Aus 51 Ländern

Datenleck: 22.000 IS-Dschihadisten enttarnt

Ausland
10.03.2016 11:12

Der britische Fernsehsender Sky News hat nach eigenen Angaben die Daten von 22.000 mutmaßlichen IS-Dschihadisten zugespielt bekommen. Ein enttäuschtes ehemaliges Mitglied der Terrormiliz habe ein in Syrien gestohlenes elektronisches Speichermedium mit den Daten übermittelt, teilte der Sender am Mittwoch mit.

Laut Sky News habe der ehemalige IS-Kämpfer die Daten dem Chef des internen Sicherheitsapparats der Miliz gestohlen. Der Informant nenne sich Abu Hamed und sei von den syrischen Rebellen zum IS übergelaufen. Er habe den Dschihadisten kürzlich enttäuscht den Rücken gekehrt, da sich die Organisation nicht an die islamischen Regeln halte, an die er glaube. Dem Mann zufolge will der IS seinen jetzigen Hauptsitz vom syrischen Rakka in die zentralen Wüstengebiete des Landes und letztlich in den Irak verlegen, wo die Terrormiliz ihre Wurzeln hat.

Kampferprobt in Heimatländer zurückgekehrt
Ein Datensatz liste laut Sky News "Märtyrer" auf, die sich zu Selbstmordanschlägen bereit erklärt hätten und dafür trainiert worden seien. Unter den Männern seien viele, die gleich mehrfach unbehelligt durch "Risikoländer" wie den Jemen, Libyen, Pakistan und Afghanistan gereist seien. Da sie nicht kontrolliert und überwacht wurden, konnten sie im syrischen Bürgerkrieg kämpfen und danach wieder in ihre Heimatländer zurückkehren. Genau solche kampferprobten und radikalisierten Rückkehrer fürchten die Sicherheitsbehörden in westlichen Ländern.

Kämpfer aus insgesamt 51 Ländern verzeichnet
Auf dem USB-Stick seien die Daten von mutmaßlichen IS-Mitgliedern aus insgesamt 51 Ländern gespeichert, hieß es. In den Bögen, die Kämpfer vor einer Aufnahme in die Terrormiliz ausfüllen müssen, sind unter anderem Namen, Adressen, Telefonnummern und Angaben zur Familie enthalten. Insgesamt müssen die Anwärter 23 Fragen beantworten, wie auf einigen der von dem Sender veröffentlichten Bögen zu sehen ist.

Unter den übermittelten Namen seien auch die von bisher unbekannten Dschihadisten aus zahlreichen Ländern rund um den Erdball. Der Zeitung "Daily Mail" zufolge ist bis jetzt bekannt, dass von den Kämpfern 485 aus Saudi-Arabien, 375 aus Tunesien, 140 aus Marokko, 101 aus Ägypten, 35 aus Frankreich, 18 aus Deutschland, 16 aus Großbritannien und vier aus den USA stammen. Weitere 126 stammen aus dem Libanon, Belgien, Australien, den Niederlanden, Russland und Afghanistan.

Österreichisches Innenministerium hält sich bedeckt
Der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, wollte aus ermittlungstechnischen Gründen keinen Kommentar dazu abgeben, ob sich auch die Namen von Österreichern auf der Dschihadisten-Liste finden. Man stehe in dieser Sache aber auf europäischer Ebene in Kontakt mit anderen Behörden.

Experte spricht von "Goldgrube" für die Geheimdienste
Sky News erklärte, bereits die Behörden informiert zu haben. Ein Sicherheitsexperte des unabhängigen britischen Forschungsinstituts Rusi nannte den Datensatz eine "Goldgrube" für die Strafverfolgung der potenziellen Terroristen, die aus dem IS-Gebiet in ihre Heimatländer zurückgekehrt seien. Daraus, dass ein Mann die Daten gestohlen und den Medien weitergereicht habe, könne man aber nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Stimmung und Moral innerhalb der Organisation ziehen, sagte Shashank Joshi.

Salzburg: Flüchtlinge als Dschihadisten identifiziert
Unterdessen wurden auch zwei in Österreich inhaftierte Flüchtlinge als Dschihadisten identifiziert. Der Verdacht habe sich bestätigt, dass die beiden am 10. Dezember in einem Flüchtlingsheim in Salzburg festgenommenen Verdächtigen Dschihadisten seien, verlautete am Mittwoch nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP aus informierten Kreisen.

Bei den Männern, die Ende November in Salzburg eingetroffen waren, handelt es sich demnach um einen 28-jährigen Algerier und einen 34-jährigen Pakistaner. Die beiden sitzen nach wie vor in Untersuchungshaft.

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