Sicherheitslücke

Taliban beschützen US-Truppen – und kassieren dafür

Ausland
08.10.2010 12:27
Haarsträubende Sicherheitsdefizite in Afghanistan: Wie ein Bericht der "New York Times" enthüllt, lassen sich die dortigen US-Truppen, ohne es zu ahnen, häufig von privaten Sicherheitsdiensten bewachen, die von Taliban-Handlangern betrieben werden. Dementsprechend landen die Gelder, die die Truppe für ihren eigenen Schutz ausgeben, direkt in den Taschen der Terroristen oder in den Kassen regionaler Warlords. Es geht um Milliarden.

Laut dem Bericht der "New York Times" unterhalten viele der privaten Wachleute auch Verbindungen zum iranischen Geheimdienst. Die Wachleute würden von US-Militärs und westlichen Sicherheitsunternehmen in Zusammenarbeit mit lokalen Subunternehmern und afghanischen Warlords angestellt, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Untersuchungen des Senats in Washington.

Diese Praxis bedeute nicht nur eine Gefährdung amerikanischer Soldaten auf den Stützpunkten. Eine Folge sei auch, dass massenweise US-Gelder in die Hände von Warlords mit Verbindungen zu den radikal-islamischen Aufständischen flössen, hieß es in dem Zeitungsbericht.

Pentagon zahlt Milliarden - und darf nicht mitreden
Obwohl es den privaten Sicherheitsdiensten Milliardensummen zahle, habe das US-Verteidigungsministerium keine Kontrolle über deren Personalpolitik, heißt es auch in einer am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung des verteidigungspolitischen Senatsausschusses. Das führe dazu, dass immer wieder auch Anhänger der Taliban als Wachleute angeheuert würden. In anderen Fällen zahlten die Wachfirmen Schutzgelder an die Islamisten.

Der Bericht zitierte den Fall des Sicherheitsdienstes ArmorGroup, der sein Wachpersonal mit Hilfe afghanischer Warlords rekrutierte, von denen einige mit den radikalislamischen Taliban verbündet wären. Einer der Kriegsfürsten sei bei einem amerikanisch-afghanischen Angriff auf sein Haus getötet worden, als dort gerade ein Taliban-Treffen stattgefunden habe. In einem Brief an den Ausschussvorsitzenden Carl Levin schrieb Verteidigungsminister Robert Gates, sein Ministerium kenne das Problem und habe bereits Gegenmaßnahmen ergriffen.

Den Angaben zufolge gibt es über 26.000 private Wachleute in Afghanistan, von denen 90 Prozent für US-Militär oder der amerikanischen Regierung arbeiten.

Immer wieder Anschläge
Die Taliban sind in Afghanistan trotz amerikanischer Offensiven immer noch sehr präsent. Immer wieder erschüttern Anschläge das Land. Bei einer Explosion in einer Moschee in Nordafghanistan ist zuletzt am Freitag der Gouverneur der Provinz Kunduz getötet worden. 14 weitere Menschen kamen ums Leben, als eine gewaltige Explosion das Gotteshaus in der Stadt Talukan erschütterte, wie der örtliche Polizeichef der Nachrichtenagentur AFP sagte. Die Ursache für die Explosion war zunächst unklar. Unter den Toten war den Angaben zufolge auch der Imam der Moschee. Der Gouverneur von Kunduz, Mohammed Omar, stammte aus der Provinz Tachar, deren Hauptstadt Talukan ist.

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