Super-Nanny-Drama

Muss Justin (7) zu seiner Mutter zurück?

Adabei
05.12.2008 11:00
Seit Mittwoch wird in Deutschland und auch bei uns heftig über eine Folge der RTL-Show „Die Super Nanny“ diskutiert. In der Sendung wurde gezeigt, wie eine 30-jährige Mutter ihren siebenjährigen Sohn dauernd schlägt und demütigt. Abertausende TV-Zuschauer waren von den erschütternden Szenen entsetzt, nicht nur bei dem Buben, Justin, auch vor den Bildschirmen flossen bittere Tränen. Als der Bub von seiner Mutter weggeholt und in eine Pflegefamilie gegeben wurde, atmeten alle auf – allen voran „Super Nanny“ Katia Saalfrank und der kleine Justin. Doch das Drama ist noch nicht vorbei: Obwohl der Bub für mehrere Monate bei der anderen Familie bleiben soll, will ihn seine Mutter zurück. Dabei hat sie schon einmal zwei Kinder abgegeben...

Wie die „Bild“-Zeitung schreibt, habe Jutta bereits einmal das Sorgerecht abgeben müssen. Die 30-Jährige habe nämlich nicht nur – wie bei „Die Super Nanny“ gezeigt – drei, sondern fünf Kinder. Die zwei ältesten, nach Informationen der Zeitung 12 und 13 Jahre alt, seien bereits vor einiger Zeit von der Mutter weggeholt worden. Was genau vorgefallen ist, ist nicht bekannt. Um die zwei kleinsten Kinder, zwei Mädchen, kümmert sich Jutta (halbwegs) liebevoll. Doch auch in den beiden Fällen wird geprüft, ob sie bei der 30-Jährigen bleiben dürfen.

Trotzdem sagte Jutta am Mittwoch in „stern TV“: „Vor Weihnachten soll Justin wieder bei mir sein.“ Ob sich dieser „Wunsch“ erfüllt? Der zuständige Jugendamtsmitarbeiter zur „Bild“: „Justin ist bereits seit einem Monat in der Pflegefamilie, dort wird er erst einmal bleiben.“ Er schließe aber nicht aus, dass der Kleine trotz allem wieder zurück zu der Frau muss, die im Fernsehen gesagt hat, dass sie ihren Sohn manchmal hasse, keine Liebe für ihn empfinde und sich laufend von ihm provoziert fühle. „Kommende Woche werden wir wieder Gespräche mit ihr führen“, so der Mitarbeiter. Es sei aber natürlich auch möglich, dass der 30-Jährigen, die sich derzeit in einer Tagesklinik befindet und dort eine Therapie macht, das Sorgerecht komplett entzogen wird.

„Will lieber tot sein, als weiter mit meiner Mutter zu leben“
Die Vorgeschichte: Diplom-Pädagogin und „Super Nanny“ Katia Saalfrank war bei einer alleinerziehenden Mutter von drei kleinen Kindern zu Gast und wollte ihr – so zumindest das Vorhaben, bevor sie die vier kennenlernte – helfen, wieder besser mit ihrem Sohn Justin zurechtzukommen. Doch was sie in dieser Familie sah, ging ihr so zu Herzen, dass sie zum ersten Mal aufgeben musste und das Jugendamt alarmierte. Der Siebenjährige, der während der Sendung sagte, er wolle lieber tot sein, als weiter bei seiner Mutter zu leben, ist nun bei Pflegeeltern.

Es war erschreckend zuzusehen, wie der Siebenjährige von seiner Mutter laufend schikaniert, gedemütigt und auch geschlagen wurde. Nichts konnte der Kleine ihr recht machen. Kein liebes Wort gab es für ihn, während die 30-Jährige mit ihren zwei kleinen Töchtern (der zweijährigen Amelie und der 16 Monate alten Kira) zärtlich(er) umging. Die Kleinen wurden lieb geweckt, Justin wurde die Bettdecke weggerissen, er wurde schon in der Früh angeschrien, musste sich sein Frühstück und sogar seine Schuljause selber richten. Und auch nach der Schule war der erst Siebenjährige laufend im Einsatz: Er musste für seine kleinen Geschwister Fläschchen machen, zusammenräumen, ihre Sachen zusammensuchen.

Weigerte er sich einmal oder wollte er lieber spielen, was für einen Siebenjährigen wohl ganz normal ist, setzte es Beschimpfungen und Schläge. Einmal so heftig, dass Justins Brille kaputt ging, als seine Mutter ihm ins Gesicht schlug. Sie trete ihn auch, so der Bub zur „Super Nanny“, oder „stauke“ ihm ins Kreuz. Oft lag der Kleine vor körperlichem und seelischem Schmerz weinend auf seinem Bett bzw. seiner Matratze. Doch auch in diesen Momenten konnte er von der Mutter kein Mitgefühl erwarten.

Woran das liegt, das konnte die 30-Jährige weder sich noch Diplom-Pädagogin Katja erklären. Sie habe einfach keine Liebe für ihren Sohn übrig. Katia Saalfrank meinte auch: „Justin ist in dieser Familie gerade mal geduldet.“ Jutta fühlte sich durch jede einzelne Frage des Buben provoziert und reagiert heftig über. Erschreckend vor allem der Satz, den Justin zur „Super Nanny“ sagt: „Manchmal stelle ich mir vor zu sterben, das wäre besser, als weiter mit meiner Mama zu leben.“

Aus Angst, ihrem Sohn eines Tages noch etwas Schlimmeres anzutun, hat sich die 30-Jährige schließlich Hilfe bei Katia gesucht. Doch der ist bereits nach wenigen Stunden bei der Familie klar: Sie kann hier nicht helfen. Das Einzige, das sie tun kann, ist, mit Jutta zum Jugendamt zu gehen und dafür zu sorgen, dass Justin – zumindest vorübergehend – in einer Einrichtung oder einer Pflegefamilie unterkommt. Und so passiert es auch. Zumindest für ein paar Monate ist Justin nun ganz in der Nähe bei einer liebevollen Familie, die bereits einen Sohn hat, untergebracht.

Jedes zehnte Kind wird misshandelt
Erst am Dienstag wurde eine Studie vorgestellt, die ergab, dass etwa jedes zehnte Kind misshandelt wird – in den reichen Industrieländern! Schläge und andere körperliche Gewalt müssen in den reichen Ländern demnach jedes Jahr vier bis 16 Prozent der Kinder erdulden. Ein bis 15 Prozent der Kinder werden bedrohlich vernachlässigt, sodass ihre emotionalen und körperlichen Grundbedürfnisse nicht befriedigt werden. Sexuellen Missbrauch erleiden bis zu 15 Prozent der Mädchen und 5 Prozent der Buben vor dem 18. Geburtstag, wie die Mediziner um Ruth Gilbert vom University College London berichten.

Bild (c) RTL

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(Bild: kmm)



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