am Freitag eine Verwicklung von Politikern nicht bestätigen, in den Ermittlungsakten der Sonderkommission Doping fände sich dazu nichts.
Mindestens 50 Athleten mit Eigenblut behandelt
Laut "Spiegel" hatte "Humanplasma"-Geschäftsführer Lothar Baumgartner eingestanden, dass bis zum Jahr 2006 etwa 50 Athleten mit der umstrittenen Blutdoping-Methode behandelt wurden. Baumgartner bestätigte, dass der Hämatologe Paul Höcker, bis 2007 Leiter der Abteilung Transfusionsmedizin der Universitätsklinik Wien, als Berater von "Humanplasma" bis 2006 in den Räumen der Firma Athleten betreut habe. Davon habe er, Baumgartner, damals nichts gewusst. Der eigentliche Dopingakt, die Refundierung des Blutes, habe aber niemals in den Räumen der Firma stattgefunden. Vor wenigen Tagen hatte "Humanplasma" noch von der sporadischen Blutabnahme bei maximal 30 Sportlern gesprochen.
NADA bemüht sich um Akteneinsicht
Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) versucht unterdessen durch die neuerdings ermöglichte Akteneinsicht zu Namen von involvierten Sportlern zu kommen, um notwendigenfalls Verfahren einzuleiten. Dopingvergehen verjähren erst nach acht Jahren. Laut NADA-Geschäftsführer Andreas Schwab sei man mit der NADA in Deutschland in Kontakt, da sich unter den Humanplasma-Kunden auch Spitzensportler aus der Bundesrepublik befinden sollen. "Die Weitergabe von Akten ist nicht möglich, wir können unseren Kollegen aber sehr wohl Informationen und Ansprechpartner liefern, die ihnen die Arbeit erleichtern", sagte Schwab.
Steuerverfahren war Auslöser für neue Entwicklungen
Ins Rollen gekommen waren die aktuellen Entwicklungen, nachdem "Humanplasma" wegen nicht versteuerter Einnahmen aus Doping-Behandlungen Selbstanzeige erstattet hatte. Durch die Blutabnahmen bei Spitzensportlern seien demnach rund 300.000 Euro eingenommen worden, ohne dass diese dem Fiskus gemeldet wurden. Das Unternehmen bestätigte mittlerweile die Behandlung von 50 Sportlern bis zum Jahr 2006, Medienberichte hatten von bis zu 180 betroffenen Athleten gesprochen. Vonseiten der Staatsanwaltschaft gab es zur Anzahl von Athleten keinen Kommentar.
Unklar ist noch, ob ein Verfahren der Steuerbehörden gegen Humanplasma vor oder erst nach der Selbstanzeige anhängig war. Diesbezüglich werde aktuell ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Davon hängt ab, ob Humanplasma auch in der Steuer-Causa straffrei bleibt, strafrechtliche Konsequenzen muss das Institut nach der Einstellung des Verfahrens gegen zwei Mediziner im März diesen Jahres ohnehin nicht mehr befürchten.
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