Echt oder Intrige?

Hinweise auf Arbeit Heinrich Harrers für die CIA aufgetaucht

Österreich
18.06.2012 15:31
War Heinrich Harrer, legendärer erfolgreicher Bergsteiger und Vertrauter des Dalai Lama, nicht nur Mitglied von SA, SS und NSDAP, sondern auch Mitarbeiter der CIA? Dem Journalisten und Autor Gerald Lehner seien Dokumente zugespielt worden, die nahelegten, dass Harrer in den 1950er-Jahren in der tibetischen Hauptstadt Lhasa für den US-amerikanischen Geheimdienst gearbeitet habe.

Bei den Dokumenten gehe es um zwei Briefe Harrers an den Ersten Sekretär der US-Botschaft in Indien, Fraser Wilkins, vom Juli bzw. August 1951. Die Botschaft habe diese Dokumente mit dem Vermerk "Secret" an das Außenministerium in Washington weitergeleitet und in 24 Punkten Kommentare zu Harrers Schreiben angefügt. Der Kernsatz, der auf eine längerfristige Zusammenarbeit des Kärntners mit den Amerikanern hinweise, finde sich unter Punkt drei der Kommentare: "Heinrich Harrer, der diskret und erfolgreich mehrere Missionen im Auftrag von amerikanischen Offiziellen in Indien in Bezug auf den Dalai Lama abgeschlossen hat, scheint das Vertrauen und die Treue des Dalai Lama zu genießen."

Dokumente aus WikiLeaks-Umfeld?
Laut Lehner gebe es zwei Möglichkeiten für die – anonyme – Quelle, die ihm diese Dokumente zugespielt habe. Einerseits könnte es sich um Personen aus dem Umfeld von WikiLeaks und dessen Gründer Julian Assange handeln. Andererseits könne es auch jemand sein, der etwas gegen Harrer habe und in den National Archives der USA in eben freigegebenen Dokumenten fündig geworden sei. Warum diese Person auf ihn gekommen sei, erklärte Lehner, Autor des Buches "Zwischen Hitler und Himalaya. Die Gedächtnislücken des Heinrich Harrer" (Czernin-Verlag), damit, dass seine Arbeit über Harrer in den USA und Kanada bekannt sei.

CIA-Engagement hätte zu US-Strategie gepasst
Das geheime Engagement der USA in Tibet gegen die Volksrepublik China unter Mao Tse Tung würde jedenfalls ihrer Strategie im Kalten Krieg in Europa durchaus entsprechen. Dort hatten die USA in westeuropäischen Staaten sogenannte Stay-Behind-Organisationen (SBOs) gegründet, die sich im Falle eines Angriffs des Warschauer Pakts überrollen lassen und hinter den feindlichen Linien einen Guerilla-Krieg organisieren sollten. In Friedenszeiten sollten diese Organisationen Bestrebungen kommunistischer Parteien unterlaufen, an der Macht in westeuropäischen Staaten zu partizipieren.

Frühere NS-Prominente hatten Nahbezug zu USA
In vielen Fällen waren an diesen SBOs frühere Mitglieder der NSDAP und anderer NS-Organisationen beteiligt. Die Prominentesten unter ihnen waren der "Schlächter von Lyon", Klaus Barbie, und General Reinhard Gehlen, der erste Chef des Bundesnachrichtendienstes in Deutschland. Die deutsche Autorin Renate Igel wies in ihrem Buch "Terrorjahre. Die dunkle Seite der CIA in Italien" darauf hin, dass die US-Agenten auch Anschläge wie jenen auf den Bahnhof von Bologna mit 85 Toten unterstützt haben könnten.

Erst vor etwas mehr als einer Woche hatte die "Süddeutsche Zeitung" über Verbindungen des Dalai Lama zur CIA berichtet. Unter anderem soll der Geheimdienst für die Ausbildung von tibetischen Guerilla-Kämpfern zuständig gewesen sein, die in Tibet gegen die chinesischen Besatzer kämpften. Der Dalai Lama selbst soll über Jahre hinweg finanziell unterstützt worden sein.

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