Baby von Zug getötet

Vater: “Wir vermissen unsere Lilly alle so sehr”

Österreich
11.04.2015 10:23
"Ich kann nicht mehr weinen. Ich habe keine Tränen mehr." Diese tieftraurigen Worte sagt der Vater von Baby Lilly. Seine erst 18 Monate alte Tochter starb, als ihr Kinderwagen am Bahnhof Linz-Ebelsberg vom Sog gegen einen Güterzug gezogen wurde. Das kleine Mädchen war das Nesthäkchen der Familie, die völlig unter Schock steht. "Wir vermissen unsere Lilly alle so sehr", sagt der Vater. Freunde organisieren im Internet eine Spendenaktion.

"Eines möchte ich unbedingt sagen. Danke, dass es bei euch in der Zeitung zu keiner Schuldzuweisung gekommen ist. Das hilft uns sehr, vor allem aber auch meiner Frau." Mark M. aus Linz muss derzeit die schwersten Stunden in seinem Leben durchstehen. Denn zur Trauer um Baby Lilly, um das von allen geliebte Nesthäkchen der insgesamt fünfköpfigen Familie, kommt die Sorge um seine Frau, die sich nun fürchterliche Vorwürfe macht.

"Sie hat die Bremsen hunderprozentig gedrückt"
"Lilly war unser Nachzügler, die anderen Kinder sind schon neun, zehn und elf Jahre alt. Meine Frau wollte in die Stadt fahren, Unterlagen aufs Finanzamt bringen. Es war erst das zweite Mal, dass sie vom Bahnhof in Ebelsberg abfahren wollte, sie hat die Örtlichkeit nicht gut gekannt", berichtet der leidgeprüfte Vater und nimmt zu Verdächtigungen Stellung, dass seine Frau vergessen hätte, die Bremsen am Buggy zu fixieren: "Sie hat die Bremsen hundertprozentig gedrückt. Ich hab' sie gefragt, sie ist sich ganz sicher. Wenn man jeden Tag mit Kindern zu tun hat, dann geschieht so etwas ganz automatisch, das ist wie Zähneputzen, da denkt man gar nicht nach. Eine Zeitung hat geschrieben, gegen sie wird ermittelt. Meine Frau war so verzweifelt, sie wollte sich umbringen!"

"Warum müssen Züge so schnell durch einen Bahnhof fahren?"
Mark M. erzählt weiter: "Wir waren am Tag nach dem Unglück gemeinsam am Bahnhof. Wir haben den Wind gespürt, als die Züge durchgefahren sind. Ich verstehe das nicht, warum müssen die Züge so schnell durch einen Bahnhof fahren, wenn der ganze Bahnsteig vielleicht fünf, sechs Meter breit ist?"

Die ÖBB-Konzernkommunikation wollte offiziell vorerst nicht Stellung nehmen, meinte: "Die Staatsanwaltschaft ist die ermittelnde Behörde und hat die Unfallursache noch nicht festgestellt. An medialen Spekulationen nehmen wir nicht teil, wir empfinden sie als pietätlos."
Philip Christl von der Staatsanwaltschaft Linz erklärt dazu: "Wir warten noch auf den polizeilichen Abschlussbericht, bisher liegt uns nur ein kurzer Anlassbericht vor. Dann werden wir entscheiden, ob und gegen wen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt wird. Dabei werden alle Faktoren berücksichtigt. Diese Vorgangsweise ist üblich."

Freunde starteten Spendenaktion
Währenddessen sammeln Freunde im Internet Spenden. Denn die geschockte Familie kann jede Hilfe dringend brauchen. Mark M. ist selbstständig, er musste geplante Aufträge vorerst absagen. Immer wieder pilgern Freunde, Nachbarn, aber auch wildfremde Menschen zum Bahnsteig, zünden Grablichter mit Engelsköpfen an, bringen Blumen oder Stoffhasen. Die Anteilnahme ist riesig, denn das traurige Schicksal der kleinen Lilly geht zu Herzen.

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