Erster Auftritt

Ex-Sahara-Geiseln sprechen über Entführung

Österreich
06.11.2008 14:39
Die beiden Salzburger Ex-Sahara-Geiseln Andrea Kloiber, die am Mittwoch ihren 44. Geburtstag feierte, und Wolfgang Ebner (51) sind am zum ersten Mal öffentlich vor die Medien getreten. Ebner schilderte dabei chronologisch die Ereignisse seit der Entführung am 22. Februar 2008 bis zur Freilassung am vergangenen Donnerstag.

Sie seien 30 Kilometer nördlich des Sperrgebietes in Tunesien von 21 Mujaheddin überfallen worden. "Wir wurden in einem Höllentempo nach Südtunesien verschleppt und in eine Dünenfestung verbracht, die sie mit schweren Waffen ausgestattet hatten. Alle waren mit Kalaschnikows bewaffnet", sagte Ebner im ORF-Interview.

Die Gruppe, die Al-Kaida-Extremisten angehört hätte, sei auf der Suche nach weiteren Touristen gewesen, um sie zu kidnappen. "Sie fragten nach Juden, Amerikanern, Dänen, Franzosen. Jene, die den ersten drei angehörten, sollten geschächtet werden, die Franzosen wollten sie entweder töten oder für sie ein Lösegeld verlangen."

Ebner wollte Selbstmord begehen
Die Mujaheddin seien streng muslimisch orientiert gewesen. "Nach dem Gesetz Gottes werden Frauen, Kinder und alte Männer nicht getötet, nicht angegriffen. Zu mir sagten sie: Du bist kein alter Mann." Er wollte am Anfang Selbstmord begehen, sagte Ebner, weil er sich dachte, dann käme Andrea nach Hause.

Schäferhunde am ersten Tag erdrosselt
Noch am Tag der Entführung hätten die Geiselnehmer die beiden Schäferhunde der Halleiner erdrosselt, an den nächsten beiden Tagen "haben sie über das Sperrgebiet hinaus weiter nach Touristen gesucht". Dann seien sie über Algerien nach Mali gezogen. "Wir waren Tag und Nacht unterwegs." Zugesetzt hätte ihnen das Klima, bis 54 Grad Celsius am Tag, in der Nacht habe es auf 37 Grad abgekühlt. "Das war unerträglich", so Ebner.

Zwei Monate nur Wasser und Brot
Die Ernährung "war zuerst ordentlich, dann gab es zwei Monate nur Wasser und Brot, dann 14 Tage Reis und Nudeln". Gazellenfleisch hätten sie auch erhalten. "Wir wurden respektvoll behandelt, es gab keine Übergriffe." Allerdings bezeichnete Ebner das Verhalten der Geiselnehmer Andrea Kloiber gegenüber als "Katastrophe": Sie sei nicht angesprochen worden und wäre völlig isoliert gewesen.

Winziger Lagerplatz
Der Lagerplatz der Geiseln war laut Ebner nur 1,5 Quadratmeter groß, "dort haben wir zwischen 9.00 und 18.30 Uhr im Schatten liegend verbracht". "Andrea war sehr oft krank, mit sehr starkem Blutverlust." Es habe immer wieder Informationen von den Mujaheddin gegeben. Die Befreiung sei überraschend gekommen, sie hätten sich auf ein, zwei Jahre eingestellt. "Ein Gruppe Tuareg hat uns abgeholt und nach Bamako gebracht."

Zu den Vorwürfen, er sei mit Kloiber in ein gefährliches Gebiet gefahren, meinte Ebner: Tunesien sei ein Kinderspielplatz oder wie Caorle. Er habe zudem am 25. Jänner beim zuständigen Gouvernement um eine Genehmigung angesucht. Zum Zeitpunkt der Geiselnahme seien sie bereits in Richtung Norden unterwegs gewesen: "Wir wollten zwei Tage baden gehen."

3.000 Euro für Erstinterviews
Rund um die Interviews der beiden gab es einige Aufregung, da Medien gegen Bezahlung offenbar eine "Langfassung" erstehen konnten. Angehörigen-Sprecher Mike Vogl erklärte am Mittwochabend, dass drei Medien jeweils 3.000 Euro für ein Erstinterview mit den Ex-Geiseln bezahlt hätten. Es handle sich dabei um zwei Tageszeitungen und ein Magazin. Die Summe, die auf ein Treuhandkonto kommt, wollen Andrea Kloiber und Wolfgang Ebner jenen Institutionen zur Verfügung stellen, die Geld für ihre Rückkehr ausgegeben haben, so der Angehörigen-Sprecher.

Die Intention der zwei Halleiner sei gewesen, ihre Geschichte nicht einem einzigen Medium zu verkaufen, sondern "Gutes mit dem Geld bewirken, etwas Sinnvolles machen. Sie sind froh, dass sie wieder da sind", sagte Vogl. Der ORF habe zugesagt, die Einnahmen aus dem internationalen Verkauf dem Treuhandkonto zur Verfügung zu stellen.

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