Kampf gegen IS

Die blutigste Schlacht steht im Irak erst bevor

Ausland
26.12.2015 10:37

Noch immer beherrscht der IS im Irak riesige Gebiete. Auch der Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten sowie der niedrige Ölpreis belasten das Land. Regierungschef Haidar al-Abadi steht unter massivem Druck. 2016 werden entscheidende Weichen gestellt.

Diesmal sind sich die irakischen Offiziere ganz sicher. Noch in diesem Jahr, verkündete das Verteidigungsministerium vor Kurzem, würden die Sicherheitskräfte Ramadi einnehmen, die Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat im Westen des Landes. Das Militär hat zwar schon häufiger angekündigt, die Befreiung der Provinzhauptstadt stehe unmittelbar bevor. Jetzt aber könnte die Vorhersage eintreffen. Nach monatelangen Kämpfen ist die Armee bis ins Zentrum Ramadis vorgedrungen. Der Sieg scheint nahe.

Wichtige IS-Hochburg Ramadi
Für das Militär und die Regierung des Irak wäre dies politisch, militärisch und symbolisch ein äußerst wichtiger Erfolg - für den IS hingegen eine schmerzhafte Niederlage. Ramadi ist bisher neben Mossul im Norden und Falluja im Westen mit die wichtigste Hochburg der sunnitischen Extremisten im Land. Sie liegt im Kerngebiet der irakischen Sunniten, wo die Dschihadisten unter der Bevölkerung die stärkste Unterstützung finden. Zudem führt von Ramadi aus eine wichtige Verbindung in die ostsyrische Stadt Deir al-Zor, ebenfalls ein wichtiges Zentrum der Terrormiliz.

Für Iraks Regierungschef al-Abadi ist ein Erfolg der Offensive im Westen fast schon überlebenswichtig. Hinter dem schiitischen Politiker liegt ein schwieriges Jahr mit vielen Rückschlägen. Zwar konnte die Armee mit der Hilfe schiitischer Milizen die Stadt Tikrit aus der Gewalt des IS befreien. Zugleich aber verlor sie Ramadi im Mai an die Extremisten - nach dem Verlust Mossuls vor mehr als einem Jahr eine weitere Schmach für das Militär und die Regierung.

Regierungschef unter massivem Druck
Politisch steht der Ministerpräsident massiv unter Druck. Al-Abadi ging in den vergangenen Monaten mehrere Reformen an, mit denen er Korruption und Günstlingswirtschaft bekämpfen will. Sie gelten als Grund dafür, dass die irakische Armee beim IS-Ansturm im Sommer 2014 wehrlos zusammenbrach. So verringerte al-Abadi die Zahl der Posten im Kabinett deutlich. Eine neue Kommission soll künftig Schmiergeldvorwürfen gegen Regierungsbeamte nachgehen. Auch die Sicherheitsstrukturen will al-Abadi umbauen, weshalb er zahlreiche Offiziere in Armee und Polizei feuerte.

Gegen die Reformen regt sich massiver Widerstand, vor allem unter schiitischen Politikern und Milizen, die um ihren Einfluss fürchten. Der Rückgang des Ölpreises macht dem Land zusätzlich schwer zu schaffen, schließlich speist sich der irakische Haushalt fast vollständig aus dem Verkauf des Rohstoffs. "Vor al-Abadi liegt im nächsten Jahr keine einfache Aufgabe, weil das Bündel an Problemen so riesig ist", sagt der irakische Analyst Ahmed al-Samrai. Das Land nehme derzeit eine "gefährliche Wende". Schon seit Längerem kursieren Gerüchte, al-Abadis Gegner wollten ihn stürzen.

Mossul als nächster Schlüsselpunkt
So dürften 2016 entscheidende Weichen für das Land gestellt werden. Ein Sieg in Ramadi würde dem Regierungschef den Rücken stärken. Sollte die Armee die Stadt befreien, will sich al-Abadi der nächsten großen Aufgabe zuwenden: der Eroberung Mossuls. Dann erst wird sich das Schicksal der Terrormiliz im Irak entscheiden. Dem Land droht eine lange und blutige Schlacht. Schon der Kampf um Ramadi läuft seit Monaten - dabei ist die Stadt mit einst rund 300.000 Einwohnern deutlich kleiner als die Millionenmetropole Mossul.

Video: So starten US-Jets zu den Angriffen im Irak

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