"Krüppel" und "Idiot"

Behinderter über Jahre von Heeres-Sadistin gequält

Wien
05.05.2011 12:00
Er musste sich in der Militärbibliothek vor ihr hinknien und sich für den Job bedanken: "Danke, dass ich hier sein darf. Wo ich doch ein Krüppel bin." Er ist Johann Löbl, kleinwüchsig, behindert. Sie Frau D., Zwischenvorgesetzte beim Bundesheer in der Wiener Stiftskaserne. Dort hielt sich die Frau den Mann regelrecht als Sklaven, wie er sagt.

Johann Löbl ist körperbehindert, hat mit 1,52 Metern zu wachsen aufgehört. Seit 17 Jahren ist er beim Bundesheer. Vor ein paar Jahren kam Frau D. als eine Art Zwischenvorgesetzte - und der endlose Psycho-Terror begann.

Fast täglich musste er in ihr Zimmer kommen, sich manchmmal sogar hinknien, erzählte er der "Krone". Ein Bedankungs-Ritual, das an Unmenschlichkeit wohl nicht mehr zu überbieten ist. "Und ich wurde ständig beschimpft", so der 42-Jährige. "Als Krüppel, als Idiot, als Missgeburt und Säuferkind." Und das jahrelang.

Ein paar Auszüge aus seinem Mobbing-Tagebuch:

  • "Frau D. hat oft zu mir gesagt, dass ich der dümmste Krüppel bin und sie nicht versteht, wie so eine dumme Missgeburt überhaupt hier arbeiten kann."
  • Er musste immer wieder Privatangelegenheiten für die Sadistin erledigen: "Zur Putzerei gehen, einkaufen, Würstel holen."
  • Auf der Suche nach seinen Aufzeichnungen wurde sogar sein Tisch durchwühlt.

Ministerium: "Völlig ungebührliches Verhalten"
Laut Verteidigungsministerium, das am Donnerstag auf den "Krone"-Bericht reagierte, wurde die Bedienstete wegen "völlig ungebührlichen Verhaltens" mit disziplinären Maßnahmen belegt. Welcher Art die Disziplinarmaßnahmen sind, darüber wurden keine Angaben gemacht.

Ton und Verhalten der Mitarbeiterin der Militärbibliothek gegenüber dem Mann "mit besonderen Bedürfnissen" seien jedenfalls "nicht angemessen gewesen", sagte Bundesheersprecher Michael Bauer und verwies darauf, dass Vorgesetzte im März vergangenen Jahres darüber informiert worden seien, nachdem sich der Betroffene an eine Vertrauensperson gewandt hatte. Seit September habe es keine weiteren Vorfälle mehr gegeben, der 42-Jährige und seine Vorgesetzte arbeiten mittlerweile nicht mehr zusammen.

Laut "Krone" ist der Mann im Krankenstand. Die Volksanwaltschaft sei informiert worden, die FPÖ habe eine Anfrage an das Ministerium eingebracht.

von Michael Pommer (Kronen Zeitung) und krone.at

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