Skilegende tot

Toni Sailer im Alter von 73 Jahren verstorben

Österreich
26.08.2009 07:26
Mit Toni Sailer hat der österreichische Sport eine seiner Lichtgestalten verloren. Die Ski-Legende aus Tirol erlag am Montag im Alter von 73 Jahren in Innsbruck einer Krebserkrankung, gegen die Sailer seit Jahren angekämpft hatte. Sailer, der im Alter von 20 Jahren bei den Olympischen Winterspielen 1956 in Cortina mit drei Goldmedaillen zum Idol der Nachkriegszeit und mehrerer folgender Generationen von Skirennläufern wurde, agierte nach dem frühen Ende seiner Karriere erfolgreich als Schauspieler und Schlagersänger. Im Jahr 1999 wurde Sailer als Österreichs Sportler des Jahrhunderts geehrt.

Die Trauerfeierlichkeiten für Sailer beginnen am Samstag um 11.00 Uhr in Kitzbühel auf dem Zielgelände des Hahnenkamm-Rennens. Nach dem Gottesdienst zieht der Trauerzug durch die Stadt bis zum Stadtfriedhof, wo Österreichs Skilegende seine letzte Ruhe finden wird, wie der Kitzbüheler Ski Club am Mittwoch mitteilte.

Trauer und Bestürzung 
Weggefährten, Skistars der Gegenwart und das offizielle Österreich reagierten mit Trauer und Bestürzung auf den Tod Sailers. Die Ski-Olympiasieger Franz Klammer und Hermann Maier bezeichneten Sailer als ihr Idol. "Die Begegnungen mit Toni bleiben mir unvergesslich. Toni hat für Österreich und den Skisport Enormes geleistet", sagte Maier. Karl Schranz  zeigte sich "geschockt". "Er hinterlässt ein großes Vermächtnis. Toni hat dem Sport einen Schub verliehen, der bis heute anhält", würdigte der dreifache Weltmeister den Stellenwert Sailers.

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel verwies wie viele andere neben den sportlichen Erfolgen auch auf die fröhliche Persönlichkeit seines Tiroler Landsmannes. "Es waren nicht nur die sportlichen Erfolge, die für Österreich, den Skisport und auch die Wirtschaft von fundamentaler Bedeutung waren, sondern auch das Menschliche. Wie er mit seiner Krankheit umgegangen ist, war beeindruckend", erklärte Schröcksnadel.

Der "Schwarze Blitz aus Kitz" schrieb Ski-Geschichte
Der 1935 als Anton Engelbert Sailer geborene "Schwarze Blitz aus Kitz" hat in seiner nur fünf Jahre dauernden Karriere mit drei Olympiasiegen 1956 in Cortina und insgesamt sieben Weltmeister-Titeln (4 in Cortina, 3 in Badgastein 1958) Ski-Geschichte geschrieben. Nach seinem Rücktritt 1959 (mit nur 23 Jahren) machte er als Film- und Theater-Schauspieler sowie als Sänger im Showgeschäft Furore.

Mit 2 Jahren stand der Sohn eines Spengler- und Glasermeisters erstmals auf Skiern, mit 13 setzte er sich den Gewinn einer olympischen Goldmedaille zum Ziel. Nach einem Schien- und Wadenbeinbruch (1953) wurde Sailer 1954 aber nicht für die WM in Aare nominiert.

Sailers "Goldspiele" von Cortina
Dann aber kam Cortina 1956. Dort holte Sailer als 20-Jähriger drei Olympia- und vier WM-Titel und machte die 7. Olympischen Winterspiele zur Einmann-Show des jungen Mannes aus Kitzbühel mit der legendären weißen Zipfelmütze. Dieser durchschlagende Erfolg ließ ihn ein Jahr nach dem Staatsvertrag auch zu einer Symbolfigur für den Wiederaufbau Österreichs werden. Sailer wurde zu einem Jugendidol der Nachkriegszeit.

Der riesige Erfolg in Cortina "zwang" Sailer dazu, zwei Jahre später bei der Heim-WM in Badgastein beweisen zu müssen, dass dieser sensationelle und von wahren Massenhysterien begleitete Erfolg kein Zufall gewesen war. Dem jungen Kitzbüheler, der als sportliches Multitalent, Tüftler und Denker damals in punkto Training und Skitechnik seiner Zeit weit voraus war, gelang das mit drei weiteren Goldmedaillen eindrucksvoll. Der Slalom, in dem er hinter Josl Rieder Rang zwei belegte, blieb das einzige Medaillenrennen, aus dem Sailer nicht als Sieger hervorging.

22 Hauptrollen in Kinofilmen gespielt
Schon während seiner kurzen Ski-Karriere, für die er mit dem Italiener Zeno Colo (Kraft), dem Norweger Stein Eriksen (Athletik) und seinem Landsmann Christian Pravda (Natur und Freiheit) gleich drei Vorbilder gewählt hatte, war Sailer in Kontakt mit der Filmszene gekommen. Nach seinem Rücktritt übersiedelte er nach München und dann nach Berlin, spielte 22 Hauptrollen in Kinofilmen, hatte Auftritte in Fernsehspielen und TV-Filmen und spielte in klassischen Theaterstücken wie im "Tod eines Handlungsreisenden". 18 Schallplattenaufnahmen trugen zu seiner - vor allem auch in Japan enormen - Popularität bei.

1964 wandte sich Sailer vom Showbusiness ab. Er produzierte in der Folge in Kanada Ski, war von 1972 bis 1976 Technischer Direktor des ÖSV in der legendären Klammer-Ära und heiratete 1976 in Vancouver seine Frau Gabi, die im Jahr 2000 starb. Sailers Sohn heißt Florian.

Über 20 Jahre Rennleiter am Hahnenkamm
Mit der Rückkehr in die Heimat wurde Sailer u.a. als Skischulleiter aktiv, wurde für über 20 Jahre Rennleiter der Kitzbüheler Hahnenkamm-Rennen und übernahm 1992 den Vorsitz des FIS-Alpinkomitees. Höhepunkt der Auszeichnungen für Sailer, der dreimal Österreichs Sportler des Jahres war, war 1999 die logische Wahl zum österreichischen Jahrhundert-Sportler. Zuletzt erhielt er im April 2009, wenige Monate vor seinem Tod, den "Schneekristall des Skisports" des Österreichischen Skiverbandes.

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