SkyEurope-Sperre

Billigfluglinie will neues Angebot vorlegen

Österreich
18.08.2009 09:55
In den Streit zwischen dem Flughafen Wien und der angeschlagenen Billigfluglinie SkyEurope könnte doch Bewegung kommen. "Wir arbeiten intensiv an einer Lösung für den Flughafen Wien und werden diese so bald wie möglich vorlegen", sagte der Sprecher der Airline, Ronald Schranz, am Montag. Einen Zeitpunkt wollte er nicht nennen. Dem Vernehmen nach wird das Angebot aber nicht vor Dienstag fertig sein.

Flughafen-Wien-Vorstandssprecher Herbert Kaufmann hatte zuvor erklärt, dass erst dann wieder mit SkyEurope verhandelt werden könne, wenn klar sei, wie die Fluglinie ihre fälligen und laufenden Rechnungen begleichen wolle. Bis dato gebe es kein solches Angebot.

Für die Passagiere sämtlicher Flüge ist bis Mittwoch der Flughafen Bratislava als Ersatz-Abflugsort angekündigt. Am Sonntag ergaben sich daraus ein- bis eineinhalbstündige Verspätungen.

Bustransfer nach Bratislava
Die Verzögerung komme durch den Transfer von Wien nach Bratislava und den doppelten Check-in zustande, erklärte SkyEurope-Sprecher Schranz. Der Ablauf sei derzeit wie folgt: Die Passagiere checken am Wiener Flughafen ein, bekommen die Bordkarten und werden dann den Flügen entsprechend auf die Busse nach Bratislava verteilt. Am Flughafen in Bratislava muss dann noch das Gepäck eingecheckt werden. Im Moment habe man acht Busse im Einsatz, so Schranz. Es handle sich um eine "Notlösung mit gewissen Unannehmlichkeiten", aber Priorität sei es, die Leute an ihre Reiseziele zu bringen.

Abflug-Verbot seit Samstag
Am Samstag um 0.00 Uhr war das Abflug-Verbot für SkyEurope in Kraft getreten. Nach Angaben von SkyEurope starteten am Samstag zwölf Flüge von Bratislava statt von Wien, am Sonntag seien es zehn gewesen. "Es gibt keine gestrandeten Passagier, es kommt jeder an sein gewünschtes Ziel", betonte Schranz.

Schranz sieht "große Teile" der Forderungen erfüllt
Zum Disput mit dem Flughafen Wien erklärte Schranz am Sonntag, dass es nach wie vor Ziel der Airline sei, zu einer Einigung mit dem Airport zu kommen. Es habe ein "substanzielles Bemühen von unserer Seite" gegeben, die Forderungen des Flughafens zu erfüllen. Das habe man zwar nicht zur Gänze bis zur gesetzten Deadline geschafft, "aber ein sehr großer Teil ist aus unserer Sicht erfüllt worden", sagte der Sprecher. 

Anders sah das Flughafen-Pressesprecher Peter Kleemann am Samstag: "Wir begrüßen jede Airline am Flughafen Wien, aber die Dienstleistungen, die wir erbringen, müssen auch bezahlt werden." Derzeit gebe es keine Verhandlungen, daher stelle sich auch die Frage nach einer baldigen Wiederaufnahme der Abfertigung von SkyEurope-Maschinen in Wien nicht. Laut Schranz warte die Airline derzeit noch darauf, dass Vertreter des Flughafens wieder an den Verhandlungstisch zurückkehrten.

Passagiere nahmen's locker: "Wird schon klappen"
Die meisten Fluggäste hatten sich am Samstag nicht den Mut nehmen lassen: "Wir werden ja sehen. Es wird schon klappen", hieß es bei den Wartenden. "Ich hoffe, ich fliege überhaupt", sagte eine junge Frau, die nach Amsterdam unterwegs war. Sie sollte um 6:50 Uhr fliegen und bemerkte erst am Flughafen die Veränderungen.

Auch eine sechsköpfige Familie, die auf den Flug nach Alicante wartete, bewies Nervenstärke. "Wir haben uns immer wieder Deadlines gesetzt - um 22:00 Uhr die letzte", sagte der Familienvater, der nicht nach Spanien mitflog. Sie beschlossen letztlich, es zu doch probieren, nachdem sie von der völlig überlasteten Reservierungszentrale der SkyEurope erfahren hatten, dass die Flüge in Bratislava starten sollen. Um 4:00 Uhr habe es im Internet endlich einen Flugplan und mehr Infos gegeben. "Das ist halt das Risiko, wenn man um 29 Euro verreisen will", so der bissige Kommentar des Familienvaters. "Adventure-Club eben."

"Jeder betroffene Passagier erhält von SkyEurope einen Gutschein für einen Flug", versprach die Airline eine kleine Wiedergutmachung. Dabei handle es sich aber nicht um einen Gratisflug, sondern um eine starke Ermäßigung von etwa 50 Prozent, präzisierte Schranz.

AUA bietet gestrandeten Passagieren 150-Euro-Rückflug an
Lachender Dritter des Debakels ist die gerade erst per Lufthansa-Übernahme vor dem drohenden Untergang gerettete AUA. Die Austrian Airlines bieten seit Freitag "gestrandeten" SkyEurope-Passagieren an, sie von jenen elf Destinationen, die auch die AUA anfliegt, wieder nach Österreich heimzuholen. Die Kosten für den Rückflug liegen bei pauschal 150 Euro inklusive Taxen und Gebühren. Betroffene könnten auch telefonisch über die AUA-Buchungszentrale ein Ticket - je nach Platzangebot - buchen.

Slowakische Mitarbeiter stimmten Lohnstundung zu
Die slowakischen SkyEurope-Mitarbeiter haben indes einer Stundung der Löhne zugestimmt, um den Betrieb des operativen Tochter-Unternehmens in der Slowakei aufrecht erhalten zu können. Die Belegschaft sei nun damit einverstanden, sich einen Teil ihres Einkommens am kommenden Dienstag und den Rest in zwei Wochen auszahlen zu lassen, hieß es. Der Sprecher von SkyEurope in der Slowakei, Tomas Kika, wollte sich zu den Details nicht äußern. "Das ist eine interne Sache und diese kommentieren wir nicht", so Kika.

Die Führung von SkyEurope hatte ihre Mitarbeiter in einem Rund-Mail ersucht, vorläufig auf die Auszahlung ihrer Juli-Gehälter zu verzichten. Sollte die Mehrheit der Belegschaft diesen Vorschlag ablehnen, müsste das Unternehmen seinen Betrieb einstellen, argumentierte die Geschäftsführung der Firma. Die operative Tochter in der Slowakei steht bereits seit einigen Wochen unter Gläubigerschutz. Für den Fall, dass das Entschuldungs- bzw. Sanierungsverfahren positiv abgeschlossen werden, hat einer der Miteigentümer, die in den Niederlanden ansässige Investmentfirma Focus Equity, bis zu 16,5 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Genaue Höhe der Schulden immer noch unklar
SkyEurope soll beim Flughafen Wien bis zu vier Millionen Euro Schulden angehäuft haben. Diese stammen aber aus der Zeit vor dem Gläubigerschutzverfahren, während es jetzt um die laufenden Gebühren geht. Weder der Flughafen noch die Airline wollten bisher sagen, wie hoch die Außenstände tatsächlich sind. SkyEurope bediente bisher ab Wien mehr als 20 Destinationen in Europa, darunter Amsterdam, Brüssel, Barcelona, Lissabon, Neapel, Athen und Bukarest. Weiters wird von Prag und den slowakischen Flughäfen Bratislava und Kosice geflogen.

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